Das ipb in den Medien

Das Besondere ist die ungewöhnliche soziale Durchmischung. So kann es zu Situationen kommen, in denen queere, auch jüdische Menschen neben Menschen mit Hisbollah-Sympathien laufen. Eine Erkenntnis aus unseren Gesprächen ist, dass das drastische Vorgehen der Polizei bei den Kundgebungen diese sehr heterogenen Gruppen zusammengeschweißt hat. Gemeinsame Gewalterfahrungen haben immer etwas Verbindendes.


Tagesspiegel, 11.7.2025: Protest-Forscher über Gaza-Demos: „Das Auftreten der Polizei ist alles andere als deeskalativ“

Jannis Grimm (FU Berlin)

Am Nakba-Tag war Arzt von 15 bis 19 Uhr am Südstern in Berlin Kreuzberg. „Die Kundgebung hat friedlich begonnen“, erinnert er sich. „Ich frage mich, ob dies nicht auch so geblieben wäre, wenn der Aufzug nicht verboten worden wäre und so stundenlang innerhalb einer Polizeiabsperrung demonstriert worden wäre.“


Sueddeutsche Zeitung, 11.7.2025: Propalästinensische Proteste. Was geschah mit Polizist 24111?

Clemens Arzt (HWR)

Diese Art von »horizontalen« Protesten ist seit den Neunzigerjahren weitverbreitet. Es gibt bewusst keine Struktur, keine Sprecher, alles wird im Konsens beschlossen. […] »Der Aufstieg dieser horizontalen Proteste ging nicht zufällig mit dem Aufstieg des Internets einher«, sagt die Berliner Protestforscherin Lisa Bogerts. Das Internet selbst stand für ein Netz, in dem alle Knoten gleich sind, es keine Hierarchie gibt. Das ist zwar falsch, aber der Mythos hält sich bis heute.


Zeit Wissen, 04/2025: Protest: Sisyphus auf der Straße

Lisa Bogerts

„Das ist kein Entwurf, der sich um Freiheitsrechte bemüht. Es geht fast nur darum, die Polizei mit mehr Befugnissen zu Eingriffen in die Grundrechte auszustatten“, kritisiert Arzt. „Vieles ist überflüssig, vieles geht zu weit.“


die tageszeitung, 9.7.2025: Reform des Berliner Polizeigesetzes: Riskantes Manöver

Clemens Arzt (HWR Berlin)

Mittlerweile tragen immer öfter Menschen ihren Hass auch auf die Straße und meinen, dass es dort genauso „okay“ ist, Menschen zu beleidigen oder zu bedrohen, wie auf X. Darin werden sie maßgeblich bestärkt – beispielsweise durch Politiker, die populistische Diskurse bedienen oder in ihrer Sprache verrohen. Die Grenzen des Sagbaren haben sich in den letzten Jahren stark verschoben. Maßgeblich durch die AfD – aber nicht nur.


Redaktionsnetzwerk Deutschland, 9.7.2025: Immer mehr Hassrede: „Es gibt viel Zuckerbrot und wenig Peitsche“

Jannis Grimm (FU Berlin)

„Ich kenne kein anderes Bundesland, wo so rabiat gegen Versammlungen vorgegangen wird, wenn sich Leute mit Gaza solidarisch zeigen“, sagt Clemens Arzt.

[Der] Umgang des Berliner Senats mit den Protesten sei „Gift für den sozialen Zusammenhalt“ der Stadt, meint Jannis Julien Grimm. Der Protestforscher von der FU Berlin hat sich mit seiner Recherchegruppe in mehreren Studien mit den Protesten palästinensischer Sympathisanten und seinen Auswirkungen auf die Stadt beschäftigt. „Es fehlt nicht nur an Empathie, es gibt überhaupt keinen Versuch, sich zu verstehen.“ […] „Migrantische Gemeinschaften bis zum Späti-Besitzer fühlen, dass sie nicht mehr als normale Mitbürger wahrgenommen werden“, sagt Grimm, „sondern wie nach 9/11 plötzlich wieder als ‚die Anderen‘.“


Süddeutsche Zeitung, 29.6.2025: Propalästinensische Proteste„Es gibt diese überbordende Gewalt der Polizei“

Jannis Grimm (FU Berlin) und Clemens Arzt (HWR Berlin)

[Ove Sutter] gab zu bedenken, dass die Vision eines Restsees nur das „mächtige Bild der wirtschaftlichen und politischen Akteure“ sei, in der Diskussion und in der Kunst müssten aber auch alternative Visionen präsentiert werden. Sutter meinte, dass erst durch die Protestbewegung, etwa durch „Alle Dörfer bleiben“ die alternative Beteiligung an der Tagebauplanung bekannt wurde. Durch den Protest sei die Situation an den Tagebauen anders wahrgenommen worden.


Rheinische Post, 26.6.2025: Kritik an geplantem Tagebau-Dokuzentrum

Ove Sutter (Uni Bonn)

Ein Krieg, noch dazu ein Luftkrieg, ist für Demokratiebewegungen im Inneren so etwas wie der politische Super-GAU, der größte anzunehmende Unfall. Die Rechnung, wonach die inneren Feinde eines Regimes aufstehen, nachdem es aus der Luft geschwächt wurde, und den Rest erledigen, geht so nicht auf.


Zeit Online, 28.6.2025: Der GAU für jede demokratische Bewegung

Tareq Sydiq (Uni Marburg)

Wir haben seit den 60er Jahren eine zunehmende Anzahl von Protesten weltweit. Wir haben auch in westeuropäischen Staaten erlebt, dass im Zuge von 68 viel protestiert wurde, auch mehr protestiert wurde. Wir haben gesehen, dass in vielen anderen Ländern das Engagement auf der Straße zugenommen hat in den letzten Jahren eine ganz andere Sichtbarkeit erlebt.


SRF 1, 24.6.2025: Morgengast: Tareq Sydiq, Autor und Protestforscher

Tareq Sydiq (Uni Marburg)

Grimm hat gemeinsam mit einem Team von Forschenden seit dem 7. Oktober 2023 Palästina-Solidaritätsproteste in den größten deutschen Städten Berlin, Köln, München und Hamburg analysiert. Er erkennt bei der Meinungs- und Versammlungsfreiheit bei diesen Protesten besorgniserregende Tendenzen. „Wir beobachten, dass es starke Einschränkung in vielen Städten gab, insbesondere in Berlin.“


rbb24, 20.6.2024: Europarat sieht Meinungsfreiheit bei Gaza-Demos eingeschränkt

Jannis Grimm (FU Berlin)