Seit 2018 schreiben Autor*innen des ipb in einer eigenen Rubrik des Forschungsjournals Soziale Bewegungen: “ipb beobachtet”. Die Rubrik schafft einen Ort für pointierte aktuelle Beobachtungen und Beiträge zu laufenden Forschungsdebatten und gibt dabei Einblick in die vielfältige Forschung unter dem Dach des ipb.
Bisher sind folgende Beiträge erschienen, die alle auch auf unserem Blog zu lesen sind:
- Débora Medeiros und Renata Motta (4.2019): Repression und Widerstand – Soziale Bewegungen und Bewegungsforschung in Brasilien
- Aletta Diefenbach, Philipp Knopp, Piotr Kocyba und Sebastian Sommer (3.2019): Kritische Wissenschaft und rechte Bewegungen als Forschungsgegenstand
- Elias Steinhilper (2.2019): Zur Re-Dynamisierung migrationsbezogener Bewegungsforschung
- Roland Roth und Dieter Rucht (1.2019): Bewegung in der Bewegungsforschung
- Sabrina Zajak (4.2018): Das transformative Selbstexperiment in der Bewegungsforschung
- Jannis Grimm (3.2018): Im Fadenkreuz: Bewegungsforschung im Nahen Osten und Nordafrika
- Simon Teune und Peter Ullrich (1-2.2018): Zwischen politischem Auftrag und politischer Positionierung
Der folgende Text von Christoph Sorg erschien unter dem Titel “Kapitalismus und Bewegungsforschung” im Forschungsjournal Soziale Bewegungen, Jg. 33, Heft 1.2020. Der Autor ist Mitglied des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung. Kontakt: christoph.sorg@hu-berlin.de.
Mit der Blase des US-Häusermarkts platzte 2007/08 auch die Annahme weiter Teile der Sozialwissenschaft, dass die strukturierende Kraft kapitalistischer Widersprüche wie auch Massenmobilisierung auf Klassenbasis der Vergangenheit angehörten – einer Vergangenheit lange vor dem Triumph der Wohlfahrtsstaaten der Nachkriegszeit. Die US-amerikanische Immobilienkrise weitete sich rasant in eine nationale Finanzkrise aus. Über die dichten Vernetzungen der globalen Finanzmärkte schwappte sie auch auf die andere Seite des Nordatlantiks über. Im Zuge der Rezession der großen Ökonomien des globalen Nordens erreichte die Krise schließlich die Exportmärkte südlicher Ökonomien und wurde so zu einer globalen Wirtschaftskrise.
Seit 2010 formierten sich daraufhin neue Protestbewegungen von Tunis bis Madrid und New York. Diese artikulierten neben politischen Forderungen auch sozio-ökonomische Unzufriedenheit, erhielten wichtige Unterstützung von Arbeiter*innen und Gewerkschaften und schufen Räume zur Herausbildung neuer Formen klassenbasierter Identitäten und Diskurse.
Wie die neoklassische Ökonomik und ihre Annahme einer Selbstregulierung der Märkte von der Wirtschafts- und Finanzkrise herausgefordert wurde (Caballero 2010), wie die Nahostwissenschaft und ihre These vom Exzeptionalismus arabischer Autokratien von den dynamischen Protestbewegungen des Arabischen Frühlings zur Selbstreflexion gezwungen wurde (Grimm 2018), so forderte die neue Mobilisierung auch die Bewegungsforschung heraus. Diese musste sich den Vorwurf gefallen lassen, die Relevanz des Kapitalismus für die Entstehung sozialer Bewegungen im 21. Jahrhundert unterschätzt zu haben.
Bereits 2009 hatten Gabriel Hetland und Jeff Goodwin auf diese Leerstelle in ihrem Artikel „The Strange Disappearance of Capitalism from Social Movement Studies“ hingewiesen. Die finale Fassung erschien 2013 als Buchkapitel in „Marxism and Social Movements“. Obwohl die erste Version des Artikels bereits vor den Platzbesetzungen von 2010/11 entstand, erlangte der Text infolge der neuen Mobilisierungen unerwartete Popularität in Teilen der Bewegungsforschung. Die Notwendigkeit des „bringing capitalism back in“ wurde in den folgenden Jahren auch von anderen Bewegungsforscher*innen bekräftigt (Cox/Nilsen 2014; Karatasli/Silver 2015; Gagyi 2015; della Porta 2015; 2017; Chironi et al. 2017; Zajak/Sorg 2019). Diese rüttelten damit nicht zuletzt auch an den ureigenen Wurzeln des eigenen Forschungsfelds.
Die Bewegungsforschung kann von der Kapitalismusforschung lernen
Die soziale Bewegungsforschung hatte sich im Zuge der „neuen sozialen Bewegungen“ als eigene Disziplin in dezidierter Abgrenzung zum zeitgenössischen Marxismus gegründet (wie auch zum Strukturalismus-Funktionalismus; della Porta/Diani 1999: 8ff). Der Marxismus kriselte seit den 1970er Jahren in der gesamten Sozialwissenschaft, dem Höhepunkt des erkämpften Klassenkompromisses der Nachkriegszeit (vermeintlich) jene materiellen Grundlagen infrage stellten, die die Popularität des Marxismus selbst begünstigt hatten. Schließlich ermöglichte die Entstehung „fordistischer“ Wohlfahrtsstaaten (zumindest im globalen Norden) eine kontinuierliche Steigerung der Löhne, öffentliche Infrastruktur in den Bereichen Bildung, Wohnen und medizinische Versorgung und eine (weitgehende) Lenkung der Konflikte zwischen Kapital und Arbeit in staatlich regulierte Arenen.
Im Zuge dieser Entwicklungen sowie der Entstehung neuer (oft universitär gebildeter) Mittelschichten erklärt sich der Aufstieg neuer kultureller und post-materialistischer Bewegungen, die gerne als „neue“ soziale Bewegungen bezeichnet werden (Melucci 1980; Touraine 1981; Offe 1985). Die Forderungen dieser Bewegungen drehten sich häufig (wenn auch keinesfalls ausschließlich) um (post-materielle) Fragen von Autonomie und der Anerkennung von Identität, anstatt primär um die Verteilung von Ressourcen.
Angesichts dieser gesellschaftlichen Umbrüche wandte sich das entstehende Feld der Bewegungsforschung gegen den Determinismus, Ökonomismus und Klassenreduktionismus vieler zeitgenössischer Marxist*innen. Ihre Forderung: Das Klassenverhältnis zwischen Kapital und (Lohn)Arbeit als vermeintlicher Hauptwiderspruch sollte gleichberechtigt an die Seite einer Vielzahl sozialer Kategorien gestellt werden, die es gleichermaßen zu erforschen gelte. Zudem widersprachen empirische Beobachtungen der jungen Bewegungsforschung der impliziten Annahme vieler Marxist*innen, Ausbeutung führe zwangsläufig zu Mobilisierung (della Porta/Diani 1999; McAdam/Tilly/Tarrow 2001: 15). Hieraus speiste sich die starke Ablehnung speziell gegenüber marxistischen Konzepten, die sich in den Folgejahren innerhalb der Disziplin etablierte und gewissermaßen zum „Gründungsmythos“ der Bewegungsforschung wurde (Gagyi 2015).
Jüngere Wissenschaftler*innen (wie auch der Autor dieses Textes) empfinden diese Haltung einiger etablierter Bewegungsforschender gelegentlich als befremdlich. Nicht zuletzt auch deshalb, da viele der frühen Klassiker der Bewegungsforschung (e.g. Tilly 1978; Skocpol 1979; McAdam 1982) trotz ihrer dezidierten Ablehnung des zeitgenössischen Marxismus weiter direkt oder indirekt von klassen- und kapitalismustheoretischen Kategorien beeinflusst waren.
Hetland und Goodwin (2013) diagnostizierten in ihrem Text indes, dass dieser Einfluss über die Jahre fast gänzlich verschwand. Sie illustrieren diese Beobachtung anhand einer Inhaltsanalyse von Artikeln in den beiden führenden englischsprachigen Zeitschriften für Bewegungsforschung seit ihrem jeweiligen Gründungsjahr (ebd.: 86 ff). Konkret untersuchten sie die Abstracts und Überschriften aller Artikel, die zwischen 1997 und 2007 in „Mobilization“ bzw. zwischen 2002 und 2007 in „Social Movement Studies“ publiziert wurden. Die Worte „Klassenkonflikt“ und „Klassenkampf“ fanden sie dabei in keiner der beiden Zeitschriften wieder. Lediglich das Wort „Kapitalismus“ findet sich in einem Abstract der 183 Artikel in Mobilization, bzw. in einer Überschrift sowie in drei Abstracts der 71 Artikel in Social Movement Studies.
Weiter untersuchten sie 19 Bücher und 11 Artikel, die von der Sektion „Collective Behavior and Social Movements“ der American Sociological Association zwischen 1988 und 2010 mit Preisen geehrt wurden. Hier fanden Goodwin und Hetland (2013: 88) lediglich zwei Bücher, die sich mit den Dynamiken des Kapitalismus auseinandersetzten. Als letztes empirisches Indiz für den Einflussverlust marxistischer Theorie führen die Autoren an, dass der Kapitalismus auch in den wichtigsten Einführungswerken und Handbüchern der Bewegungsforschung kaum eine Rolle spiele.
Sie vermuten, dass dieser Sachverhalt symptomatisch für den generellen Niedergang des Marxismus in den Sozialwissenschaften, aber auch die Konsequenz einer starken Fokussierung auf kulturelle Mikro- und Meso-Perspektiven sei. Auch sei es möglich, dass Forschende entsprechendes Vokabular vermeiden, da sie Angst hätten, nicht publiziert zu werden oder keine festen Stellen zu bekommen. Eine Ursachenanalyse ist jedoch nicht das Ziel ihres Artikels. Goodwin und Hetland möchten die Leser*in stattdessen davon überzeugen, dass das Verschwinden des Kapitalismus aus der Forschung zu sozialen Bewegungen negative Folgen für deren Verständnis habe (ebd.: 91), denn:
- Kapitalistische Dynamiken erleichtern oder hemmen die Bildung neuer kollektiver Identitäten oder Solidaritäten.
- Der wirtschaftliche Kontext ist ein wesentlicher Faktor für die historische Entwicklung von Bewegungen und ihre Chancen auf Erfolg.
- Interne Klassenfraktionen können Bewegungen beeinflussen und das Kräfteverhältnis zwischen den Fraktionen kann Ziele, Framing und Strategien der Bewegungen formen.
- Mit kapitalistischen Institutionen und Praktiken verbundene Ideologien und kulturelle Praktiken können die Strategien und Ziele von Bewegungen beeinflussen.
Diese vier Aspekte illustrieren Goodwin und Hetland exemplarisch anhand der Geschichte der LGBT-Bewegungen (ebd.: 92 ff.): Erstens machte erst die Expansion der Lohnarbeit ein Überleben jenseits der heterosexuellen Kleinfamilie für Teile (!) der Gesellschaft möglich. Gleichzeitig habe die zunehmende Urbanisierung infolge kapitalistischer Industrialisierung Räume für Gemeinschaft auf Basis von Sexualität oder Lifestyle geschaffen. Zweitens zeige eine Analyse verschiedener LGBT-Bewegungen, dass der Erfolg von Arbeiter*innenbewegungen und ihrer kollektiven Organisationen ein wichtiger Faktor für den Erfolg von LGBT-Forderungen war. Drittens hätten Klassenverhältnisse innerhalb der LGBT Bewegungen auch ihre Ziele und Strategien beeinflusst. Viertens illustriere die unternehmerische Aneignung von LGBT-Kämpfen, wie kapitalistische Ideologien und Framings Bewegungen beeinflussen können.
Bei aller Rüge betonen Goodwin und Hetland, dass ihr Text keinesfalls eine Fundamentalkritik der Bewegungsforschung oder bestimmten Ansätzen wie Framing- oder Netzwerkanalyse sei. Vielmehr plädieren sie für eine Symbiose zweier Forschungsfelder. Die dabei wichtigste Frage ist natürlich, wie eine solche Symbiose aussehen könnte. Es lässt sich aus meiner Sicht beobachten, dass der aktuelle Stand der Debatte darauf keine finale Antwort, sondern bestenfalls einige interessante Ansätze ergibt. Diese im Detail aufzuschlüsseln würde den Rahmen dieses Kommentars sprengen. Deshalb sei im Folgenden lediglich auf einige Anknüpfpunkte aus der jüngeren Kapitalismusforschung verwiesen.
Anknüpfungspunkte in der Kapitalismusforschung
Seit dem Abgesang des orthodoxen Marxismus hat sich vor allem in der kritischen politischen Ökonomie viel getan: von der Wiederentdeckung Gramscis, Polanyis und (teils) Poulantzas (Cox 1983; Arrighi/Silver 2003; Brand 2013) zu materialistischer Staatstheorie (Hirsch 2003), von Werttheorie und neuer Marxlektüre (Postone 1993) zu Weltsystemtheorie (Wallerstein 2004), Regulationsansatz (Aglietta 1979), Post-Operaismus (Hardt/Negri 2000), autonomem Marxismus (Holloway 2002), post-kolonial und feministisch inspirierter, globaler Arbeitsgeschichte (van der Linden 2008), Post-Keynesianismus (Robinson 1956), kultureller politischer Ökonomie (Jessop/Sum 2013) oder sozialer Reproduktionstheorie (Bhattacharya 2017). Sollte das Ziel einer neuen Symbiose von Kapitalismus- und Protestforschung nicht eine Rückkehr zu Determinismus, Ökonomismus und Klassenreduktionismus sein, so wird sich die Bewegungsforschung mit diesem Pluralismus auseinandersetzen müssen. Dabei helfen Anknüpfpunkte, die innerhalb der kritischen politischen Ökonomie selbst für eine Synthese mit Protest- und Bewegungstheorien geschaffen wurden (z.B. Hardt/Negri 2004; Holloway 2010; Brandt/Heigl 2011; Huke/Clua-Losada/Bailey 2015; Kioupkiolis 2017; Webber 2019).
Besonders ertragreich erscheint mir die Kritik einiger Kapitalismus-Theoretiker*innen an ihrer eigenen Zunft: Ein kontinuierlicher Fokus auf Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnisse vergisst schnell, dass Herrschaft stets unvollständig ist und häufig angefochten wird; dass Beherrschte also auch „Agency“ haben (Huke/Clua-Losada/Bailey 2015). Hier zeigt sich nämlich, dass nicht nur die Bewegungsforschung von einer Auseinandersetzung mit der Kapitalismusforschung profitieren kann, sondern dass die beiden Felder komplementär voneinander lernen könnten und sollten.
Nikolai Huke, Mònica Clua-Losada und David Bailey kritisieren etwa Tendenzen in der kritischen politischen Ökonomie, Analysen des Kapitalismus auf die Handlungen von Eliten zu verkürzen, kapitalistische Institutionen als (widerspruchsfreie) Räume zur (erfolgreichen) Sicherung von Herrschaft zu verklären und Widerstand lediglich auf die Existenz von gegen-hegemonialen Parteien, Massenbewegungen oder messbaren Reformen zu überprüfen (ebd.: 3-7). Als Alternative schlagen sie eine „disruptions-zentrierte“ politische Ökonomie vor, die ihren Fokus auf die konstituierenden, kreativen Aktivitäten von Arbeiter*innen legt. Ihr breit definierter und intersektioneller Arbeitsbegriff schließt eine Vielzahl an schaffenden und reproduzierenden Tätigkeiten jenseits andro- und eurozentristischer Lohnarbeit mit ein. Ein disruptions-zentrierter Ansatz untersuche primär die ergebnisoffene Interaktion von disruptiven und kreativen Praktiken der Arbeit*innen von unten – nicht nur die (oft prekären) Versuche von oben, Kontrolle, Dominanz und Herrschaft zu sichern. Ein solcher Ansatz konzentriere sich dabei nicht (nur) auf sichtbare Formen von Widerstand, sondern auch auf eine Vielzahl von disruptiven Alltagspraktiken.[i]
Das Mantra der Bewegungsforschung des „grievances do not always entail movements“ ließe sich aus dieser Perspektive in eine Frage umformulieren, wann „grievances“ denn kollektives oder nicht-kollektives Handeln nach sich ziehen – und in welcher konkreten Form? In einer langen Fallstudie der europäischen Integration sowie der gegenwärtigen Krise in Europa illustrieren Huke, Clua-Losada und Bailey (Huke/Clua-Losada/Bailey 2015) diese Perspektive. Beispielsweise argumentieren sie, dass neoliberale Reformen als Antwort auf wachsende Arbeitskosten – selbst eine Antwort auf die Forderungen marginalisierter Gruppen – zur Erhöhung von Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit konzipiert waren. Dieser Versuch wurde in der Folge aber durch sichtbaren Protest, aber eben auch durch weniger sichtbare Praktiken sabotiert. Zu letzteren zählen sie u.a. höhere Abwesenheit vom und sinkende Disziplin am Arbeitsplatz, aber auch schulden-finanzierten Konsum und reduzierte Arbeitszeiten.
Was ist der Kapitalismus? Und wenn ja, wie viele?
Zum Anlass der Publikation der Taschenbuchausgabe des bereits erwähnten Sammelbandes „Marxism and Social Movements“ (Barker et al. 2013) trafen sich Jeff Goodwin und James Jasper 2014 zu einer Debatte zum Thema „Do Scholars of Social Movements Need Marxism“.[ii] Dabei spekuliert Jasper, dass Charles Tilly den „Kapitalismus“ mit der Zeit vermutlich daher aus seinem akademischen Wortschatz verbannte, weil er ihm für konkrete Operationalisierung zu groß, abstrakt und unpraktisch geworden sei. Er schneidet damit eine verbreitete Problematik an: Die Vogelperspektive des Kapitalismus eines sich über Jahrhunderte globalisierenden Weltsystems (Silver 2003; Wallerstein 2004) verliert viele Widersprüchlichkeiten, kleine Handlungen und Akteure aus dem Blick (vgl. auch Tilly 1984). Das Problem liegt dabei wiederum in bestimmten Theorien des Kapitalismus. Schließlich beginnt das Kapital selbst nicht ohne Grund mit dem Mikro-Konzept der Ware und auch die Ethnographien Michael Burawoys (2000; 2009) zeigen, dass Theoretisierungen des Kapitalismus nicht zwangsläufig Vogelperspektiven nach sich ziehen.
Das Konzept „Kapitalismus“ (ähnlich dem „Neoliberalismus“) leidet oft darunter, dass es entweder gar nicht definiert wird, oder dass verschiedene Definitionen existieren. Eine potenzielle Definition wird zudem dadurch erschwert, dass der Alltagsgebrauch des Wortes viele Assoziationen hervorruft: Markt, Gier, Unmoral, Effizienz etc. Besonders verbreitet ist die Gleichsetzung von Kapitalismus und Markt(wirtschaft). Ihr entgegnen Anthropologie, Weltsystemtheorie sowie Marktsozialist*innen gerne, dass Märkte sehr viel älter als der Kapitalismus sind und auch ohne Privateigentum oder andere dem Kapitalismus eigene Institutionen denkbar wären.
Holistischere Ansätze definieren den Kapitalismus beispielsweise klassisch als eine historische Produktions- und Lebensweise, die Warenproduktion durch „freie“ Lohnarbeit für einen Markt impliziert: „frei“ im rechtlichen Sinne als auch frei von sozialem Schutz, also frei zu verhungern. Feminist*innen und Weltsystemtheoretiker*innen – wie der vor kurzem verstorbene Immanuel Wallerstein – halten entgegen, dass freie Lohnarbeit nur die Spitze eines Eisbergs verschiedenster Arbeitsformen im real existierenden Kapitalismus darstellt, die zudem für Unternehmer*innen nicht besonders lukrativ ist (Federici 2004; Wallerstein 2004; Van der Linden 2008). Daher sieht Wallerstein (2004) das zentrale Merkmal des Kapitalismus darin, dass seine Institutionen stets die endlose Akkumulation des Kapitals begünstigen. In anderen Worten: Wer nicht nach den Regeln des endlosen Wettbewerbs spielt, wird früher oder später vom Markt verschwinden.
Einen vielversprechenden Ansatz bietet uns Nancy Fraser (2014), die das Meta-Konzept „Kapitalismus“ in verschiedene, kleinere Variablen zerteilt. Das erleichtert zum einen empirische Forschung und Diskussion jenseits ideologisch aufgeladener Terminologie. Zum anderen vermeidet es eine Identifikation des Kapitalismus mit nur einer seiner Dimensionen. Konkret sieht Fraser vier verschiedene Pfeiler im Vordergrund des Kapitalismus. Erstens das Privateigentum an den Produktionsmitteln. Zweitens einen doppelt freien Arbeitsmarkt im oben beschriebenen Sinne. Drittens die endlose Akkumulation des Kapitals. Viertens die Zentralität von Markt und Warenproduktion. Sie ergänzt diese zentralen Institutionen des Kapitalismus durch drei notwendige Hintergrund-Dynamiken: femininisierte Reproduktionsarbeit, gesellschaftliche Naturverhältnisse sowie die politische Autorität territorialer Staaten. Mit Hintergrund ist dabei nicht gemeint, dass diese weniger wichtig seien, sondern dass die Hegemonie von Markt und Warenproduktion die Bedeutung dieser Hintergrund-Dynamiken verschleiert.
Die nächsten Schritte
Der Zweck dieses Artikels ist es nicht, die Leser*in speziell vom disruptions-zentrierten Ansatz oder Frasers konkreter Definition des Kapitalismus zu überzeugen. Wichtiger ist mir der generelle Punkt, dass eine Rückkehr des Kapitalismus in die Bewegungsforschung ihn in seinen verschiedenen Dimension wie Warenproduktion, Wachstum und Reproduktion für Forschung greifbar machen muss. Diese verschiedenen Dimensionen müssen in Interaktion mit den kollektiven und nicht-kollektiven Aktivitäten von einer Vielzahl von subalternen Subjekten verstanden werden. Auf dieser Basis ließen sich Theorien von Kapitalismus, Protest und Bewegung formulieren, die nicht in die Falle von Ökonomismus, Determinismus und Klassenreduktionismus tappen.
Auf einem solchen Fundament können auch größere strukturelle Prozesse in den Blick genommen werden. Kapitalismus und Mobilisierung unterscheiden sich in Zeit und Raum, jedoch gibt es gleichzeitig strukturelle Prozesse, die unterschiedliche Orte und Momente zueinander in Beziehung setzen. Der in Forschungsfragen populärste jener großen Prozesse ist sicherlich der Neoliberalismus, dessen Analysen nun teils unter dem Label Austerität weitergeführt werden (della Porta 2015; Huke/Clua-Losada/Bailey 2015; Flesher Fominaya 2017; Hayes 2017). Andere von der Forschung identifizierte Makro-Trends wären u.a. Finanzialisierung (Krippner 2011; Friesen 2012; Sorg 2019), Digitalisierung (Woodcook 2017; Evers/Gerber/Krzywdzinski 2018; Cini/Goldmann im Erscheinen) oder die vermeintliche Entstehung eines grünen Kapitalismus (Dawson 2010; Martínez-Alier 2012; Bullard/Müller 2012; Brand/Krams 2018).
Empirische Forschung kann dabei untersuchen, wie Transformationen des Kapitalismus von Bewegungen angetrieben werden, welche Folgen sie für Bewegungen haben oder auch, wie Ungleichzeitigkeit und räumliche Unterschiede innerhalb großer transnationaler Prozesse zu Hybridisierung (zwischen lokalen Praktiken und globalen Prozessen) führen können. Zu den Erklärungsansätzen für räumliche Unterschiede zählen relationale Modelle wie Zentrum-Peripherie-Prozesse innerhalb derselben Struktur (Arrighi/Hopkins/Wallerstein 1989; Bohle/Greskovits 2012), aber auch komparative Perspektiven wie „Varieties of Capitalism“ (Hall/Soskice 2001) oder „Comparative Capitalism“ (Nölke 2019). Zeitliche Unterschiede treten in Form von Ungleichzeitigkeit innerhalb desselben Prozesses (Levi-Faur 2005; Harvey 2005) oder zeitlich voneinander getrennten Phänomenen (Arrighi/Silver 2003; Jessop/Sum 2006) auf.
Zurück auf der Meso- und Mikro-Ebene lieferte Donatella della Porta (2015) eine hilfreiche Illustration, wie kapitalistische Transformation mit zentralen Konzepten der Bewegungsforschung in Beziehung gesetzt werden kann. Sie interpretiert die Platzbesetzungen von 2011 als breite Koalition von Menschen, die sich als Opfer von Austerität sahen und sich im Gegensatz zur wahrgenommen Unmoral des neoliberalen Kapitalismus und der dort erfolgenden Isolierung als große, solidarische Mehrheit konstituierten. Entlang diesem Selbstverständnis entwickelten sie partizipatorische und horizontale Organisationsrepertoires, die wiederum im Kontrast zu den (als korrupt und gegenüber dem Markt nachlässig wahrgenommenen) politischen Institution stehen sollten.
Ein kurzer Ausblick
Den Ausgangspunkt einer neuen Synthese von Kapitalismus- und Bewegungsforschung muss aus meiner Sicht eine breitere Definition von Klasse bilden, die in komplexer Interaktion mit verschiedenen Identitäten gedacht wird. Subalterne Agency muss von unten als gestaltende Kraft in die Perspektive integriert werden; sie muss in Relation zu den verschiedenen Institutionen eines wiederum breit (aber klar) definierten Kapitalismus gesetzt werden.
Es wird vermutlich noch eine Weile dauern, bis sich klarere Schlussfolgerungen aus der Debatte um die „strange disappearance“ ziehen lassen. Verschiedene Ansätze und Projekte wuchsen erst langsam und dabei meist voneinander isoliert. Immerhin: Konkrete Forschungsnetzwerke finden sich bereits in Florenz, wo sich rund um das Centre for Social Movement Studies (COSMOS) an der Scuola Normale Superiore eine Kapitalismus-Lesegruppe gebildet hat (Chironi et al. 2017). In New York versuchen Forscher*innen wie Jeff Goodwin, John Krinsky oder Michael Schwartz ebenfalls, Räume für kapitalismuskritische Bewegungsforschung zu schaffen (Goodwin/Schwartz/Tyagi 2012; Krinsky 2013). Im März 2020 planen Nada Matta und Jeff Goodwin eine Konferenz zum Thema „Capitalism and Contention“. Von Seiten kritischer politischer Ökonomie finden sich v.a. im Critical Political Economy Research Network (CPERN) der European Sociological Association spannende Ansätze und Netzwerke.
Besonders erwähnenswert sind in Deutschland u.a. das International Center for Development and Decent Work in Kassel sowie das Degrowth Forschungskollegium im Jenaer DFG-Kolleg „Landnahme, Beschleunigung, Aktivierung. Dynamik und (De-)Stabilisierung moderner Wachstumsgesellschaften“. Unabhängig von dem konkreten Ort sind es oft jüngere Sozialwissenschaftler*innen, die in ihren Einsichten aus Kapitalismus- und Bewegungsanalyse keinen Widerspruch sehen (e.g. Bonfert 2016; Vestena 2017; Engelhardt/Moore 2017; Sorg 2019; Cini/Goldmann im Erscheinen).
Bewegungen selbst produzieren gleichzeitig mehr als genug Wissen und Diskurse, an die kritische Forschung anschließen könnte. Man denke nur an die Debatten um eine „neue Klassenpolitik“ (Taylor 2017; Schwerdtner 2018; Friedrich 2018), um Reproduktionsarbeit (Plan C 2018; Werkstatt Care Revolution 2018; Neumann/Winkler 2019) oder eine Digitalisierung für alle (Ums Ganze 2016; BUNDjugend 2018), sowie an Mietenbewegungen (Interventionistische Linke 2018), Klimagerechtigkeit (Cabello 2015) oder transnationale Arbeiter*innen-Mobilisierung jenseits „traditioneller“ Lohnarbeit (TSS Platform 2016). Für viele Bewegungen ist es eine strukturelle Notwendigkeit, den Zusammenhang kapitalistischen Alltags und politischer Mobilisierung zu theoretisieren.
Aus der Erfahrung der jüngsten Konferenz „Class without consciousness“ an der SNS Florenz darf man mit Blick auf die kommende Jahrestagung des IPB zum Thema der sozialen Frage(n) optimistisch sein. Die Konferenz in Florenz erhielt so viele interessante Einreichungen, dass die Organisierenden das Format kurzerhand dramatisch ausweiteten.
Christoph Sorg ist Sozialwissenschaftler und Mitglied des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung (ipb). Er beschäftigte sich 2019 als Visiting Researcher an der New York University mit dem Thema dieses Textes. Kontakt: christoph.sorg@hu-berlin.de
Literatur
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[i] Der Ansatz erinnert stark an Asef Bayats „Social Non-Movement“. Zu Überschneidungen und Unterschieden zwischen den Ansätzen siehe Bayat 2010: 21ff.
[ii] https://www.youtube.com/watch?v=RmBxCICatUU&t=1556s [27.01.2020].
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2 Gedanken zu „Zur Rückkehr des Kapitalismus in die Bewegungsforschung“
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