Postdemokratische Empörung. Ein Versuch über Demokratie, soziale Bewegungen und gegenwärtige Protestforschung
Der Aufsatz führt in ausgewählte Problemstellungen der gegenwärtigen Forschung zu Sozialen Bewegungen und Protest, insbesondere den Zusammenhang von sozialen Bewegungen und Demokratie, ein. Zunächst wird der Begriff der sozialen Bewegung und der Bewegungsgesellschaft im Hinblick auf den Gesellschaftsbezug und die Selbstverhältnisse kollektiver Protestakteure erläutert. Im zweiten Abschnitt wird die Bedeutung sozialer Bewegungen in der Diskussion um die ‚Krise der Repräsentation‘ und die ‚Demokratisierung der Demokratie‘ herausgearbeitet. Drittens wird anhand aktueller Bewegungen (Occupy, Mahnwachen für den Frieden/Montagsmahnwachen, Pegida) gefragt, ob sich in postdemokratischen Verhältnissen ein bestimmter neuer Bewegungstyp herausbildet, der insbesondere von immenser politischer Entfremdung und spezifisch Web-2.0-geprägten Subjektivitäten gekennzeichnet ist. Diese Bewegungen werden als dreifacher Ausdruck postdemokratischer Verhältnisse begriffen: als Reaktion auf die Postdemokratie, als Kritik an der Postdemokratie und als Verkörperung postdemokratischer Strukturen. Viertens werden einige Herausforderungen für soziale Bewegungen analysiert, die sich aus autoritären Krisenbewältigungsstrategien und dem gegenwärtigen polizeilichen Umgang mit Protest ergeben. Im Fazit wird kurz auf weitere Forschungslücken und theoretische Herausforderungen für die Protestforschung eingegangen.