#NoG20
Ergebnisse der Befragung von Demonstrierenden und der Beobachtung des Polizeieinsatzes

Am 7. und 8. Juli 2017 fand in Hamburg das zwölfte Treffen der G20-Staaten statt. Schon ab Herbst 2016 begannen zahlreiche Organisationen und Bündnisse aus dem linken und linksliberalen Spektrum – darunter Umwelt- und Friedensgruppen, globalisierungskritische Bewegungen, linke Parteien sowie Gewerkschaften – mit der Mobilisierung zu Protesten. Die Proteste waren vielfältig und nicht einheitlich koordiniert. Es kam zu mindestens acht größeren Demonstrationen sowie vielen kleineren Aktionen wie Blockaden und Kunstperformances.
Besonders im Fokus standen zwei Großdemonstrationen: Die „G20 Protestwelle“ am 2. Juli, organisiert vor allem von Umweltorganisationen, Campact und Bündnis 90/Die Grünen sowie die Abschlussdemonstration „Grenzenlose Solidarität statt G20!“ am 8. Juli, getragen von antikapitalistischen und linken Gruppierungen. Zwischen beiden Demonstrationsbündnissen gab es inhaltliche und strategische Differenzen. Während die erste Gruppe die Politik der G20 kritisierte, lehnte die zweite die G20 als Institution grundsätzlich ab. Auch die Haltung zu Protestformen wie Sitzblockaden war unterschiedlich. Diese Spaltung innerhalb des Protestspektrums ist nicht neu und erinnert an frühere Gipfelproteste (z. B. Köln 1999, Prag 2000). Zwar gab es zwischenzeitlich eine stärkere Einigung (z. B. G8 Heiligendamm 2007), doch zu G7 Elmau 2015 und nun auch in Hamburg zeigten sich erneut deutliche Differenzen. Das Working Paper basiert auf Befragungen der Teilnehmenden bei beiden Demonstrationen. Als Gegengewicht zur medialen Fokussierung auf Gewalt, Plünderungen und Auseinandersetzungen mit der Polizei, stellen die Befragungen die Motive der Demonstrierenden in den Mittelpunkt und geben Aufschluss zur Frage, inwieweit sich die Differenzen auch unter den Befragten wiederfinden.
Ergänzend zur Demonstrationsbefragung beobachtete das Forschungsteam auch das Vorgehen der Polizei. Der restriktive Umgang mit Camps und Versammlungen, die große Verbotszone sowie teils willkürlich wirkende Polizeieinsätze führten zu einer kritischen Debatte über die sogenannte „Hamburger Linie“. Die Demonstration am 8. Juli stand somit unter dem Eindruck zweier Schocks: militanter Proteste und massiver Polizeigewalt.