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Protestforschung mit Unternehmensgeld?

Die am Göttinger Institut für Demokratieforschung durchgeführte und von BP finanzierte Studie “Bürgerproteste in Deutschland” hat zu Beginn des Jahres einigen Staub aufgewirbelt. Lobby-Control und die tageszeitung streuten den Verdacht, dass BP sich von der Studie Vorteile in den energiepolitischen Auseinandersetzungen mit der Umweltbewegung und mit Bürgerinitiativen erhoffen würde. Zudem hätten die Göttinger Forscher_innen nicht von sich aus transparent gemacht, auf wessen Rechnung sie arbeiteten. Die Finanzierung durch BP und der Umgang damit wurde auch auf der deutschsprachigen Liste von Protestforscher_innen diskutiert.

Die Kritik an der Göttinger Studie wirft ein Schlaglicht auf die Situation der Protestforschung in Deutschland. Auf der einen Seite fehlt es an Institutionen mit dauerhafter Finanzierung. Damit sind die Möglichkeiten der öffentlich geförderten Protestforschung eingeschränkt. Auf der anderen Seite melden Unternehmen und unternehmensnahe Stiftungen Interesse an den Themen Protest und Bürgerbeteiligung an. Viele der potenziellen Geldgeber sind allerdings Partei in einem Konflikt mit sozialen Bewegungen oder sie werden als solche wahrgenommen.

Wie diese Situation unter Protestforscher_innen im Allgemeinen und im Institut für Protest- und Bewegungsforschung im Besonderen wahrgenommen wird, wollen in einer Fishbowldiskussion unter dem Titel “‘Wes Brot ich ess…’ – Probleme und Aussichten der privaten Finanzierung von Protestforschung” zu Tage fördern. Die Moderation übernimmt Wolfgang Stuppert.

Die Diskussion findet am Montag, den 30. September von 17.30 bis 19 Uhr statt (Raum 6.06 des Zentrums Technik und Gesellschaft in der Hardenbergstraße 16-18). Sie ist der Auftakt des Herbst/Winterprogramms im Kolloquium ‘Politik von unten’, das danach wieder 14-tägig stattfindet. Mehr Informationen zum Kolloquium und das vollständige Programm sind auf der Seite des Arbeitskreises soziale Bewegungen abrufbar.

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