Als Bezugspunkt über die Spektren hinweg dient ’68 zeitgenössischen Antikapitalisten bis heute, berichtet Protestforscherin Priska Daphi von Interviews mit „Blockupy“-Aktivisten. Die Chiffre stehe hier für die Geburtsstunde einer neuen linken Tradition, jenes neuen Politikverständnis jenseits der Institutionen. Der Allgemeinplatz, heute werde ja gar nicht mehr protestiert, stimme nicht. […] „Die Frauenbewegung war die erfolgreichste soziale Bewegung, die es überhaupt gegeben hat“, stellt auch Sozialwissenschaftlerin Gisela Notz im Gespräch mit Wilke und Historikerin Christina von Hodenberg fest. Wir müssen heute „aufpassen, dass das Rad der Zeit nicht zurückgedreht wird“.
Frankfurter Rundschau, 30.04.2018: Von Träumen und Trümmern What’s left: Die Römerberggespräche fragen nach dem Erbe von ’68 – und ob man es bergen sollte.
Priska Daphi und Gisela Notz in der Frankfurter Rundschau
Hat also der einlullende Kapitalismus mit seinem Wahn der immer neuen Marken vollständig gesiegt, ist die Protestkultur, wie sie 1968 aufblühte, nun vertrocknet? Ganz und gar nicht, berichtete Priska Daphi vom Institut für Protest- und Bewegungsforschung. Sie legte dar, dass die Zahl der Protestereignisse in der Bundesrepublik seit den fünfziger Jahre stetig gestiegen ist.
FAZ, 30.04.2018: Popmusik gegen die Strapazen der Dauerreflexion. Römerberggespräche im Schauspielhaus zum Thema „1968-2018. What is left?“
Priska Daphi in der FAZ
Wir haben bei der alten Arbeiterbewegung immer die Vorstellung von Männern mit Kettenfett, die die Solidarität mit der Muttermilch aufgesogen hätten. Solidarität kommt aber nicht von selbst. Solidarität war immer ein Ergebnis von Kämpfen. Sie entsteht aus sozialen Konflikten und findet in ihnen statt. Das halte ich für einen wesentlichen Gedanken. Denn die Politik der letzten zwanzig Jahre war sehr stark auf Konsens ausgerichtet und hat versucht, soziale Konflikte unter den Teppich zu kehren. Alleine die Artikulation der Frage, was Solidarität ist und wie wir solidarisch sein wollen, ist ein erster Schritt dahin, dass die Gesellschaft sich wieder über sich selbst verständigt.
Süddeutsche Zeitung, 8.5.2018: „Solidarität war immer das Ergebnis von Kämpfen“
Oliver Nachtwey in der SZ
Die angekündigte Demonstration linker Gruppen in Berlin am Vorabend des 1. Mai weckt Assoziationen an brennende Barrikaden. Doch Protestforscher Simon Teune rechnet mit viel Botschaft und wenig Krawall. „Wenn es eine ‚demonstrationsfreundliche‘ Polizeibegleitung gibt und wenn auch auf Seiten der Demonstrierenden betont wird, dass es um politische Inhalte geht, kann auch eine eingefahrene Konfrontationskonstellation [wie in Berlin] aufgelöst werden“
WDR 5 Morgenecho, 30.04.2018: Linksautonome im Wandel?
Simon Teune auf WDR 5
In den Medien wird die junge Generation häufig als strebsam, pragmatisch und angepasst beschrieben, doch ist der Eindruck aus der Sinus Jugendstudie repräsentativ? Die Protestforscherin Dr. Priska Daphi von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung zeichnet ein differenzierteres Bild. Sie forscht seit Jahren zum Thema Rebellion – und beobachtet dazu verschiedenste Protestereignisse. Die Wissenschaftlerin ist Mitgründerin des Berliner Instituts für Protest- und Bewegungsforschung. Die Forscher befragen Demonstranten, analysieren soziale Bewegungen und versuchen aufzuzeigen, was eine Protestkultur ausmacht. Eine interessante Erkenntnis aus der Bestandsaufnahme der Protestforscher zeigt, die Zahl der Proteste pro Jahr schwanke zwar, eine generelle Abnahme von Protesten habe es in den vergangenen Jahrzehnten jedoch nicht gegeben, erklärt Priska Daphi.
HR Info, Wissenswert, 22. 04.2018: 50 Jahre 68: Wozu brauchen wir Rebellen?
Priska Daphi im Hessischen Rundfunk
Auch das Wiederaufleben von Kiezversammlungen ist für ihn so ein Signal. »Das sind Momente, wo ganz viel passieren kann, weil sich Menschen begegnen, die sonst weniger miteinander zu tun haben«, sagt Scheller. »Die Mietenbewegung gewinnt gerade an Kraft, weil sich verschiedene Stadtteilgruppen und autonome Aktivist*innen verstärkt zusammenschließen«, erklärt die Politologin Jenny Künkel, die ebenfalls ipb-Mitglied ist. Das breite Spektrum der Aktivisten – von linksradikal bis bürgerlich – bedroht aus David Schellers Sicht den Zusammenhalt der Mieterbewegung nicht, denn es sei eher ein Netzwerk als ein Bündnis.
Neues Deutschland, 18.04.2018: Eine starke Mitte-links-Bewegung
Jenny Künkel und David Scheller im Neuen Deutschland
Protestforscher sprechen sogar von einer Konjunktur des Marsches. Er funktioniere oft besser als eine klassische Demo. Das sagt auch Leslie Gauditz vom Institut für Protest- und Bewegungsforschung: „[Der „Marsch für Bewegungsfreiheit“] ist im Prinzip eine Gegentaktik gegen klassische politische Märsche, die vielleicht sogar bedrohlich wirken können. Es geht eigentlich darum zu zeigen, man ist friedliebend, man ist freundlich. Was sich als Taktik abzeichnet, ist der Versuch einer Umdeutung“
mephisto 97.6, 13.04.2018: Zirkus ohne Grenzen
Leslie Gauditz bei mephisto 97.6
The 2016 island protests have shown that potential challenges for Sissi’s rule not only stem from mass uprisings with hundreds of thousands of participants. As scholars have highlighted in the wake of the 2011 uprisings, there is significant power in “the subversion of the very images that the rulers have tried to project as evidence and instrument of their dominion.” The Tiran and Sanafir island controversy undermined the regime’s nationalist image. Egyptian authorities had seriously underestimated the emotional bond between the Egyptian people and their homeland, strengthened through fights against colonialism and military and diplomatic battles over Sinai with Israel.
The Washington Post, 15.04.2018: Two years ago nationalism sparked massive protests in Egypt. Could it happen again?
Jannis Grimm in der Washington Post
„Der Eindruck, dass es heute keinen oder kaum Protest gegen diese Missstände gibt, täuscht. Unsere Untersuchungen am Institut für Protest- und Bewegungsforschung etwa zeigen, dass Protestereignisse über die letzten Jahrzehnte eher zu- als abnehmen.“
Süddeutsche Zeitung, 10.04.2018: Rührt Euch (in der Printversion erschienen am 11.04.2018 unter dem Titel „Informelle Gruppen spielen eine wichtigere Rolle“)
Priska Daphi in der Süddeutschen Zeitung
Auch Wissenschaftler hatten auf die Mitverantwortung der Polizei an der Eskalation während des G20-Gipfels hingewiesen. „In der Protestwoche hat sich eine Gewaltspirale ereignet, an der verschiedene Akteure mitgedreht haben – gerade der Polizei muss man eine Teilverantwortung an dieser Zuspitzung geben„, sagte der Protestforscher Peter Ullrich dem »nd« in einer früheren Auswertung der Gipfeltage. „Viele Fälle von eindeutig unverhältnismäßigen Angriffen auf Demonstrierende, zufällige Menschenansammlungen und Journalisten sind dokumentiert – es ist eine unendlich lange Liste.“
Neues Deutschland, 09.04.2018: Hamburgs Innensenator und Polizei verteidigen G20-Einsatz
Peter Ullrich im Neuen Deutschland