Während CDU und SPD sich streiten, plädiert der Berliner Sozialforscher Dieter Rucht für einen weniger aufgeregten Umgang mit dem Thema. Er fordert eine unabhängige Untersuchungskommission. „Man muss aus diesem Fall Hamburg Konsequenzen ziehen, aber nicht nur durch weitere Diskussionen ohne konkretes Ergebnis“, sagte der 71-Jährige.
Spiegel Online, 12.7.2017: Protestforscher fordert unabhängige G20-Kommission
Dieter Rucht bei Spiegel Online
Mit der Auflösung der Protestcamps auf der Halbinsel Entenwerder und dem schnellen Eingreifen bei der „Welcome to hell“-Demonstration sei eine Spirale der Gewalt in Gang gesetzt worden. Soziologe Ullrich spricht von einer „Kriegslogik“. Diese sei bereits vor dem G20-Gipfel von einigen militanten Linksradikalen aufgebaut worden. Aber auch die Polizei habe im Vorfeld „Horrorszenarien“ heraufbeschworen und später durch das eigene Eingreifen freigesetzt. „Das entspricht nicht einem modernen Verständnis von Versammlungsrecht“, sagt Peter Ullrich.
Berliner Morgenpost, 10.7.2017: „Hamburg war ein Rückfall in die 80er-Jahre“
Peter Ullrich in der Berlin Morgenpost
Die Ausschreitungen in Hamburg kann man ohne die Vorgeschichte nicht verstehen. Die Polizei hat von Anfang an Signale ausgesendet, dass Proteste in Hamburg keinen Raum haben. […] Diese Vorgeschichte hat dazu geführt, dass die Leute, die die Polizei als Gegner sehen und ein Zeichen des Widerstands setzen wollen, angespitzt wurden.
Süddeutsche Zeitung, 9.7.2017: „Die Strategie der Polizei ist kolossal gescheitert“
Simon Teune in der Süddeutschen Zeitung
Durch Social Media hat die Quellenvielfalt zugenommen. Neutrale Beobachter starten Live-Streams oder twittern. Als User hat man die Möglichkeit, mehrere Kanäle zu vergleichen. Hinzu kommt, dass Demonstrierende ihre Positionen und ihre eigene Sicht so unmittelbar und ungefiltert darstellen können.
WDR.de, 7.7.2017: Zum G20-Gipfel: Interview mit einem Protestforscher
Simon Teune auf wdr.de
Es gibt eine Krise und Neuordnung der repräsentativen Demokratie, in der Parteien als negativ angesehen werden. Und der Begriff der Bewegung weckt positive Assoziationen von Aufbruch und Veränderung. […] Aber man ist keine Bewegung, nur weil man sich so nennt. Wenn man das nur tut, um auf der Welle der Parteienverdrossenheit zu reiten und Wählerstimmen einzufangen, dann ist das ein Etikettenschwindel. Es gibt in einer Bewegung keine Organisation von oben nach unten, es gibt eine gleichberechtige Beteiligung, es bestehen immer Vielfalt und Unterschiede –das alles läuft einem Projekt zuwider, das auf die Maximierung von Wählerstimmen ausgerichtet ist.
Kurier, 6.7.2017: Kurz‘ Bewegung „hat Züge einer Panikreaktion“
Simon Teune im Kurier
»Seit den späten 1990er-, frühen 2000er-Jahren sind zunehmend diese kreativen Formen mit großen Figuren, Clowns, Verkleidungen häufiger zu sehen«, stellt Haunss fest, »Und die sind natürlich deswegen häufiger zu sehen, weil dann die Wahrscheinlichkeit, dass darüber in den Medien berichtet wird, steigt.«
NDR Kultur, 27.6.2017: »Proteste aus wissenschaftlicher Sicht«
Sebastian Haunss in NDR Kultur
Ich finde es unredlich zu behaupten, die Sicherheit habe zwar oberste Priorität, aber man werde zugleich Grundrechten ihren Platz einräumen. Das entspricht nicht den Erfahrungen von vergangenen G7- und G8-Veranstaltungen. Wenn man einen Gipfel in der Hamburger Innenstadt durchdrücken will, sind massive Grundrechtseinschränkungen eingeplant.
der Freitag, 30.6.2017: „Eskalation mit Ansage“
Simon Teune im Freitag
„Die pro-europäischen Demonstrationen von Pulse of Europe wurden als neuartig wahrgenommen“, schreibt mir Moritz Sommer vom Institut für Protest- und Bewegungsforschung per Mail, „und sie trafen in Zeiten von Rechtspopulismus und Euroskeptizismus einen Nerv.”
Krautreporter, 12.06.2017: Warum politische Bewegungen Erfolg haben (und warum nicht)
Moritz Sommer bei Krautreporter
„In [ihrer Studie „Handlungsfähigkeit in der bundesdeutschen Flüchtlingsunterbringung“] hat sich Studienleiterin Dr. Judith Vey von der Technischen Universität Berlin verschiedene Flüchtlingsunterkünfte angeschaut. Doch sie hat nicht nur mit den Bewohnern, dem Personal und Betreibern gesprochen, sondern sie ist auch selbst aktiv geworden. Als freiwillige Helferin hatte sie noch einmal einen anderen Blickwinkel auf die Situation.“
detektor.fm; Forschungsquartett, 09.05.2017: Mehr als ein Dach über dem Kopf
Judith Vey bei detektor.fm
„Wenn ich etwas erreichen will, das mir die im Parlament vertretenen Parteien nicht ermöglichen, komme ich um eine Demo nicht herum“, sagt Haunss. Proteste würden zuerst die Aufmerksamkeit auf ein Thema lenken – und so schließlich Debatten auch in die Politik bringen.
bento, 4.5.2017: Bringt es überhaupt was, demonstrieren zu gehen?
Sebastian Haunss auf bento