Wir haben es hier mit jungen Menschen zu tun, die einerseits wütend sind, weil die Politiker nicht liefern, sich nicht um den Klimawandel kümmern und die Erwachsenen das Thema ignorieren in den Augen der Schülerinnen und Schüler. Wir haben andererseits aber Personen, die sehr hoffnungsvoll in die Zukunft blicken und fest daran glauben, dass sie etwas verändern können und Personen, die auch politisch hoch interessiert sind.
MDR, 26.07.2019: Chemnitzer machen bei internationaler Studie zu „Fridays for Future“ mit
Piotr Kocyba im MDR
„Die Bewegung hat sich auf jeden Fall professionalisiert“, sagt Moritz Sommer vom Berliner Institut für Protest- und Bewegungsforschung, der „Fridays for Future“ als „große Erfolgsgeschichte“ bezeichnet: „Sie macht clevere Medienarbeit und sieht von außen sehr organisiert aus.“
SZ, 30.07.2019: Wie „Fridays for Future“ sich professionalisiert
Moritz Sommer in der SZ
Soziologe Moritz Sommer hat nach der Bedeutung von Greta Thunberg für das individuelle Interesse am Klimawandel und für die Bereitschaft, sich an der Demo zu beteiligen, gefragt. Das Ergebnis: 53 Prozent der im März befragten Frauen gaben an, dass sie Greta sehr stark oder stark motiviert habe. Bei den Männern sagten das nur 28 Prozent. Es scheint, dass eine weibliche und junge Repräsentantin wie Greta Thunberg andere junge Frauen empowert, sagt Sommer, vor allem, wenn sie auch auf der Bühne der internationalen Politik, die ja lange als Domäne von Männern galt, derart bestimmt und selbstbewusst auftritt.
Vice.com, 15.07.2019: Klimaprotest: Warum engagieren sich vor allem junge Frauen?
Moritz Sommer bei Vice.com
Meine Analyse von linkem und rechtem Protest seit 1950 zeigt deutlich: Die Protestgewalt insgesamt ist bis in die Neunzigerjahre deutlich gestiegen, hat sich aber ab da von links nach rechts verlagert und ist in den neuen Bundesländern deutlich stärker als in den alten.
Süddeutsche Zeitung, 15.07.2019: Wenn Proteste in Gewalt umschlagen
Dieter Rucht in der SZ
Erfolg bedeutet nicht immer dasselbe. Der Protest kann klein sein und eine einzelne konkrete Maßnahme wollen, zum Beispiel die Verhinderung des neuen Bahnhofs. Dann gelten dafür ganz andere Bedingungen, als wenn es um große gesellschaftliche Veränderungen zum Beispiel im Umgang mit dem Klima geht.
Süddeutsche Zeitung, 05.07.2019: „Sie sind ungeschützt und haben ein ernsthaftes Anliegen“
Sebastian Haunss in der SZ
Radikalisieren sich die Schüler*innen jetzt also? Moritz Sommer vom Berliner Institut für Protest- und Bewegungsforschung, der FfF insgesamt als große Erfolgsgeschichte bezeichnet, sieht das nicht so. Aktuell bestehe durch den engen Kontakt zu „Ende Gelände“ eher eine Möglichkeit für Weiterentwicklung: Viele haben sich mit Fridays for Future zum ersten Mal der Klimabewegung angeschlossen. Für sie ist es wichtig, sich neue Protestformen anschauen und sie ausprobieren zu können. Für Ende Juli ist ein FfF-Sommerkongress in Dortmund geplant, da werde sicher diskutiert, welche Aktionsformen noch in Frage kämen
Jetzt.de, 24.06.2019: Wie geht es weiter mit „Fridays for Future“?
Moritz Sommer bei jetzt.de
Die Zukunft sieht Geißel so: „Erst mal wieder immer mehr und neue Parteien geben. Die Parteien werden sich spalten, sie werden wachsen und sterben. Wir werden eine ganz andere Parteienlandschaft sehen – das zeichnet sich ja auch schon ab.“ Sie spreche sich für neue Modelle und Kombinationen aus – wie direktdemokratische oder bürgerorientierte Konzepte. Es werde weiterhin Wahlen, Parteien und Parlamente geben, so Geißel: „Aber daneben mehr Volksentscheide, mehr Bürgerversammlung oder sogar ein ‚Nebenparlament‘ aus zufällig ausgewählten Bürgern, das beratend tätig ist.“
RBB, 17.06.2019:
Brigitte Geißel im RBB
„Proteste in den 50er Jahren galten vor allem in der herrschenden dominanten Wahrnehmung als Proteste von Querteibern, Querulanten oder Proteste gesteuert von Moskau. Heute ist das Bild anders geworden, es ist aber immer noch ein gemischtes Bild wohl gemerkt. Wenn man sieht, welchen Rückhalt Fridays for Future heute genießt, auch ein Wohlwollen in der Berichterstattung bei den Medien, die Wissenschaftler, die sich anschließen, die Verbände, einzelne Unternehmer, die alles das beklatschen.“
Deutschlandfunk, 20.06.2019: Protestieren ist anerkannter
Dieter Rucht im Deutschlandfunk
Der Sozialforscher Nils Schuhmacher von der Uni Hamburg hat dazu auf Anfrage von WELT eine klare Meinung: „Wenn das Bedürfnis besteht, im Zusammenhang einer solchen Veranstaltung Kritik an Antifa-Gruppen zu üben, hätte mindestens berücksichtigt werden müssen, dass Antifaschismus gerade nicht gesellschaftlicher Konsens ist; dass es nicht das eine Verständnis von Antifaschismus gibt; dass es auch die Antifa in ideologischer und organisatorischer Form nicht als homogene Einheit gibt“.
WELT, 14.06.2019: Als der Kultursenator in der KZ-Gedenkstätte die Antifa kritisierte
Nils Schuhmacher in der WELT
Das ist die Generation NSU. Da kommt, nach allem, was man weiß, auch Stephan E. her. Sie haben die Erfahrung von Rostock-Lichtenhagen und der Einschränkung des Asylrechts gemacht, dieses: Mit Gewalt kann man erfolgreich Politik machen. Wir haben heute eine ganz ähnliche Situation: Wir haben Einschränkungen im Asylrecht, die mit Gewalt, mit Straßenprotesten hervorgerufen oder zumindest begleitet wurden. Wir haben in den 1990er gesehen, dass zumindest die Massengewalt sich auf zwei oder drei Jahre beschränkt hat, dass sich die radikalisierten und terroristischen Strukturen danach aber weiterentwickelt haben. Und es ist zu befürchten, dass das wieder passiert.
die tageszeitung, 19.6.2019: Rechtsextremismusexperte über Mordfall
Matthias Quent in der taz