Der Hambacher Wald ist ein Symbol im Kampf gegen den Kohleabbau, aber auch gegen den Klimawandel geworden, sagt die Politikwissenschaftlerin Romina Ranke, die Mitglied des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung ist. Darin haben sich Wissenschaftler zusammengeschlossen, die sich mit Protesten und sozialen Bewegungen beschäftigen. Das Ziel, die Erderwärmung bestenfalls auf unter 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, ist für die meisten Menschen viel zu abstrakt, erklärt Ranke. Das Thema Klimawandel habe daher lange Zeit kaum Menschen auf die Straße geholt. Der konkrete Kampf gegen den Kohleabbau hat die Mobilisierung vereinfacht.
WDR, 26.10.2018: Warum Braunkohlegegner aus ganz Europa im Hambacher Forst sind
Romina Ranke im WDR
Demonstrationen wie „Unteilbar“, an der vor zwei Wochen in Berlin 250.000 Menschen teilgenommen haben, „United against Racism“ in Hamburg, „Seebrücke“ in Frankfurt oder die „Pulse of Europe“-Kundgebungen zeugten davon, dass es wachsenden Zusammenhalt im Einsatz für demokratische Institutionen und gegen antieuropäische Impulse gebe. „Da kann man schon von ganz neuen sozialen Bewegungen sprechen“, sagt Zajak.
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 28.10.2018: Protestikone Daniel Cohn-Bendit beeindruckt das Publikum in Hannover
Sabrina Zajak in der Hannoverschen Allgemeinen
„Ja, so groß hatte man das nicht erwartet“, sagt am Abend Sabrina Zajak. […] „Da kommen die streikende Ryanair-Stewardessen und der von Abschiebung bedrohte Kosovare zusammen“, sagt sie, „beim Gefühl, nicht teilhaben zu können.“ Die Menschen würden spüren, dass gesellschaftlicher Zusammenhalt zu zerbrechen drohe. „Das bedroht grundlegende Normen und Werte und da sagen eben viele: Hey, so nicht.“
taz, 14.10.2018: Abstimmung mit den Füßen
Sabrina Zajak in der taz
Rucht ist selbst Attac-Mitglied und saß jahrelang im wissenschaftlichen Beirat. Vor wenigen Monaten ist er aus dem Gremium ausgetreten. Warum? Der emeritierte Professor räuspert sich. Das sei eine längere Geschichte. Zusammengefasst: Unter den mehr als hundert Wissenschaftlern geben einige wenige den Ton an, deren politische Haltung Rucht nicht teilt. Hinzu komme, dass die Wortmeldungen des Gremiums nicht wissenschaftlich unterfüttert seien. Die Organisation Attac „ist nicht tot und geht auch nicht unter, aber sie dümpelt vor sich hin„, sagt Rucht. „Es gibt keinen Mitgliederzuwachs, die Finanzen stagnieren, und die Präsenz aus der Frühphase ist geschwunden. Auch in anderen Ländern ist Attac im Rückgang.“
Süddeutsche Zeitung, 07.10.2018: „Leute, kriegt den Hintern hoch“
Dieter Rucht in der SZ
„Ein Wald mit Symbolgehalt“, singt Bodo Wartke in seinem Protestsong. Tatsächlich gehe es auch um mehr als um diesen Wald, es gehe um das große Ganze, um den Klimawandel, sagte der Soziologe Simon Teune vom Institut für Protest- und Bewegungsforschung im Dlf. In diesem Konflikt könne man sich relativ leicht auf eine Seite stellen, die Konstellation: Leute auf den Bäumen werden von der Polizei weggeräumt habe etwas von „David gegen Goliath“, so etwas funktioniere bei Protesten immer sehr gut.
Deutschlandfunk, 02.10.2018: Protestkultur – Musik und Kunst als Durchlauferhitzer
Simon Teune im Deutschlandfunk
„Es geht darum, die landeseigenen Wohnungsunternehmen zu demokratisieren“, sagt Lisa Vollmer von der Initiative „kommunal & selbstverwaltet wohnen“. Das Bündnis veröffentliche am Montag eine Broschüre zu der Frage, wie Mieter Mitbestimmung organisieren können. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass öffentliches Eigentum nicht vor Mieterhöhungen und Verdrängung schützt, so Vollmer. „Um dem vorzubeugen, wollen wir mitreden.“
Berliner Zeitung, 02.10.2018: Selbstverwaltung: Wenn Mieter bei Investitionen und Vermietungen mitreden
Lisa Vollmer in der Berliner Zeitung
Es gab schon immer einen latenten Anteil an Rechtsextremismus in der Bevölkerung, erklärt Protestforscher Dieter Rucht, dieser liege etwa bei zehn bis 20 Prozent. „Dieses Potenzial ist nicht groß an die Öffentlichkeit getreten. Es war da, blieb aber weitgehend unsichtbar.“ Das hat sich „dramatisch verändert“, etwa mit dem Aufstieg und der Radikalisierung der AfD „von einer wirtschaftsliberalen zu einer rechten Partei bis rechtsradikalen Partei“, erklärt Rucht. Dadurch sind auch rechtsextreme Gruppen an die Oberfläche gekommen, die im Schatten der AfD standen: „Sie treten selbstbewusster auf.“
Der Kurier, 27.09.2018: Deutschland: Neonazis marschieren wieder auf der Straße
Dieter Rucht im Kurier
»Es gab kein lineares Ansteigen der Gewalt, sondern eine Eskalationsdynamik«, erklärte Projektleiter Malthaner das Hochschaukeln der Gemengelage, in der sich auch immer wieder Beispiele gewaltlosen Protests und deeskalativen Polizeikräften fanden. Nils Schuhmacher von der Universität Hamburg formulierte derweil ein prägnantes Resümee zum Hamburger G20-Sommer: »Falscher Ort und falscher Stil.«
Nils Schuhmacher u.a. im Neuen Deutschland
Es gab eine Verdichtung der Atmosphäre der Gewalt, in der es für die Beteiligten immer naheliegender und gerechtfertigter schien, Gewalt einzusetzen. In diese Deutung wird alles eingeordnet, es gibt keine andere Erklärung mehr dafür, warum der Wasserwerfer von hier nach dort fährt oder Demonstranten sich vermummen – gelesen wird das als Vorbereitung eines Angriffs. Das Gegenüber wird als homogener Block wahrgenommen. Das hat man bei der „Welcome to Hell“-Demo gesehen.
die tageszeitung, 06.09.2018: Soziologische Forschung über G20-Protest – „Wann knallt es endlich?“
Simon Teune in der taz
Der Politologe hält es außerdem für wichtig, Position zu beziehen im Alltag, also „widersprechen, kritisieren, Flagge zeigen“. Es gehe darum, sich einzumischen. „Man kann Flüchtlingsinitiativen unterstützen, man kann Solidarität zeigen und man kann auch die richtigen Parteien wählen.“
Deutschlandfunk Kultur, 03.09.2018: Wie gelingt der Aufstand der Anständigen?
Dieter Rucht in Deutschlandfunk Kultur