„Proteste in den 50er Jahren galten vor allem in der herrschenden dominanten Wahrnehmung als Proteste von Querteibern, Querulanten oder Proteste gesteuert von Moskau. Heute ist das Bild anders geworden, es ist aber immer noch ein gemischtes Bild wohl gemerkt. Wenn man sieht, welchen Rückhalt Fridays for Future heute genießt, auch ein Wohlwollen in der Berichterstattung bei den Medien, die Wissenschaftler, die sich anschließen, die Verbände, einzelne Unternehmer, die alles das beklatschen.“
Deutschlandfunk, 20.06.2019: Protestieren ist anerkannter
Dieter Rucht im Deutschlandfunk
Der Sozialforscher Nils Schuhmacher von der Uni Hamburg hat dazu auf Anfrage von WELT eine klare Meinung: „Wenn das Bedürfnis besteht, im Zusammenhang einer solchen Veranstaltung Kritik an Antifa-Gruppen zu üben, hätte mindestens berücksichtigt werden müssen, dass Antifaschismus gerade nicht gesellschaftlicher Konsens ist; dass es nicht das eine Verständnis von Antifaschismus gibt; dass es auch die Antifa in ideologischer und organisatorischer Form nicht als homogene Einheit gibt“.
WELT, 14.06.2019: Als der Kultursenator in der KZ-Gedenkstätte die Antifa kritisierte
Nils Schuhmacher in der WELT
Das ist die Generation NSU. Da kommt, nach allem, was man weiß, auch Stephan E. her. Sie haben die Erfahrung von Rostock-Lichtenhagen und der Einschränkung des Asylrechts gemacht, dieses: Mit Gewalt kann man erfolgreich Politik machen. Wir haben heute eine ganz ähnliche Situation: Wir haben Einschränkungen im Asylrecht, die mit Gewalt, mit Straßenprotesten hervorgerufen oder zumindest begleitet wurden. Wir haben in den 1990er gesehen, dass zumindest die Massengewalt sich auf zwei oder drei Jahre beschränkt hat, dass sich die radikalisierten und terroristischen Strukturen danach aber weiterentwickelt haben. Und es ist zu befürchten, dass das wieder passiert.
die tageszeitung, 19.6.2019: Rechtsextremismusexperte über Mordfall
Matthias Quent in der taz
Moritz Sommer vom Institut für Protest-und Bewegungsforschung in Berlin berichtet unserer Redaktion, wie „Fridays for Future“ die jetzigen Ausmaßen erreichen konnte und was die Proteste mit den Demonstranten selbst macht. Einen Nährboden habe es bereits vor dem ersten Streik gegeben. Der Streit um den Hambacher Forst habe junge Leute bewegt. Es brauchte nur noch einen Zünder: und das war Greta Thunberg. Die Demonstranten seien keine „Nein-Sager“, sie stellen sich nicht gegen etwas, sondern fordern die Einhaltung des bestehenden Versprechen – das Pariser Abkommen. Wichtig sei auch, dass die Bewegung ein Gesicht hat. Regelmäßige und stets präsente Aktionen seien aber ohne eine gute Organisation nicht möglich. Tatsächlich ist „Fridays for Future“ längst mehr als ein Schülerstreik, es ist ein starkes Netzwerk mit effektiven Strukturen.
Neue Osnabrücker Zeitung, 10.06.2019: Warum „Fridays for Future“ den Grünen auch schaden könnte
Moritz Sommer in der NOZ
„Man kann heute auf dem Klo sitzen und dabei via Twitter Kontakt zum Wirtschaftsminister aufnehmen, und wenn man gut formuliert, bekommt man vielleicht sogar eine Antwort, bevor man sich die Hände gewaschen hat“, so Teune. Wenn solche extrem individualisierten Handlungen durch Massierung eine Wucht bekommen, könnten sie auch in die politische Sphäre hinein wirken.
Deutschlandfunk, 09.06.2019: Mit Greta Thunberg das Möglichkeitsfenster nutzen
Simon Teune im Deutschlandfunk
Die Jugendlichen treffen einen gesellschaftlichen Nerv, sagt Simon Teune […]. Die Bewegung werde auch von ihrer großen Medienpräsenz und der Unterstützung durch bestehende Netzwerke der Umweltverbände getragen […]. Bereits vor der »Fridays for Future«-Bewegung habe das Thema Eingang in die gesellschaftliche Debatte gefunden. Den Kindern und Jugendlichen wird mittlerweile mit einer hohen Akzeptanz für ihre Forderungen begegnet«.
Jungle World, 30.5.2019: Heiße Luft in Lulu
Simon Teune in der Jungle World
Die Volksparteien haben in ganz Europa massiv an Stimmen eingebüßt. Überrascht Sie der Ausgang der Europawahl?
Großartig überrascht war ich zunächst nicht. Der Trend weg von den großen Volksparteien – gerade auch in Deutschland – ist nun schon seit einiger Zeit virulent. Und die Zeit war reif für die Grünen, Umweltbewegungen wie „Fridays for Future“ haben sicher ihren Anteil daran. In Deutschland haben die etablierten Parteien, insbesondere die Unionsparteien und die FDP, nicht gut auf die Jugendlichen reagiert. Das wurde als Schulschwänzen abgetan oder man sprach den Aktivisten die Kompetenz ab, sich zu Umweltfragen zu äußern – wie das FDP-Chef Christian Lindner getan hat. Das war unglücklich.
SZ, 27.05.2019: „Ein großes Beben“
Swen Hutter in der SZ
Thunberg, Neubauer, Mayer und ihre vielen Mitstreiterinnen aus aller Welt: Die Protagonistinnen der „Fridays for Future“-Bewegung sind alle jung und alle weiblich. Auch bei den freitäglichen Schülerstreiks stellen junge Frauen mit 57,6 Prozent die Mehrheit, wie eine Untersuchung des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung (ipb) ergab. 41,8 Prozent der Demonstranten waren demnach Männer, 0,6 Prozent wollten sich keinem Geschlecht zuordnen. Die Zahl ist insofern bemerkenswert, als dass politischer Protest oft männlich dominiert ist.
Welt.de, 25.05.2019: Die jungen Frauen und der Protest
ipb-Studie bei Welt.de
Nicht erst seit Dezember 1989, als jenes Flugblatt von der Besetzung der Dortustraße 65 kündete, lebten Menschen in inoffiziellen Wohnungen in Potsdams Innenstadt. „Die tatsächlichen Ausmaße der illegalen Bezüge sind für Potsdam nicht verlässlich quantifizierbar, aber in vielen von Altbauten geprägten Stadtteilen nachweisbar“, schreibt Warnecke in Bezug auf die 1980er-Jahre.
Potsdamer Neueste Nachrichten, 25.05.2019: Die Geschichte der Potsdamer Hausbesetzer
Jakob Warnecke in den Potsdamer Neuesten Nachrichten
Swen Hutter warnt jedoch vor falschen Hoffnungen. Er vergleicht diese europäischen Bewegungen mit sozialen Bewegungen in den 1970er und 80er Jahren: Auch Themen wie Umwelt und die Frauenbewegung haben Hutter zufolge länger gebraucht, bis sie beispielsweise über Grüne Parteien in Europa ankamen.
Deutschlandfunk, 14.05.2019: Die Macht der Vereine und Bewegungen
Swen Hutter im Deutschlandfunk