Gewalt spielt allein deswegen eine Rolle, weil man es mit einem gewalttätigen Gegner zu tun hat und weil das Referenzsystem von Antifaschismus – der Faschismus – per Definition ein gewalttätiges System ist. Das heißt, die Gewalt ist von vorneherein da, das wird gerne mal vergessen.
Deutschlandfunk, 10.11.2019: Mythos Antifa – Zwischen Engagement und Gewalt
Nils Schuhmacher im Deutschlandfunk
«Woke» ist ein Begriff aus dem US-amerikanischen Kontext. Er bedeutet, dass Leute sich sozial und politisch bewusst sind, dass Diskriminierungen und Ungerechtigkeiten existieren. «Woke» sein bezieht sich auch auf die individuelle Lebensführung […] Grundsätzlich zielt «Woke»-Sein darauf ab, ein Bewusstsein für bestimmte Probleme zu schaffen.
SRF, 7.11.2019: «Woke»: Die Wut allein bewirkt wenig
Leslie Gauditz im SRF
Die Aufmerksamkeit hat sich verschoben hin zu einer globalisierungskritischen Bewegung und hin zu Muslimen, die als neuer Träger von Antisemitismus ausgemacht wurden. Das war nicht völlig falsch, es gab ja eine Vielzahl judenfeindlicher Straftraten durch Einwanderer aus islamischen Ländern. Aber so ist der fortbestehende Kernbereich, was Antisemitismus ausmacht, aus dem Blick geraten. […] Der Rechtsextremismus ist […] niemals so ernst genommen worden, wie es nötig gewesen wäre. Alarmzeichen gab es schon vor Halle mehr als genug.
Frankfurter Rundschau, 30.10.2019: Die ständige Umkehr von Opfer und Täter – Zitat aus der Langfassung des Interviews
Peter Ullrich im Interview mit der Frankfurter Rundschau
Mir scheint sehr klar, dass diese Fragen, die jetzt aufgeworfen werden, sich nicht nur auf Klimapolitik beschränken werden, sondern dass zunehmend andere und tieferliegende Bereiche gesellschaftlicher Ordnung thematisiert und kritisiert werden.
Deutschlandfunk, 7.11.2019: Fridays for Future zwischen Rebellion und Kooperation
Dieter Rucht im Deutschlandfunk
The real risk, Mr. Quent said, was that persistent verbal transgressions would normalize violent and racist language, push mainstream conservatives to the right and over time create an atmosphere in which the bar to real violence was lowered ever further.
New York Times, 26.10.2019: ‘Hitler or Höcke?’ Germany’s Far-Right Party Radicalizes
Matthias Quent in der NYT
Natürlich gibt es Streit bei Fridays for Future um die Ausrichtung, die Ziele und die Aktionen, aber das sind keine unfruchtbaren Fraktionierungskämpfe. In sozialen Bewegungen gibt es immer Streit über Ziele und Aktionsformen, weil es sich dabei eben nicht um festgefügte Organisationen handelt. In manchen Städten gab es ja auch schon gemeinsame Aktionen der beiden Gruppen. Extinction Rebellion ist vielmehr ein Ausdruck der Diversifizierung der gesamten Klimabewegung.
Frankfurter Rundschau, 25.10.2019: Extinction Rebellion – etablierte Protestform des zivilen Ungehorsams
Sebastian Haunss in der FR
Uns begegnet in der Feldforschung immer der Verweis auf „Stuttgart 21“: Man möchte unbedingt vermeiden, dass sich die Fronten so verhärten. […] Man ist insofern ängstlicher, als man Planungssicherheit herstellen möchte. Keinesfalls möchte man riskieren, dass ein Projekt beklagt wird. Deswegen werden mögliche Bedenken sehr früh abgefragt und man versucht, sie aufzufangen. Das ist eine gewisse Form von Ängstlichkeit. Aber eine, die zu planungssichereren Projekten führt.
Rhein-Neckar-Zeitung, 26.10.2019: Stuttgart 21: Warum der Protest seit zehn Jahren Vorbildcharakter hat
Julia Zilles in der Rhein-Neckar-Zeitung
Einer der Slogans von Extinction Rebellion lautet: Hope dies, action begins. Die Aktivisten setzen also offenbar keine Hoffnung mehr in die Politik, sondern sagen sich: Wir müssen selbst handeln, bevor es zu spät ist. Das ist bei Fridays for Future immer noch anders. Greta Thunberg hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sie etwas damit bewirken kann, wenn sie zum Beispiel vor der UN spricht.
Süddeutsche Zeitung, 11.10.2019: „Aktivisten haben sich bei den Polizisten bedankt“
Julia Zilles in der Süddeutschen Zeitung
Wenn etwa protestierende Jugendliche illegale Gewalt durch die Polizei anzeigen und das Verfahren nicht nur eingestellt wird, sondern sie vielleicht sogar eine Gegenanzeige wegen Widerstandshandlung erhalten, erschüttert das nicht nur das Vertrauen in die Polizei, sondern auch in den Rechtsstaat.
Abendzeitung, 24.10.2019: Polizeigewalt: „Der Polizei glaubt man eher als dem Bürger“
Roman Thurn in der Abendzeitung
Welche Richtung die Radikalisierung in der Klimabewegung nimmt, ist nicht ausgemacht. Der Weg in die Gewalt ist angesichts der geschilderten Selbstbeschränkung und angesichts der Abwesenheit einer Debatte dazu nicht die wahrscheinlichste Perspektive. Die größere Gefahr ist die radikalisierende Wirkung der Resignation. Wenn hunderttausende die Erfahrung machen, dass ihr Engagement ins Leere führt und die Klimakrise nicht adäquat angegangen wird, sind die Folgen für die demokratische Substanz, für das Vertrauen in das Funktionieren demokratischer Institutionen verheerend.
Tagesspiegel am Sonntag, 6.10.2019: Wir müssen über die Radikalisierung der Klimabewegung reden. Aber anders als bisher
Simon Teune im Tagesspiegel