Das ipb in den Medien

Es gab eine Verdichtung der Atmosphäre der Gewalt, in der es für die Beteiligten immer naheliegender und gerechtfertigter schien, Gewalt einzusetzen. In diese Deutung wird alles eingeordnet, es gibt keine andere Erklärung mehr dafür, warum der Wasserwerfer von hier nach dort fährt oder Demonstranten sich vermummen – gelesen wird das als Vorbereitung eines Angriffs. Das Gegenüber wird als homogener Block wahrgenommen. Das hat man bei der „Welcome to Hell“-Demo gesehen.

die tageszeitung, 06.09.2018: Soziologische Forschung über G20-Protest – „Wann knallt es endlich?“

Simon Teune in der taz

Der Politologe hält es außerdem für wichtig, Position zu beziehen im Alltag, also „widersprechen, kritisieren, Flagge zeigen“. Es gehe darum, sich einzumischen. „Man kann Flüchtlingsinitiativen unterstützen, man kann Solidarität zeigen und man kann auch die richtigen Parteien wählen.“

Deutschlandfunk Kultur, 03.09.2018: Wie gelingt der Aufstand der Anständigen?

Dieter Rucht in Deutschlandfunk Kultur

Proteste sind ein stetiges Element in der Demokratie […], aber ein Gr0ßteil der Proteste ist unsichtbar, weil er in der Medienberichterstattung nicht auftaucht. Was sich ändert ist die Frage, wofür gehen die Menschen auf die Straße? In den sechziger Jahren waren das vor allem soziale Themen auch beherrscht von den Gewerkschaften und der SPD – das ist heute viel weniger der Fall. Seit 68, seit sich der Protest verbürgerlicht hat, hat sich auch das Themenspektrum verschoben, da geht es sehr viel stärker um Menschenrechte, um Umwelt, um Gleichstellung, um Krieg und Frieden […] und nicht mehr die Brot- und Butter-Themen.

Deutschlandfunk, 21.9.2018: Mikrokosmos – Kampf um die Kohle

Simon Teune im Deutschlandfunk

Der Hambacher Forst ist ein Ort, an dem man auf die abstrakte Bedrohung des Klimawandels eine sehr konkrete Antwort geben kann, betont der Protestforscher. Entweder die Braunkohle gewinnt, oder der Wald. Darin liege das breite, überregionale Mobilisierungspotenzial für die Aktivisten im und am Hambacher Forst.

tagesschau.de, 18.9.2018: Ein Wald als politisches Symbol

Simon Teune auf tagesschau.de

Solche Großereignisse wie das gestrige sind hilfreich, weil sie eine Strahlkraft entfalten können. Ich denke zum Beispiel an den Marsch auf Washington und die Rede von Martin Luther King. So etwas bleibt im Gedächtnis hängen, solche Ereignisse können eine Suggestivkraft entfalten, die motiviert. Aber natürlich war dieses Konzert kein Gespräch mit der Gegenseite, sondern eine Abgrenzung und Selbstbestätigung. Das sind symbolische Akte, bei denen man sozusagen die eigene Flagge hochhält. Das führt aber nicht zu eigenen Lernprozessen und verändert auch nichts in den Köpfen der Gegenseite.
Zeit Online, 4.9.2018: Konzert in Chemnitz: “Davon wird wenig bleiben”

Dieter Rucht auf Zeit Online

We have a strong neo-Nazi scene in eastern Germany, but we also have a strong current of far-right extremism in all of Germany — not just in Parliament but in society, said Matthias Quent, who runs an institute that studies democracy and civil society in the eastern state of Thuringia. That is why the far right is so self-confident, he said: They think their day has come.

New York Times, 30.8.2018: Chemnitz Protests Show New Strength of Germany’s Far Right

Matthias Quent in der New York Times

Bei einem Stadtfest in Ostdeutschland sind immer auch Rechtsradikale anwesend, sie sind Teil einer demokratiefernen Normalität. Das heißt ein Teil des späteren Mobs war sowieso dort auf der Straße. Der tödliche Messerangriff in der unmittelbaren Nähe wurde als Anlass genommen, um willkürlich Menschen aus Einwandererfamilien zu jagen und anzugreifen. Das hat weder mit Trauer noch mit Selbstjustiz im Sinne von Gerechtigkeit zu tun – gewaltbereite Rechtsradikale suchen und finden Triggerereignisse, mit denen sie durch Emotionalisierung Menschen aufstacheln, Gewalt rechtfertigen und den Hass auf die Straßen bringen.

Spiegel Online, 29.8.2018: “Es gibt eine permanente Stimmungsmache von rechts”

Matthias Quent auf Spiegel Online

Es hätte keiner großen Recherche bedurft, um kurzfristig Hinweise auf die Größe und den Charakter der Demonstration [in Chemnitz] zu erhalten.

Zeit.de, 28.8.2018: “Ausschreitungen in Chemnitz: Hat die Polizei versagt?”

Simon Teune auf Zeit Online

“Der liberale Freiheitsbegriff tut so, als könnten alle frei sein. Aber das stimmt nicht. Im Moment sind die frei, die Geld haben. Wir müssen uns demokratisch Regeln setzen, die unsere Freiheiten bewusst beschränken.”

die tageszeitung, 24.08.2018: „Wir müssen Freiheiten bewusst einschränken“

Uli Brand in der taz

Occupy selbst als Bewegung ist tot. Aber der Gedanke von Occupy, darüber zu reden, dass es eine gesellschaftliche Spaltung gibt – in ökonomischer, sozialer und politischer Hinsicht – dieser Gedanke wird weitergetragen.

Deutschlandfunk Kultur, 15.8.2018: Der Geist der Occuppy-Bewegung lebt

Oliver Nachtwey im Deutschlandfunk Kultur