Das ipb in den Medien

Die Äußerung Lindners zeigt, dass die Schüler die richtige Protestform gefunden haben, sagt der Protestforscher Simon Teune. Er ist an diesem Freitag bei der Berliner Demonstration, um sie zu ihren Beweggründen zu befragen. Der Schulstreik ist es, der eine Reibungsfläche erzeugt – gerade weil die Haltungen in der Klimafrage so nah beieinander scheinen. Der Streik aber unterbricht das allgemeine ,business as usual‘. Anliegen der Schüler sei es, den Leuten bewusst zu machen, dass der Alltag radikal unterbrochen werden müsse, um das Klimaziel einzuhalten. Deshalb fänden die Demonstrationen weltweit auch in über 100 Ländern und zig Städten pro Land statt: nicht irgendwo, sondern vor der eigenen Haustür müsse sich etwas ändern.

Der Freitag, 22.3.2019: Kein Fleisch für niemand

Simon Teune im Freitag

Dass Schüler von sich aus auf die Straßen gehen, ist ungewöhnlich. Jugendproteste seien bislang meist von Studenten getragen worden, sagt die Soziologin und Protestforscherin Sabrina Zajak. Schüler hätten sich ihnen bislang nur angeschlossen, wie etwa bei den Studentenprotesten aus den sechziger Jahren. Bei „Fridays for Future“ ist es so, dass die Demos direkt aus den Schulen in die Breite getragen werden.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.2.2019: “Friss Tofu, Du Würstchen!”

Sabrina Zajak in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

Protest ist das, was wir an der Oberfläche sehen können, aber die Leute, die protestieren gehen als andere Menschen nach Hause. Sie nehmen die Energie mit und wandeln ihr Engagement in andere Formen um.

Deutschlandfunk Nova, 16.3.2019: Fridays for Future: Schülerdemo trifft auf Politik

Simon Teune auf Deutschlandfunk Nova

Das Risiko für rechten Terror ist im Grunde permanent sehr groß, denn wir haben alle Zutaten. Wir haben eine gesellschaftliche Polarisierung, wir haben eine Diskussion, in der die Kernthemen der radikalen Rechten, nämlich antimuslimischer Rassismus beispielsweise sehr hoch auf der öffentlichen Agenda stehen. Wir haben feste rechtsextreme Strukturen, die verankert sind, die vernetzt sind, die hoch professionell auch sind.

Deutschlandfunk, 18.3.2019: „Wir haben feste rechtsextreme Strukturen“

Matthias Quent im Deutschlandfunk

Die Demos der Schüler*innen sind ein weiterer Faktor, um den Handlungsdruck auf die politisch Verantwortlichen zu erhöhen. Der Erfolg der Proteste liege vor allem in der breiten und insgesamt unterstützenden Medienresonanz. [Dieter Rucht] sagt, der Medienrückhalt würde die Schüler*innen beflügeln. Außerdem essenziell: der Schulstreik. Es ist wichtig für Jugendliche, sich an Autoritäten zu reiben, sagt Rucht. Durch das Verpassen des Unterrichts entstünden Konflikte und Debatten in den Schulen – das sei wichtig, da Reiz und Reibungsfläche sonst fehlen würden.

Zitty, 12.3.2019: Wir sind Greta – Klimakampf statt Klassenzimmer

 

Dieter Rucht in der Zitty

Heute hat sich vielleicht gezeigt: Das war eine Massendemonstration, wie wir sie als Frauendemonstration wirklich seit 1911 nicht mehr hatten. Das war vielleicht auch dem geschuldet, dass der Tag eben Feiertag war. Es war ein guter Auftakt, daraus wirklich was zu machen. Für mich ist wichtig: Hauptsache, es bleibt ein Frauenkampftag.

Deutschlandfunk Kultur, 09.03.2019:„Hauptsache, es bleibt ein Frauenkampftag“

Gisela Notz im Deutschlandfunk Kultur

Solche Figuren [wie Greta Thunberg] sind aus zwei Gründen wichtig: zum einen weil Medien eine große Rolle spielen, wenn es darum geht, wie über Proteste geredet wird und so ein Gesicht zu einer Forderung, da kann man den Hintergrund einer Protestbewegung erzählen. Das andere ist, dass so eine Figur auch zur Projektionsfläche wird für die Leute, die Veränderung wollen. Das funktioniert aber nur da, wo vorher schon ein Potenzial ist. Das heißt, einzelne Personen schaffen keine Protestbewegungen.

Deutschlandfunk Nova, 1.3.2019: Bewegungen brauchen keine Anführerin

Simon Teune bei Deutschlandfunk Nova

Auch Swen Hutter, Experte am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, findet bemerkenswert, dass die Schüler alles selbst auf die Beine stellen: “Es überrascht mich, wie schnell sie sich mobilisieren und wie viel öffentliche Aufmerksamkeit sie generieren. Das beobachten wir nicht oft bei Jugendprotestbewegungen.”

Süddeutsche Zeitung, 18.01.2019: Auf die Straße statt in die Schule

Swen Hutter in der SZ

Rucht sieht außerdem potentiellen Streit um die politische Ausrichtung der Gilet Jaunes: „Also sind wir eigentlich eine Bewegung eher der radikalen Rechten, sind wir eine Bewegung der radikalen Linken oder bewegen wir uns irgendwo in der Mitte oder ist alles zugleich der Fall? Und das beschreibt eigentlich den jetzigen Zustand.“

Deutschlandfunk, 17.02.2019: „In Deutschland wird deutlich mehr protestiert als in Frankreich“

Dieter Rucht im Deutschlandfunk

Man kann sich ja lustig machen über Aktivisten im Bienenkostüm, aber strategisch ist es sehr sinnvoll, verschiedene Formen der Ansprache zu finden. Die einen werden eben von solchen Aktionen angesprochen, Menschen mit einer anderen Motivation spricht man dagegen mit einer kalten Statistik oder einer düsteren Zukunftsprognose an. So hat man eben sehr unterschiedliche Möglichkeiten, die Menschen zum Unterschreiben zu mobilisieren.

Deutschlandfunk Kultur, 13.2.2019: Politik machen im Bienenkostüm

Simon Teune im Deutschlandfunk Kultur