Insgesamt gibt es in Italien sehr viel Bewegung, meint die Soziologie-Professorin, die das Forschungszentrum für soziale Bewegungen an der renommierten Scuola Normale Superiore in Florenz leitet. Aber sie ist sehr fragmentiert. Besonders stark sei die Frauenbewegung, die etwa dem ultrakatholischen und von der Lega unterstützten „Familienkongress“ in Verona massiven Widerstand entgegengesetzt habe.
Tagesspiegel, 29.11.2019: Eine junge Bewegung macht Salvini die Plätze streitig
Donatella della Porta im Tagesspiegel
Die Entwicklung in Deutschland ist relativ eindeutig. Es gibt keine gerade Linie, die nach oben zeigt, aber Wellen, die sich auf einem höheren Niveau immer wieder stabilisieren. Das heißt, es gibt Mobilisierungswellen, bei denen viele Leute auf die Straße gehen, dann gehen wieder weniger. Wenn danach neue Proteste anfangen, beginnen diese auf einem neuen Level. Das ist aber auch regional sehr unterschiedlich. Es gibt einzelne Städte, in denen sich in den letzten zehn Jahren die Zahl der Proteste verdoppelt hat.
medienMITTWEIDA, 22.11.2019: So protestiert Deutschland heute
Simon Teune bei medienMITTWEIDA
Bewaffnete Demonstranten machen nur einen sehr kleinen Teil der Protestbewegung aus. Wenn jetzt einige Protestierende mit Pfeil und Bogen gegen Polizisten schießen, sorgt das natürlich für spektakuläre Bildern in den Medien, ist aber bei Weitem kein Massenphänomen.
Der Spiegel 20.11.2019:„Peking hat kein Interesse an einer gewaltfreien Lösung“
Andy Buschmann im Spiegel
Herr Rucht, warum werden die Bauernproteste keinen Erfolg haben?
Dafür gibt es drei Gründe. Erstens, und das ist der Hauptgrund, ist die Bevölkerung mehrheitlich pro Umweltschutz. Die Bürger verstehen die Bauern und ihre Probleme, würden sich aber nicht hinter sie stellen, weil sie damit dem Klima schaden würden. Zweitens sind die Bauern keine riesige Bevölkerungsgruppe, und sie sind auch räumlich sehr verstreut.
Tagesspiegel, 21.11.2019: „Bürgern ist das Klima wichtiger als die Probleme der Bauern“
Dieter Rucht im Tagesspiegel
Wer in einer offenen Gesellschaft sagt, er täte etwas Gutes für die Allgemeinheit, der muss der Allgemeinheit auch sagen, was er da tut, woher das Geld dafür kommt, so Strachwitz. Es reiche nicht, nur den Finanzbehörden gegenüber Zahlen, Daten und Fakten offen zu legen. Auch die Bürger müssten sich in offen zugänglichen Geschäftsberichten ein Bild von dem Finanzgebaren der Wohlfahrtsverbände machen können.
Tagesschau.de, 21.11.2019: Kaum Transparenz bei Wohlfahrtsverbänden
Rupert Graf Strachwitz bei tagesschau.de
Den Kritikpunkt, dass „Fridays for Future“-Aktivisten sich lieber in einer Partei engagieren sollen, hält der Wissenschaftler aber für Unsinn. Die Kritik von ‚Fridays for Future’ ist ja gerade, dass politische Parteien wie die derzeitigen Regierungsparteien CDU und SPD ihre Versprechungen zum Klimaschutz nicht einhalten. Deshalb wählen die Aktivisten den Weg, gerade nicht in eine Partei zu gehen. […] Haunss und andere Wissenschaftler befragten im März Schüler bei „Fridays for Future“-Demonstrationen in mehreren Ländern. Mehr als die Hälfte der Schüler gab an, sich mit keiner Partei stark zu identifizieren.
Stuttgarter Zeitung, 05.12.2019: Für 29,95 Euro die Welt retten?
Sebastian Haunss in der Stuttgarter Zeitung
Es gibt nicht in jedem Land die gleichen Gründe [für die derzeitige Protestwelle], aber was die meisten Proteste teilen, das ist die Verklammerung von Ungleichheit und Demokratie. Und zwar auf die Frage hin, wie kann ich als Bürger in dieser Gesellschaft ein würdevolles und gerechtes Leben führen? Und welche Ansprüche habe ich da dran? Und deshalb teilen dann die osteuropäischen Demonstrationen die gleichen Anliegen um die Frage von Arbeitsmarktreformen, wie gerade erwähnt wurde, mit den französischen Reformern um die Rentenkürzung. Da geht es nämlich um die sozialen Staatsbürgerrechte.
Deutschlandfunk, 05.12.2019: Soziologe sieht neue Lust am Protest in Europa
Oliver Nachtwey im Deutschlandfunk
Zugleich zeigt sich in Debatten der autonomen Szene in Bezug auf Gewalt kein geschlossenes Bild. […] Protest-Szenen sind eben keine Organisationen. Niemand folgt dort einem Chef oder jemandem, der verbindlich Linien vorgibt. Also gibt es auch bei der Frage, ob, wann und wie Gewalt als Mittel eingesetzt werden sollte, um politische Ziele durchzusetzen, keine einheitliche Antwort.
MDR, 15.11.2019: Experte: „Dieser Überfall überschreitet eine Grenze“
Nils Schuhmacher im MDR
Von Chile bis Hongkong, von Iran bis Katalonien: Protestbewegungen versetzen die Welt in Aufruhr. So unterschiedlich ihre Ursachen sind, so ähnlich ist ihr Grundmotiv, sagt der Berliner Protestforscher Jannis Grimm im Tagesgespräch bei Marc Lehmann.
SRF: Das Tagesgespräch, 20.11.2019: Über die Gemeinsamkeiten der weltweiten Proteste
Jannis Grimm im SRF Tagesgespräch
Die Protestierenden sind trotz der Angriffe von Anhängern der Hisbollah und aus dem Amal-Lager beinahe ausnahmslos friedlich gewesen. Doch das Konterfei des Todesopfers vom Mittwoch ziert schon die ersten Wände und Plakate, er gilt als erster ‚Märtyrer‘ der Oktoberrevolution. Es sind genau solche unvorhersehbaren Ereignisse, die große Symbolkraft entfalten und Proteste anheizen können”
NTV, 17.11.2019: Proteste im Libanon, Warum diesmal alles anders werden könnte
Jannis Grimm in NTV