Schon Martin Luther King nannte Aufstände die „Waffe der Ungehörten“. Gruppen, die nicht gehört werden in Medien, der Politik oder der Öffentlichkeit, können sich fast nur durch Aufstände Gehör verschaffen. Erst wenn Autos und Polizeistationen brennen, kommen die Medien und fangen an, über die Missstände zu berichten. Die Empirie vergangener Aufstände zeigt, dass die Beschwerden über die Diskriminierungen erst dann gehört werden, und dass erst dann auch Regierungen reagieren.
zdf.de, 1.6.2020: Schon lange „Bürgerkrieg von oben“ in den USA
Margit Mayer auf zdf.de
Teune findet es zwar nicht untypisch, dass im Frühstadium einer entstehenden Bewegung noch nicht alle Positionen in Stein gemeißelt seien. In vielen Fällen stellen solche Gruppierungen aber später fest: Man hatte gar keine gemeinsame Forderung, nur ein geteiltes Unwohlsein, das aber individuell sehr unterschiedlich begründet war. Frieden und Freiheit, sie könnten als Motive nicht ausreichen, um zu überleben.
Tagesspiegel, 3.6.2020: Die Wutmacher von Stuttgart
Simon Teune im Tagesspiegel
La mobilisation contre les restrictions dans le cadre de Corona est ainsi un symptome pour une societé civile vitale qu’un paradox tant qu’elle se directe contre une crise democratique non-existant et sous le couvert de complotisme
Deutsche Welle FR, 20.5.2020: „Contestation anti-corona sur fond de complotisme“
Jannis Grimm in Deutsche Welle FR
Vieles von dem, was da jetzt gefordert oder vertreten wird, findet in verschwörungsideologischen und rechtsradikalen Kreisen schon lange statt und wird vor allem in sozialen Medien angeheizt. Da sind noch viel mehr Menschen in entsprechenden Gruppen unterwegs, als jetzt auf den Straßen waren. Viele Teilnehmende protestieren gegen eine angebliche Diktatur. Sie protestieren gegen das Impfen, gegen Merkel und Spahn, gegen „die da oben“, sie personalisieren Globalisierungskritik und Antisemitismus, sie positionieren sich grundsätzlich gegen Politik, Medien und Wissenschaft. In den Protesten brechen sich Ideologien demokratieferner Milieus Bahn und treffen auf offene Ohren und fehlende Abgrenzung.
Spiegel Online, 16.5.2020: „Rechte Narrative dominieren die Proteste“
Matthias Quent auf Spiegel Online
Für Fridays for Future ist der Umgang mit der Corona-Krise eine Art Blaupause auch für die Klimakrise: Plötzlich sind alle Menschen direkt betroffen, sagt Julia Zilles. (…) Aus Sicht der Bewegung sollte das in Sachen Klima zukünftig genauso sein und die Politik müsste ebenso handeln – beispielsweise mehr auf Klimaforscher hören, so wie es jetzt mit den Virologen der Fall ist.
Tagesschau, 24.04.2020, Proteste im Netz statt auf der Straße
Julia Zilles in der Tagesschau
Bei dem Onlinestreik von Fridays for Future an diesem Freitag geht es nach Meinung von Knopp deshalb vor allem um eines: sogenannte Throwback-Momente zu schaffen, Erinnerungen an Demonstrationen wieder aufleben zu lassen, etwa an die vom 20. September, bei der allein in Deutschland Hunderttausende auf die Straße gingen. „Das kann zur Überbrückung dienen“, meint Knopp, aber nicht den gemeinsamen Protest auf der Straße auf Dauer ablösen.
Taz, 23.04.2020, Von der Straße ins Netz
Philipp Knopp in der taz
Doch die virtuellen Verknüpfungsstrukturen, auf die FFF in diesen Tagen setzt, habe sie so noch nicht gesehen. Was die Bewegungen probiere, sei kreativ, neu und innovativ. Trotz der erschwerten Bedingungen zeige FFF ein enormes Mobilisierungspotential.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.04.2020, Fridays for Future: Streik im Kinderzimmer
Sabrina Zajak in der FAZ
Ich glaube, was schwierig ist, ist wirklich diese Wucht zu erzeugen, die man normalerweise auf der Straße haben kann, wenn man wirklich den öffentlichen Raum sich nimmt, der sonst auch von anderen bevölkert wird.
Deutschlandfunk, 24.04.2020, Klimaaktivisten gehen neue Wege des Protestes
Swen Hutter im Deutschlandfunk
Was Fridays for Future heute gemacht haben, hat sicher Maßstäbe dafür gesetzt, wie Protest online aussehen kann – und wie viele Menschen man damit mobilisieren und auch erreichen kann.
Deutschlandfunk Kultur, 24.04.2020, Neue Maßstäbe für den Onlineprotest
Simon Teune im Deutschlandfunk Kultur
Kann man eine Demonstration ins Netz verlegen? Fridays for Future hat es an diesem Freitag mit einem globalen Klimastreik versucht. Und es ist den Aktivistinnen und Aktivisten auch gelungen, nach Meinung des Soziologen Moritz Sommer vom Institut für Protest- und Bewegungsforschung in Berlin. Ich war relativ begeistert, das war sehr professionell gemacht.
Deutschlandfunk Kultur, 24.04.2020, „Man hält die Leute bei der Stange“
Moritz Sommer im Deutschlandfunk Kultur