Wenn man sich Gesellschaft vorstellt, dass die gemeinsam durch ein Fenster auf die Welt blickt und dann hat man zumindest einen gemeinsamen Horizont, dann kann man darüber streiten, was jetzt richtig ist und wie man agieren will. Aber ich würde sagen, das man momentan feststellt, dass immer mehr Menschen durch ein anderes Fenster auf diese Welt blicken und damit auch einen anderen Horizont haben. Somit wird das eingeübte Streiten immer schwieriger.
BR, 26.09.2020: B5 Thema des Tages: Interview der Woche mit Protestforscher Daniel Mullis
Daniel Mullis im BR
Beobachter der Bewegung sehen durchaus, dass Fridays for Future auch die Verlierer der Corona-Krise beachten müsse und sich mit anderen Bügerbewegungen vernetzten sollte: Diese zuwachsenden Ungleicheiten im Zuge von Corona (…) – solche Aspekte müssen mitbedacht werden. Corona trifft doch die Leute unterschiedlich und nicht jeder hat den Luxus jetzt Tomaten zu pflanzen und seinen eigenen Salat anzubauen, mal zugespitzt formuliert.
ARD Tagesthemen, Sendung vom 25.09.2020
Sabrina Zajak in den ARD Tagesthemen
Es ist wahnsinnig wichtig, nicht mit Protesten oder Mobilisierung zu enden, wenn ein Regime gestürtzt, abgeschafft oder ein Sicherheitsapparat zerfällt, sondern weiter zu machen und weiter an einer positiven Version zu arbeiten.
hr info, 14.09.2020: Der Schrei nach Freiheit wird nicht leiser: Die Proteste in Belarus
Jannis Grimm im hr Info
Die Verwendung des Gewaltbegriffs kann in Diskursen auch dazu führen, dass der eigentliche gesellschaftliche Konflikt verdeckt wird. Beispielsweise ist eine gängige Diskursstrategie im Kontext von Protesten gegen Rassismus […] den Diskurs weg von den Inhalten der Proteste wie institutionellem Rassismus oder rassistischer Polizeigewalt zu lenken.
analyse & kritik, 15.09.2020: »Aktivist*innen haben sich eine Sprechposition zum Thema Polizeigewalt erkämpft«
Julika Mücke in der analyse & kritik
Auch wenn immer mal wieder probiert wird, zivilen Ungehorsam mit Gewalt in Verbindung zu bringen: Wir sind in der Demokratie mittlerweile soweit, dass kaum jemand in Frage stellt, dass ziviler Ungehorsam eine legitime Form der demokratischen Auseinandersetzung ist. Ich sehe Fridays for Future an diesen Fragen nicht auseinanderbrechen.
Neues Deutschland, 13.09.2020: »Fridays for Future bricht nicht auseinander«
Simon Teune im Neuen Deutschland
Die öffentliche Resonanz von Protesten auf der Straße ist größer als bei Aktivismus im Netz. Seiner Ansicht nach steht die Bewegung aber trotz abgenommener Aufmerksamkeit nicht vor dem Aus. Einer Bewegung kann es nie gelingen, ihr Thema über einen langen Zeitraum in der Prioritätenliste der Menschen ganz oben zu halten.
Berliner Zeitung, 19.9.2020: Fridays for Future bangt um die eigene Zukunft
Sebastian Haunss in der Berliner Zeitung
Wir haben hier etwas, das in keinerlei ideologischen Kontinuität steht. (…) Diese neuen post-demokratischen Empörungsbewegungen, wie ich sie nenne, bilden sich vielmehr ad-hoc. (…) Das kann dann in eine gewisse Form gebracht werden und dann ist es entscheidend, welche Art von organisierten Akteuren mit Ressorucen es schaffen, der Bewegung diese oder jene Gestalt zu geben und sie in eine Richtung zu lenken.
Deutschlandfunk, 31.08.2020: Proteste gegen Corona-Maßnahmen: Eine „Empörungsbewegung“
Peter Ullrich im Deutschlandfunk
Auf einer tieferen, strukturellen Ebene muss man sich fragen: Wieso glauben so viele Menschen, dass dubiose Mächte das Virus benutzen, um ihnen zu schaden? Auf dieser Ebene muss man diese Bewegung auch als Symptom für eine extreme Entfremdung großer Teile der Bevölkerung von sämtlichen gesellschaftlichen Institutionen verstehen.
Berliner Zeitung, 28.08.2020: Protestforscher: „Es gibt einen unglaublichen Zorn“
Peter Ullrich in der Berliner Zeitung
Corona verschafft einen Anlass, bei dem sich Kritiker und Unzufriedene unterschiedlichster Coleur versammeln können, ohne sich untereinander verständigen zu wollen oder verständigen zu müssen, was denn politisch eigentlich daraus folgt.
Deutschlandfunk, 31.08.2020: Zur Ikonographie des „Widerstandes“ – Protestforscher Dieter Rucht im Gespräch
Dieter Rucht im Deutschlandfunk
Die Reaktionen auf den Protest in Berlin sollten differenzierter ausfallen. Es bringt nichts, die Demonstranten zu beschimpfen und sie alle in einen Topf werfen. Mit den ambivalent Denkenden, den Zweifelnden, muss man ins Gespräch kommen. Ein Teil der Protestierenden ist allerdings nicht erreichbar, da sollte man sich auch nicht groß anstrengen.
Saabrücker Zeitung, 31.08.2020: „Nicht alle Demonstranten in einen Topf werfen“
Dieter Rucht in der Saarbrücker Zeitung