Das ipb in den Medien

Die AfD hat ja auch viele Proteste mit organisiert und hat lange so getan, als hätte sie mit Pegida nichts zu tun – aber inhaltlich gab es da nie eine Trennungslinie zwischen den beiden. Es kann gut sein, dass viele Leute, die in dieser Welle auf die Straße gegangen sind, auch sagen: Wir haben jetzt die AfD gewählt, die übernimmt ab jetzt, und ich muss jetzt gar nicht mehr auf die Straße gehen.

Deutschlandfunk Kultur, 21.3.2018: Hauptsache irgendwie bewegt?

Simon Teune im Deutschlandfunk Kultur

[Die] Erfolge der sozialen Bewegungen zeigen auch, wie geschmeidig und anpassungsfähig unser Politik- und Wirtschaftssystem ist. Protest werde teilweise assimiliert und dadurch ungefährlich, so Dieter Rucht. Wenn Protest bestimmte Fehlentwicklungen innerhalb einer Gesellschaft benennt, kann die Politik diese korrigieren. Daraus gehe das Gesamtsystem gestärkt hervor.

Greenpeace Magazin, 16.3.2018: Protest wirkt als Frühwarnsystem unserer Gesellschaft

Dieter Rucht im Greenpeace Magazin

Vielleicht finden die Studierenden und die Dienstleister in Zukunft wieder in Gewerkschaften zusammen. Viele Studierende, zum Beispiel Leute von der Occupy-Bewegung, gehen wieder in die Gewerkschaften und modernisieren sie von innen. Ich sage nicht, dass wir an der Schwelle zu einer neuen sozialen Bewegung stehen, aber die Menschen sind offener für Diskussionen. Schauen Sie nach Grossbritannien: Dort konnte ein alter, authentischer Linker wie Jeremy Corbyn die Jungen für die Labour Party mobilisieren.

Tageswoche, 14.3.2018: «Ich bin Soziologe – aber auch Sozialist»: Oliver Nachtwey tritt Nachfolge von Ueli Mäder an

Oliver Nachtwey in der Tageswoche

Ich bin total froh, dass der Begriff Frauenkampftag seit einigen Jahren wieder genutzt wird und die Frauen ihren Protest gegen die Ungerechtigkeit auf die Straße tragen. Denn der Rechtsruck in der Gesellschaft ist nicht nur in der AfD zu finden, sondern auch bei den selbsternannten “Lebensschützern” und anderen konservativen Kreisen. Dass dieser Protest auf die Straße getragen wird, ist sehr wichtig.

ZDF heute, 08.03.2018: Kampf um Gleichstellung“Es gibt noch viel zu tun”

Gisela Notz auf zdf.de

Es hat [mit den Protesten gegen die Startbahn West] Lernprozesse gegeben. Die Polizei konzentriert sich heute viel stärker auf die Kommunikation mit Demonstranten. Sie sieht es stärker als ihre Aufgabe an, Bürgern ihr Demonstrationsrecht zu ermöglichen. In den 1970er Jahren hieß es bei Konflikten schneller „Knüppel raus“. Auch Verwaltungen haben dazu gelernt. Infrastrukturprojekte werden heute anders geplant. Ohne Beteiligungsprozesse sind sie nur schwer zu vermitteln. […] Die Einstellung zu militantem Protest [unter Protestierenden] hat sich verändert. Nach den Schüssen an der Startbahn und den Anschlägen der RAF wurden Attacken auf Polizisten vielfach diskutiert und in der Folge breit abgelehnt.

Frankfurter Neue Presse, 28.2.2018: Darum ist der Startbahn-West-Protest eskaliert

Simon Teune in der Frankfurter Neuen Presse

In previous elections, we didn’t see the disintegration of the centre-left we are seeing now, Della Porta continues, referring to the 2013 election which saw comedian Beppe Grillo’s M5S first emerge as a third force in Italian politics. In those elections, [the M5S] was the party that channelled discontent, including towards austerity policies imposed by the Monti government, supported by both the centre-left and centre-right. But it focused on environmental and ethical issues as opposed to issues of inequality and social justice like Podemos in Spain or Syriza in Greece.

Al Jazeera, 28.02.2018: Power to the People: Left-wing party challenges ‘racist logic’

Donatella della Porta auf Al Jazeera

«Es gibt kein institutionelles Gedächtnis», sagt Teune. «Die mediale Berichterstattung ist meist sehr kurzatmig. Sie orientiert sich daran, wie an dem Ort Proteste normalerweise verlaufen. Über die gleichen Geschehnisse in Frankreich oder Griechenland wäre anders berichtet worden.» Unsere Vorstellung sei stark vom Zugang zu Informationen geprägt: So sei zwar die Anzahl verletzter Polizisten zugänglich, aber nicht, wie viele Demonstrantinnen verletzt worden sind. «Die Polizei macht in Bezug auf G20 sehr offensive Öffentlichkeitsarbeit. Durch die selektiven Informationen bestimmt sie das Bild, wie schlimm was war.»

Die Wochenzeitung, 22.02.2018: Taucherbrille plus Böller gibt sechs Monate Haft

Simon Teune in der Wochenzeitung

Die Kritiker der Identitätspolitik denken in kommunizierenden Röhren, wenn sie fordern, wieder mehr auf die soziale Frage und weniger die Identitätspolitik zu setzen. Sie vergessen, dass die gesamte Geschichte linker Bewegungen, nicht zuletzt der frühen Arbeiterbewegung, sich um die Frage von Identität, Anerkennung, Autonomie und Würde – und ja, auch Stolz – drehte.

Die Zeit, 04.02.2018: Die Linken: Für die vielen, nicht die wenigen

Oliver Nachtwey in der Zeit

„Es gab ein großes Vorbild, das hat sehr, sehr viele Leute beeindruckt. Das war die Situation in Italien, wo Mitte der 70er Jahre das öffentlich-rechtliche Rundfunkmonopol gekippt ist. Es gab aber keine neuen Gesetze. Das heißt, es war so eine Grauzone. Da sind ja hunderte bis tausende Radios entstanden. Und das wurde hier in der damaligen BRD sehr genau wahrgenommen. Da haben viele gesagt, das brauchen wir auch.“

WDR 5 Neugier genügt – das Feature, 19.12.2017: Alice im Radioland

Jan Bönkost auf WDR 5

Dass die Bewegung nach den Wahlen so schnell an Zulauf verlor, lag wohl auch an ihren diffusen Zielen. „Es fehlte eine Stoßrichtung, ein klarer Nenner“, erklärt Dieter Rucht. Forderungen nach „EU“, „Demokratie“ und „Frieden“ seien zwar sympathisch. Langfristig könne man damit aber kaum Unterstützer mobilisieren. „Im Grunde handelte es sich um harmlose Friede-Freude-Eierkuchen-Veranstaltungen mit viel Symbolik, aber keinen konkreten Forderungen und strategischen Überlegungen.“

die tageszeitung, 23.01.2018: Aktivisten machen unbeirrt weiter

Dieter Rucht in der taz