Das ipb in den Medien

Wir beobachten, dass sich die demokratischen, antirassistischen, progressiven Kräfte seit 2018 immer stärker miteinander vernetzen. Die neuen Bündnisse bemühen sich zum Beispiel darum, die Zusammenhänge zwischen den großen Kernthemen deutlich zu machen und offensiver miteinander zu verknüpfen: Klima ist eine Fluchtursache, Menschen, die fliehen müssen oder auch nur anders aussehen, erleben Rassismus. Rassismus und soziale Ungleichheit lassen sich nicht getrennt voneinander betrachten. Da ist der Sprung von Fridays for Future zu Black Lives Matter dann plötzlich gar nicht mehr so groß.

Redaktionsnetzwerk Deutschland, 13.6.2020: Demonstrationen: “Die progressiven Kräfte vernetzen sich”

Katarina Stjepandić im Redaktionsnetzwerk Deutschland

[Damit der Kampf gegen Rassismus dauerhaft auf der öffentlichen Agenda steht] müssen sich auch Menschen, die nicht direkt von Rassismus und Diskriminierung betroffen sind, stärker dagegen aussprechen und nicht nur auf die Straße gehen, sondern auch an sich selbst arbeiten. Erst dann wird deutlich, dass Rassismus ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, von dem Weiße profitieren.
Augsburger Allgemeine Zeitung, 8.6.2020: Anti-Rassismus-Proteste: Kommt jetzt die gesellschaftliche Wende?

Leslie Gauditz in der Augsburger Allgemeinen Zeitung

Für die aktuelle Lage kann man sicherlich zwei Punkte nennen. Zum einen hat sich die Situation verschärft in den letzten Monaten, weil durch die Pandemie besonders schwarze Menschen und people of colour deutlich stärker betroffen waren von gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen. (…) Damit es zu Protesten kommt, braucht es neben einem dringenden Missstand auch Infrastrukturen und Ressourcen, auf die die Akteur*innen zurückgreifen können. (…) Die Proteste in Ferguson (…) die Black Lives Matter Bewegung stellen hier Infrastruktur und Netzwerke bereit, die jetzt genutzt werden können.

BR2, 03.06.2020: BR2 Tagesticket (ab 11:42)

Priska Daphi beim BR2-Podcast Tagesticket

Schon Martin Luther King nannte Aufstände die “Waffe der Ungehörten”. Gruppen, die nicht gehört werden in Medien, der Politik oder der Öffentlichkeit, können sich fast nur durch Aufstände Gehör verschaffen. Erst wenn Autos und Polizeistationen brennen, kommen die Medien und fangen an, über die Missstände zu berichten. Die Empirie vergangener Aufstände zeigt, dass die Beschwerden über die Diskriminierungen erst dann gehört werden, und dass erst dann auch Regierungen reagieren.

zdf.de, 1.6.2020: Schon lange “Bürgerkrieg von oben” in den USA

Margit Mayer auf zdf.de

Teune findet es zwar nicht untypisch, dass im Frühstadium einer entstehenden Bewegung noch nicht alle Positionen in Stein gemeißelt seien. In vielen Fällen stellen solche Gruppierungen aber später fest: Man hatte gar keine gemeinsame Forderung, nur ein geteiltes Unwohlsein, das aber individuell sehr unterschiedlich begründet war. Frieden und Freiheit, sie könnten als Motive nicht ausreichen, um zu überleben.

Tagesspiegel, 3.6.2020: Die Wutmacher von Stuttgart

Simon Teune im Tagesspiegel

La mobilisation contre les restrictions dans le cadre de Corona est ainsi un symptome pour une societé civile vitale qu’un paradox tant qu’elle se directe contre une crise democratique non-existant et sous le couvert de complotisme

Deutsche Welle FR, 20.5.2020: “Contestation anti-corona sur fond de complotisme”

Jannis Grimm in Deutsche Welle FR

Vieles von dem, was da jetzt gefordert oder vertreten wird, findet in verschwörungsideologischen und rechtsradikalen Kreisen schon lange statt und wird vor allem in sozialen Medien angeheizt. Da sind noch viel mehr Menschen in entsprechenden Gruppen unterwegs, als jetzt auf den Straßen waren. Viele Teilnehmende protestieren gegen eine angebliche Diktatur. Sie protestieren gegen das Impfen, gegen Merkel und Spahn, gegen „die da oben“, sie personalisieren Globalisierungskritik und Antisemitismus, sie positionieren sich grundsätzlich gegen Politik, Medien und Wissenschaft. In den Protesten brechen sich Ideologien demokratieferner Milieus Bahn und treffen auf offene Ohren und fehlende Abgrenzung.

Spiegel Online, 16.5.2020: “Rechte Narrative dominieren die Proteste”

Matthias Quent auf Spiegel Online

Für Fridays for Future ist der Umgang mit der Corona-Krise eine Art Blaupause auch für die Klimakrise: Plötzlich sind alle Menschen direkt betroffen, sagt Julia Zilles. (…) Aus Sicht der Bewegung sollte das in Sachen Klima zukünftig genauso sein und die Politik müsste ebenso handeln – beispielsweise mehr auf Klimaforscher hören, so wie es jetzt mit den Virologen der Fall ist.

Tagesschau, 24.04.2020, Proteste im Netz statt auf der Straße

Julia Zilles in der Tagesschau

Bei dem Onlinestreik von Fridays for Future an diesem Freitag geht es nach Meinung von Knopp deshalb vor allem um eines: sogenannte Throwback-Momente zu schaffen, Erinnerungen an Demonstrationen wieder aufleben zu lassen, etwa an die vom 20. September, bei der allein in Deutschland Hunderttausende auf die Straße gingen. „Das kann zur Überbrückung dienen“, meint Knopp, aber nicht den gemeinsamen Protest auf der Straße auf Dauer ablösen.

Taz, 23.04.2020, Von der Straße ins Netz

Philipp Knopp in der taz

Doch die virtuellen Verknüpfungsstrukturen, auf die FFF in diesen Tagen setzt, habe sie so noch nicht gesehen. Was die Bewegungen probiere, sei kreativ, neu und innovativ. Trotz der erschwerten Bedingungen zeige FFF ein enormes Mobilisierungspotential.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.04.2020, Fridays for Future: Streik im Kinderzimmer

Sabrina Zajak in der FAZ