Das ipb in den Medien

Dass mit Zahlen Politik gemacht wurde, ist nicht neu. Bei einer großen Berliner Wahlrechtsdemonstration am 6. März 1910 sprachen die Organisatoren von bis zu 30.000 Teilnehmern, während der damalige Polizeipräsident von Jagow behauptete, aufgrund ’sorgfältiger Nachprüfungen‘ habe sich eine Zahl von ’nur 2.000′ ergeben.

BR24, 4.2.2022: „#Faktenfuchs: So verlässlich sind Demo-Teilnehmerzahlen“

Dieter Rucht im BR24

Die Klimaaktivisten in Berlin sind sich vermutlich einig, dass sie keine Sympathien bei denen, die gerade auf dem Weg zur Arbeit sind, hervorrufen. Es geht darum, ein Zeichen für die Zuspitzung der Klimakrise zu setzen. Die Protestform verdeutlicht die Dringlichkeit und die Verzweiflung derjenigen, die später von den Folgen der Krise betroffen sein werden. Diese Blockade erscheint ihnen deshalb als ein letztes Mittel, um sich Gehör zu verschaffen.

FAZ, 12.2.2022: „Eine langweilige Latschdemo wird kaum aufgegriffen werden“

Moritz Sommer in der FAZ

So braucht es dann mehr argumentative Schritte, um von der Notwendigkeit des Protestes und auch dieser Protestform zu überzeugen.

Deutschlandfunk Kultur, 14.2.2022: „Blockaden als Protestform. Der neue Exportschlager aus Kanada“

 

Moritz Sommer im Deutschlandfunk Kultur

die Debatte speist sich aus den Bildern der lokal und zeitlich ja eng begrenzten Aktionen. Wir sehen die Handvoll Aktivisten und wütende Autofahrer, die teils handgreiflich werden. Aber das sind auch nur die wenigsten: Die meisten sitzen im Stau, sind vielleicht genervt. Einige haben vielleicht auch Verständnis, auch wenn sie ungern in der Situation stecken. Viele, die nicht direkt betroffen sind, juckt es wenig, wenn eine Autobahn blockiert wird. Die Aufregung entsteht in der Berichterstattung und durch die Äußerungen von Politikern, die wiederum vor allem auf die Bilder reagieren.


Spiegel, 16.2.2022:“Die Störung des Autoverkehrs trifft einen Nerv“

Simon Teune bei Spiegel Online

Ich denke, dass Aktionen des zivilen Ungehorsams vor allem dann Aussicht auf Erfolg haben, wenn das gewählte Mittel und das Ziel in einem plausiblen Verhältnis stehen. Sich auf die Straße zu setzen, um gegen Lebensmittelverschwendung zu demonstrieren, ist nicht wirklich eingängig. Warum geht man da nicht etwa zu Großbäckereien?


Süddeutsche Zeitung, 11.2.2022: Sitzenbleiben für das Klima

Simon Teune in der Süddeutschen Zeitung

Seit 2015 beobachten wir, dass eine bestimmte Form von Protest im Grunde wie ein Straßentribunal organisiert ist. Inhalte sind häufig die Anklage politisch Verantwortlicher und die Androhung, sie – oder die Presse, Wissenschaftler:innen, die Polizei – zur Rechenschaft zu ziehen. Diese Drohkulisse ist auch dort präsent, wo sich die Proteste als „friedlicher Spaziergang“ selbst verkleinern und verharmlosen.


Katapult Magazin, 9.2.2022: „Das Mobilisierungspotenzial ist erschöpft“

Alexander Leistner im Katapult Magazin

Ein Blick zurück zu den Anfängen Pegidas lehrt, dass ein weiterer Wohlfühlmonolog mit den am lautesten  polternden fatal für die Qualität der Demokratie in Sachsen wäre. Das jetzige Déjà-vu-Erlebnis sollte uns ein Warnsignal sein, wenn wir uns der weiteren Erosion des gesellschaftlichen Zusammenhalts und einer zunehmenden Radikalisierung gesellschaftlicher Konflikte wirksam entgegenstellen wollen.

Sächsische, 16.1.2022: „Hinter all den Protesten steckt derselbe Geist“

Piotr Kocyba in der Sächsischen

Die Gefahr kommt eher davon, dass wir wirklich eine Radikalisierung innerhalb der Bewegung sehen. Wir sehen deutlich mehr Aufrufe auch zu Gewalt, gegen Amtsträger, gegen Journalisten, und gegen Vertreter:innen der anscheinend herrschenden Meinung. Und da sieht man schon eine Gefahr.

euronews, 11.1.2022: Inzidenz bei fast 388: Wieder Proteste und „gesteigertes Gewaltpotenzial“

 

 

Swen Hutter bei euronews

Spaltung heißt, dass es eine Konfliktlinie gibt, die viele Menschen auf die eine oder andere Seite bringt, dass mittlere Positionen schwach besetzt sind und dass sich die Lager zunehmend anfeinden und polarisieren. Damit kann verbunden sein, dass sich Leute in ihrem persönlichen Umfeld auseinander dividieren, auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene kann das bedeuten, […] dass sich die Leute bekämpfen und dass langfristig gesehen die Demokratie in Gefahr gerät.

rbb Inforadio, 15.1.22: Protestforscher sieht Spaltung der Gesellschaft kommen

Dieter Rucht im rbb Inforadio

Corona hat große Wunden in der Gesellschaft aufgerissen. Das Misstrauen dieser Menschen gegen den Staat und der Wissenschaft ist nicht einfach weg mit dem Ende der Krise. Das ist ein immenser Schaden für unsere Demokratiequalität.

mdr.de, 8.1.2022: Protestforscher: „Uns erwartet großes Reinemachen nach Ende der Corona-Pandemie“

Piotr Kocyba im mdr