Die Gewalt der Roten Armee Fraktion hat sich ja, nicht ausschließlich, aber doch im Wesentlichen, gegen die politische und wirtschaftliche Elite gerichtet. Und insofern fühlte sich diese Elite auch stärker durch diese Morde und Gewalttaten herausgefordert als durch – jetzt etwas zynisch formuliert – Gewalttaten gegen Asylsuchende und gegen die politische Linke.
SWR 2 Wissen, 17.2.2023: Rechtsterrorismus in Deutschland – von der Nachkriegszeit bis heute
Fabian Virchow (FH Düsseldorf)
Es gibt im digitalen Zeitalter Bewegungen, die ganz anders funktionieren als wir die eigentlich kennen aus vordigitalen Kontexten. … Das heißt, es gibt eigentlich weder Führungspersonen, die eine gewisse Vorgabe haben, noch gibt es Manifeste, denen man sich anschließt. Sondern man agiert aus dem Impuls heraus. Man agiert darüber hinaus, dass man Gemeinsamkeiten über Hashtags oder über gemeinsame Bilder findet, die dann aber auch super divers sein können. Das spielt das Meme als vergemeinschaftendes Element eine wichtige Rolle.
mdr medien360g, 10.2.2023: Memes als politische Kommunikation
Maik Fielitz (IDZ Jena)
Dass die Rentenpläne so viele Menschen auf die Straße bringen, liegt Becker zufolge auch an einer anderen Demonstrationskultur. „In Frankreich, in diesem zentralen Land, sagen die Leute, wenn irgendetwas nicht vernünftig läuft: „Der Staat funktioniert nicht, die da oben.“ Bei uns sagen die Leute: „Oh verdammt, was habe ich in meinem Leben falsch gemacht?““ Entsprechend gibt es in Frankreich zuhauf Forderungen, der Staat solle mehr Geld für die Rentenkasse aufwenden.
Zeit Online, 7.2.2023: Wieder Proteste gegen geplante Rentenreform in Frankreich
Johannes Maria Becker (Uni Marburg)
„Befragungen zu den jüngsten Klimastreiks zeigen eine gestiegene Frustration in der Bewegung, gerade unter jenen, die am aktivsten engagiert sind. Hier gibt es sicher ein Wegdriften von den Grünen.“ Eine „klare parteipolitische Alternative“ sehe er aber nicht.
Der Standard, 29.1.2023: Was die deutschen Grünen besser machen als Kogler und Co
Swen Hutter (WZB)
Wenn man in die Geschichte Sozialer Bewegungen zurück guckt, dann sind eben sehr viele Fortschritte, die Soziale Bewegungen erkämpft haben, sehr konfliktreich gewesen. Sie waren mit Leid und individuellen Opfern verbunden und das wird auch gerne verdrängt im Nachhinein. Also es ist noch nie so gewesen, dass sich Menschen beliebt gemacht haben, die Straßen blockiert haben, sondern es ist immer begleitet gewesen von sehr harschen Reaktionen und auch Gewalt gegenüber Aktivist*innen. Und das ist auch eine Entwicklung, die wir bei der Letzten Generation beobachtet haben.
rbb Kultur, 24.1.2023:
Simon Teune (FU Berlin)
Nur wenn sich „signifikante Teile“ des Machtapparats weigerten, Befehle auszuführen, könne ein autoritäres Regime stürzen.
Augsburger Allgemeine, 23.1.2023: Wie wahrscheinlich ist ein Machtwechsel im Kreml?
Jan Matti Dollbaum (Uni Bremen)
Der aktuelle Klimaprotest ist sehr plural und bindet viele gesellschaftliche Gruppen ein. Die Bewegung findet sich gerade neu. Sie experimentiert mit neuen Protestformen und Bündnissen, etwa mit Gewerkschaften. In Lützerath hat sie es geschafft, weltweite Aufmerksamkeit zu erzeugen. Das ist ein Erfolg.
Neue Westfälische, 22.1.2023: Protestforscher über Lützerath: „Klimabewegung erfindet sich gerade neu“
Phillip Knopp (Uni Wien)
Straßenblockaden haben eine lange Tradition. Es gibt auch eine lange Geschichte der Zerstörung von Kunstwerken, wobei die Proteste der letzten Generation gerade nicht in der Tradition von Zerstörung von Kunstwerken stehen. Das haben sie ja sichergestellt, dass die Kunstwerke selbst keinen Schaden nehmen. Es geht darum über solche Aktionen in Frage zu stellen, was unsere Prioritäten sind.
ZDFheute, Terra X – die Wissens-Kolumne, 22.1.2023 : Wie radikal muss Klimaprotest sein?
Simon Teune (FU Berlin)
Zwar gebe es „viel Wut und viele Sorgen“, aber es existiere kein klares Feindbild aufseiten der Protestierenden, sagt der in Basel lehrende Soziologe Oliver Nachtwey. Die Regierung habe „sichtbar Bemühen gezeigt, mit dieser Situation umzugehen und die stärksten Notlagen einigermaßen abzufedern“. Das unterscheide die Ausgangslage für Sozialproteste etwa von der Zeit der Agenda 2010 in den Nullerjahren, als die Regierung als „unsozial, unnachgiebig und hart“ wahrgenommen worden sei, sagt Nachtwey.
die tageszeitung, 21.1.2023: Keine Welle von Sozialprotesten: Lauwarm, leicht bewölkt
Oliver Nachtwey (Uni Basel)
Nach Einschätzung des Protestforschers Jannis Grimm von der Freien Universität Berlin trifft der Vergleich etwa mit der US-Bürgerrechtsbewegung zu, was die Wahl der Mittel angeht. „Der Rechtsbruch ist symbolisch einkalkuliert”, sagt der Experte. „Es geht nicht primär darum, dass man genau die Leute trifft, die verantwortlich sind.” Vielmehr würden Szenen geschaffen, die die Klimadebatten befeuerten.
Nordkurier, 20.1.2023: Das Nerven der Letzten Generation hat Methode
Jannis Grimm (FU Berlin)