Im vergangenen Jahr war eine gewisse Euphorie zu spüren. Es gab die vielleicht fast schon naive Hoffnung, dass die großen Proteste schnell eine Reaktion der Politik nach sich ziehen würden. […] Viele Menschen haben den Eindruck, dass es jetzt wirklich um etwas geht, sie haben Sorge, wie es nach der Wahl mit dem Land weitergeht.
Süddeutsche Zeitung, 3.2.2025: Shame on you, CDU
Daniel Mullis (PRIF)
„Die Protestforschung stürzt sich gerne auf die, die gerade laufen“, sagt Simon Teune vom Institut für Protest- und Bewegungsforschung in Berlin. Wenn wenige auf den Straßen laufen, wird Protest unsichtbar. Dabei findet er statt, nur abseits des Scheinwerferlichts. „Es ist eine Lücke in der Forschung“, sagte Ilse Lenz, die als Soziologin zur Frauenbewegung forscht. „Die soziale Bewegungsforschung ist eine kleine Disziplin, aber die Bedeutung der Frage wird allmählich klar.“
taz, 2.2.2025: Wie es weitergeht
Simon Teune (FU Berlin) und Ilse Lenz (Uni Bochum)
Konfliktforscher Felix Anderl sieht für die Protestwelle zwei Gründe. Erstens: der Zeitpunkt. Kurz vor der Wahl seien die Leute noch mobilisierter, seien noch stärker daran interessiert, dass sich gewisse Dinge jetzt nicht verändern. Ein zweiter Grund sei die neue Strategie von CDU-Chef Merz, so Anderl. Dadurch sei jetzt eine ganz starke Dringlichkeit dazugekommen.
heute.de, 2.2.2025: Experte: „Leute sind jetzt noch besorgter“
Felix Anderl (Uni Marburg)
Mit dem Institut für Protest- und Bewegungsforschung hat Wienkoop die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus 2024 untersucht, jetzt sieht sie neues Potenzial: »Die Akteure von 2024 sind vernetzt, es gibt seitdem neue Allianzen und Bündnisse. Und die werden jetzt gerade wieder ganz klar aktiv.«
Spiegel Online, 31.1.2025: Rollt die nächste große Protestwelle an?
Nina Wienkoop
Die Leute, die CDU oder FDP wählen, gehen nicht auf Demonstrationen. Das ist nicht deren Ausdrucksmittel. […] Ein anderer Punkt ist, dass auf den Protesten damals schon und heute noch viel deutlicher auch die Politik der CDU in Frage gestellt worden ist, weil sie zu großen Teilen rassistische Argumentationen übernehmen. Das sind zwei wesentliche Gründe, warum die Leute da nicht vorhanden sind.
Radio Corax, 29.1.2025: Wie effektiv sind große Proteste gegen rechts?
Simon Teune (FU Berlin)
Proteste können das Gemeinschaftsgefühl und die kollektive Selbstwirksamkeit der Teilnehmenden stärken. Somit kann eine Protestteilnahme zu mehr zivilgesellschaftlichem Engagement gegen Rechtsextremisus führen.
Domradio, 25.1.2025: „Köln steht für Solidarität und Zusammenhalt“
Lisa Bogerts
„Der Umgang mit dem Krieg in Gaza wird als Ausdruck einer Weltordnung gelesen, in der mit zweierlei Maß gemessen wird“, sagt Grimm. Dieser Vorwurf treffe vor allem die Grünen, etwa Außenministerin Annalena Baerbock. „Bei den Demos heißt es dann, warum redet sie von feministischer Außenpolitik, spricht aber kein Tacheles, wenn es um Gaza geht.“
taz, 22.1.2025: Die Linke und der Nahost-Konflikt. Nun sag, wie hältst du es mit Gaza?
Jannis Grimm (FU Berlin)
Das war die größte Protestwelle in der Geschichte der Bundesrepublik […] Damit hat sich die deutsche Zivilgesellschaft als robust, aktiv und mobilisierbar und bestürzt gezeigt. […] Diese Protestwelle rollte bis in die kleinsten Ortschaften in Deutschland und vor allem dort, wo man sich einer rechten Hegemonie entgegengestellt hat, in kleinen Ortschaften, wo es keine Anonymität wie in Großstädten gibt, ist das eine große und beachtliche Leistung.
SWR Kultur, 13.1.2025: Ein Jahr nach der Correctiv–Recherche – Was ist von der großen Protestwelle geblieben?
Piotr Kocyba (Uni Leipzig)
Ist also von der Protestwelle keine nachhaltige Wirkung geblieben? Laut den Expertinnen Nina-Kathrin Wienkoop und Lisa Bogerts vom Institut für Protest- und Bewegungsforschung ist dies nicht ganz richtig. „Nur die Umfragewerte der AfD als Messung von Erfolg und Effekten von Protesten zu nehmen, greift zu kurz. Durch die Proteste sind neue Bündnisse und neues Engagement entstanden“, so Wienkoop.
zdf.de, 10.1.2024: Ein Jahr nach der Protestwelle:Wie die AfD in Umfragen verlor – aber nun zulegt
Lisa Bogerts und Nina Wienkoop
Wir sehen einen klaren Effekt der Remobilisierung der Protestierenden. Und – das finde ich noch spannender – auch einen Effekt auf Zivilcourage. Es gaben mehr als die Hälfte der Befragten an, dass sie sich seit den Protesten häufiger im Alltag in politische Diskussionen einmischen, und 23 Prozent, dass sie auch häufiger eingreifen, wenn sie Diskriminierung beobachten. Das heißt langfristig gibt es auch einen Effekt auf die politische Kultur.
rbb info, 10.1.2024: Ein Jahr nach der Correctiv-Recherche: was haben die Proteste gebracht?
Nina Wienkoop