Während die Berichterstattung bei den friedlichen „Fridays for Future“-Protesten schnell abgenommen habe, sei sie bei Aktionen der „Letzten Generation“ mit RAF-Vergleichen schnell „schrill“ geworden. „Die Berichterstattung trägt sicher auch ein Teil dazu bei, wie sich Proteste entwickeln“, so der Protestforscher.
Deutschlandfunk, 11.1.2023: „Berichterstattung trägt dazu bei, wie sich Proteste entwickeln“
Simon Teune (FU Berlin)
Das große Polizeiaufgebot, die polizeiliche Gewalt gegen friedliche Demonstrierende oder auch Repressalien bei der Anreise könnten gegenüber den Aktivist:innen den Eindruck erwecken, dass die Staatsmacht die Interessen von RWE mit allen Mitteln durchsetzen wolle. „Dann wird sie als Gegner wahrgenommen und das legitimiert möglicherweise auch Gewalt gegen Polizist:innen“, sagt Knopp.
Watson.de, 11.1.2023: Protestforscher über Klimaaktivisten in Lützerath: Frustration kann zu Radikalisierung führen
Philipp Knopp (Bertha von Suttner Universität)
„Dass Recht gebrochen wird, ist Alltag.“ Das sagt der Protestforscher Simon Teune. Allerdings werde nicht jeder Rechtsbruch gleich beurteilt oder skandalisiert. „Ziviler Ungehorsam unterscheidet sich – auch in der öffentlichen Wahrnehmung – sehr deutlich von anderen Formen des Rechtsbruchs“, so Teune. „Hier ist das Übertreten von Gesetzen Teil der Botschaft: Es wird moralisch begründet als die letzte mögliche Form, um eine unerträgliche Situation zum Thema zu machen.“
web.de, 9.1.2023: Klimaproteste der „letzten Generation“: Handelt es sich hier um Straftaten?
Simon Teune (FU Berlin)
Eine andere Aktionsform auszuprobieren ist eher eine taktische Anpassung als eine grundsätzlich veränderte Haltung zum politischen und ökonomischen System.
Stern.de, 3.1.2023: Extinction Rebellion ändert seine Protestform. Ist das schon Kapitulation oder noch Taktik?
Simon Teune (FU Berlin)
Am wirkungsvollsten sind Protestmittel, wenn sie so gewählt und ausgeführt werden, dass man sie versteht. Ein gutes Beispiel dafür waren die Proteste im Hambacher Forst: Mit ihren Baumhäusern haben die Aktivistinnen und Aktivisten ein konkretes Vorhaben gestört, nämlich dass der Wald abgeholzt wird. Das war eine begrenzte, sehr wirkungsvolle Aktion, die viele Menschen sehr gut verstanden haben, weil der Bezug klar war: Mit unseren Baumhäusern schützen wir den Wald.
web.de, 25.12.2022: Protestforscherin Nina-Kathrin Wienkoop über die „Letzte Generation“
Nina-Kathrin Wienkoop
„Die Anti-Atomkraft-Proteste waren lokal und zeitlich begrenzt, worum es jetzt hier geht, ist der Klimawandel, der uns alle in unserem unmittelbaren Alltag betrifft“, sagt Neuber. Nichtsdestotrotz sei bereits eine Debatte entstanden, „ob wir den Klimawandel richtig behandeln oder vernachlässigen“. Zudem hat sich für Neuber eine Diskrepanz herauskristallisiert, zwischen dem, was von politischer Seite zur Dringlichkeit des Kampfes gegen den Klimawandel gesagt wird, und Äußerungen, dass die Leute übertreiben, wenn sie sich auf die Straße setzen.
Wiener Zeitung, 28.12.2022: „Ohne Störung keine Wirkung“
Michael Neuber (TU Berlin)
Ein Ende der Protestbewegung ist, nach Meinung von Protestforscher Simon Teune von der FU Berlin, auf absehbare Zeit nicht in Sicht. Erst wenn die Politik ihren Klimaweg radikal ändere, so seine Einschätzung, ließen die Aktionen nach.
SWR Der Tag, 23.12.2022: Was sind das für Menschen, die sich der „letzten Generation“ anschließen?
Simon Teune (FU Berlin)
„Wir haben es mit einer überdrehten Form des Liberalismus zu tun. Weiter fortgeschritten sehen wir das in den USA, besonders in der Tech-Szene. Da sind Menschen unterwegs, die sich selbst als Mittelpunkt der Welt begreifen und dem Glauben anhängen, selbstständig die Welt zu verändern. Elon Musk ist dafür das beste Beispiel“, sagt Meiering.
fr,22.12.2022: Problematische Persönlichkeiten: Experte erklärt, warum „Reichsbürger“ ähnlich ticken wie Musk
David Meiering (HU Berlin)
„Ein solcher Beschluss wäre eine schlichte Parteinahme für eine Seite“, meint dazu der Antisemitismusexperte Peter Ullrich. Delegitimierungen der anderen Konfliktseite durch Nichtnennung auf Landkarten seien in Israel genauso wie in Palästina weit verbreitet. „Das ist Ausdruck des Konflikts, aber kein hinreichender Indikator für Antisemitismus“.
nd, 22.12.2022: Innenminister gegen Israel-Kritik
Peter Ullrich (TU Berlin)
[Bei den Aktionen der Letzen Generation] dienen die Motive der Kunstwerke eher als Fingerzeig. Diese Naturidyllen stellen dar, was bedroht ist, weil die Natur eben nicht mehr idyllisch sein wird. Die Kritik der Letzten Generation ist fast schon Kunstkritik. Der Museumsbesuch wird seiner Unschuld beraubt und in den Kontext der Klimakrise gerückt.
Profil, 21.12.2022: Klimaaktivismus: Ein Bild sagt mehr als tausend Leute
Simon Teune (FU Berlin)