Dem Leipziger Protestforscher Alexander Leistner zufolge tat sich damit an den Rändern der Friedensbewegung ein Abgrund auf, den er als »manichäischen Kosmos von Verschwörungsdenken und Antisemitismus, bevölkert von Akteurinnen der Neuen Rechten, Reichsbürger*innen, Vertreter*innen des Obskurantismus und Querdenkenden« bezeichnet.
nd Aktuell, 3.3.2023: Die langen Schatten des Friedens
Alexander Leistner (Uni Leipzig)
„Wenn sich eine Bewegung zu breit aufstellt und einen Bauchladen mit Themen anbietet, ist das eher nachteilig“, sagte [Dieter Rucht] dem Tagesspiegel. Wenn sie sich öffne und viele andere Themen aufnehme, könne das ein Zeichen der Schwäche sein.
Tagesspiegel, 3.3.2023: Schulterschluss für die Verkehrswende
Dieter Rucht (WZB)
Für Simon Teune, Sozialwissenschaftler und Protestforscher an der Freien Universität Berlin, spitzt sich hier der Konflikt zu zwischen dem Teil der Bevölkerung, der entschiedene Maßnahmen zum Klimaschutz fordert und jenem, der das nicht für nötig hält. Für Letzteren seien die nervigen Aktionen der Letzten Generation eine Möglichkeit, ihren Frust loszuwerden.
Süddeutsche Zeitung, 3.3.2023: Mit neuen Freunden gegen die FDP
Simon Teune (FU Berlin)
Die Aktionen von Extinction Rebellion und der Letzten Generation [zeigen eine] Ausdifferenzierung der Bewegung, die wir auch in anderen sozialen Bewegungen schon beobachten konnten. Massenproteste sind am Ende die wichtigste Form, weil sie die breite Unterstützung der Bevölkerung für die Forderung der Bewegung zum Ausdruck bringen können.
Deutschlandradio Kultur, 3.3.2023: „Massenproteste können die breite Unterstützung der Bevölkerung zum Ausdruck bringen“
Sebastian Haunss (Uni Bremen)
[Fridays for Future] hatte einen enormen Einfluss auf die gesellschaftlichen Debatten [über den Klimawandel] und auch auf die Politik – zumindest soweit es deren Ankündigungen betrifft. Der Diskurs hat sich insofern gewandelt, als dass der Klimawandel von einem wichtigen zum wichtigsten Thema wurde – zwischenzeitlich allerdings verdrängt von Corona und Krieg.
Stuttgarter Zeitung, 1.3.2023: „FFF hat einen enormen Einfluss auf die Klimadebatte“
Sebastian Haunss (Uni Bremen)
Bestimmende Themen bei Demonstrationen seien in 2022 der Umwelt- und Klimaschutz sowie die Solidarität mit der Ukraine und die Solidarität mit den Protesten im Iran gewesen. „Einige Proteste sind auch auf die sogenannten Corona-Spaziergänge von Januar 2022 zurückzuführen, die meisten aber auf Klimaproteste“, erläuterte Professor Swen Hutter.
Forschung & Lehre, 1.3.2023: Proteste: Trend zur Radikalisierung endet mit Pandemie
Swen Hutter (FU Berlin/WZB)
Es ist sehr charakteristisch, dass sie nicht zurückweichen. Die angegriffene Frau bleibt stehen, eine zweite kommt dazu und verteidigt sie. Das war auch eine Entwicklung der Proteste, dass die Gewalt nicht mehr so wirkt, wie früher.
Zeit Online, 28.2.2023: Proteste im Iran: „Die Gewalt wirkt nicht mehr so wie früher“
Tareq Sydiq (Uni Marburg)
Gerade auf dem Land brauchen die Leute das Auto noch. Und das liegt auch daran, dass Klimaschutz da noch nicht vorangetrieben wurde, der ÖPNV nicht ausgebaut wurde. Da könnten die Klimaschützer*innen eigentlich mit der Landbevölkerung gut an einem Strang ziehen, aber weil der Diskurs so polarisiert ist, funktioniert das nicht.
NDR Hallo Niedersachsen, 27.2.2023: Klimaprotest: Warum kochen die Emotionen so hoch?
Felix Anderl (Uni Marburg)
Hierin ortet Protestforscher Simon Teune das Neuartige am Protest der Letzten Generation. Deren Blockaden zielen weniger auf die logistische Bedeutung von Straßen ab und haben «kein definiertes Gegenüber,
sondern die Gesellschaft als Ganzes zum Ziel». Der Protestforscher spricht vom Versuch der «Visualisierung des Konflikts»: Es geht darum, emotional aufgeladene Bilder zu erzeugen, die den Konflikt zwischen
Status quo und Dringlichkeit der Krise sowie den Handlungsunwillen der Herrschenden verdeutlichen.
Augustin, 27.2.2023: Warum blockieren Menschen Straßen?
Simon Teune (FU Berlin)
„Schon im Herbst bei den Energieprotesten suggerierten Teile der extremen Rechten, man rufe gemeinsam mit der Linken den Wutwinter aus“, sagt Leistner. „Damals war das aber noch das Muster: die Querfront als asymmetrische Fantasie der extremen Rechten.“ Es habe eine klare Grenzziehung von links gegeben. Das habe sich in der Kommunikation zu dem „Aufstand für den Frieden“, organisiert von Schwarzer und Wagenknecht, deutlich geändert. Leistner hält das für problematisch. „Die Gefahr ist, dass sich ein Prozess verstärkt, der schon länger zu sehen ist: eine Normalisierung von extrem rechten Akteuren, die Anschluss suchen zu anderen politischen Milieus.“
Tagesspiegel, 25.2.2023: „Die Demonstration dürfte regen Zulauf von Rechtsextremen bekommen“
Alexander Leistner (Uni Leipzig)