Eine erfolgreiche Bewegung ist eigentlich meistens dann gegeben, wenn es eine moderate Flanke gibt und eine radikale – und die irgendwie in der Lage sind, trotzdem an einem Strang zu ziehen. [Beide Teile der Klimabewegung] sind sich auch darüber einig, dass eine radikale Veränderung der Politik folgen muss. Sie sind sich nur nicht darüber einig, wie man da hinkommt.
zdf heute journal, 23.4.2023: Klimaproteste: Schockieren oder überzeugen?
Felix Anderl (Uni Marburg)
Es ist tatsächlich der Anschein der, dass wir viel mehr über die Protestaktionen selber sprechen, und dass die Ziele immer mehr in den Hintergrund treten – so legitim sie auch sein mögen.
RTL Aktuell, 23.4.2023: Radfahren fürs Klima
Piotr Kocyba (Uni Leipzig)
Insgesamt eine vielstimmige, rundum überzeugende, umfassende und empirisch verifizierbare Darstellung des äußerst komplexen Protestgeschehens rund um das Gipfeltreffen.
Süddeutsche Zeitung, 23.4.2023: Gipfelschutz vor Bürgerschutz
Rezension zu Eskalation: G 20 in Hamburg, Protest und Gewalt
Die Protestforscher untersuchten die Demonstrationen von „Fridays for Future“ in Bremen und Berlin, die rund eineinhalb Monate später stattfanden. Sie waren kleiner als in den Jahren zuvor. Die Lützerathproteste hätten keinen relevanten Effekt darauf gehabt, so Haunss. Für einen kleineren Kern der Bewegung könnten sie aber durchaus eine wichtige Funktion gehabt haben, da sie eine „doppelte Kommunikation“ beinhalteten: einerseits an die gesamte Gesellschaft und andererseits an die Klimabewegung selbst.
Augsburger Allgemeine, 22.4.2023: Was wurde aus den Protesten um #LütziBleibt?
Sebastian Haunss (Uni Bremen)
Es werden ja auch von anderen Gruppen andere Wege beschritten. Aber keiner dieser Wege, seien es Studien aus der Wissenschaft, seien es die Massendemonstrationen der Fridays for Future oder seien es die Störaktionen vor Ort – die haben im Grunde auch keinen Durchbruch gebracht. Dieser Durchbruch ist auch nicht zu erwarten von den Aktionen der Letzten Generation allein.
SZ Podcast Auf den Punkt, 21.4.2023: Protestforscher zu „Letzter Generation“: „Forderungen sind eher Nebenschauplätze“
Dieter Rucht (WZB)
Es besteht die Gefahr, dass sich das Aktionsmoment verselbstständigt, weil es auf hohe Aufmerksamkeit in den Medien zielt. Wenn das Erregen von Aufsehen aber zum Hauptzweck wird, geraten die Überzeugungsprozesse in den Hintergrund. Der Letzten Generation mangelt es an strategischer Überlegung, wie Mehrheiten zu gewinnen sind.
die tageszeitung, 20.4.2023: Protestfoscher über Letzte Generation: „Ein nachvollziehbarer Plan fehlt“
Dieter Rucht (WZB)
Was Nachtwey da beobachtet, ist ein Suchen nach Ordnung, Rettung und Seelenfrieden. Er sagt in Anlehnung an den Philosophen Georg Lukács, in vielen seiner Tiefeninterviews zeige sich eine »transzendentale Obdachlosigkeit des modernen Menschen«. Dieser wisse nicht, wohin mit seinem Leid. Also gehe er damit in die Öffentlichkeit und finde dort Gefährten. Sie klagen gemeinsam, klagen an.
Zeit Online, 20.4.2023: Prorussische Propaganda: „Russland ist nicht aggressiv!“
Oliver Nachtwey (Uni Basel)
Dass die „Letzte Generation“ keine Partei gegründet hat, sei kein Zufall. „Sie geht bewusst den Weg des öffentlichen Drucks, denn diese Zutat ist es, die aktuell nicht ausreichend vorhanden ist“, sagt Shemia-Goeke. „Eine Partei erfolgreich zu etablieren, dauert sehr lange. Das passt nicht mit dem Hauptargument der ‚Letzten Generation‘ zusammen, wonach die Zeit in der Klimakrise extrem drängt. Für den langen Marsch durch die Institutionen ist es dann zu spät.“
Frankfurter Rundschau, 20.4.2023: „Letzte Generation“ als Partei? Protestforscherin ist sich sicher: „Dafür ist es zu spät“
Dalilah Shemiah-Goeke (Uni Wollongong)
Man versucht dadurch, eine Erwartungshaltung aufzubauen und sich als Gesprächsthema in die Presse zu bringen und dadurch potenzielle Sympathisant*innen dazu zu bringen, an solchen Aktionen teilzunehmen. Gleichzeitig will man ein gewisses Drohpotenzial aufbauen.
Watson.de, 19.4.2023: Geht die Letzte Generation zu weit? Protestforscher ordnet Kritik an Klimabewegung ein
Jannis Grimm (FU Berlin)
„Aus Perspektive der Widerstandsforschung kann ich sagen: Strategische Bewegungen intensivieren ihren Protest über die Zeit, wenn sie wachsen und dann mit mehr Menschen von symbolischen Aktionen übergehen zu mehr tatsächlichen politischen oder gar wirtschaftlichen Druck.“ Deswegen müsse die „Letzte Generation“, wenn sie erfolgreich sein will, in ihren Aktionen variabel bleiben und ihr Repertoire erweitern. „Insofern ist die Ankündigung, Berlin lahmlegen zu wollen, nur logisch. Der Protest wird intensiviert“, sagt Shemia-Goeke.
Frankfurter Rundschau, 19.4.2023: „Letzte Generation“ will Berlin lahmlegen: Warum die Klima-Aktivisten am Scheideweg stehen
Dalilah Shemia-Goeke (Uni Wollongong)