Man kann vereinzelt sein, weil man in Deutschland in einem Dorf aufwächst und eine queere Schwarze oder gar weiße Person ist. Oder man kommt nach Deutschland und fühlt sich in den diasporischen Communitys nicht wohl, aus politischen oder gesellschaftlichen Gründen. Vereinzelung hat verschiedene Dimensionen, und eine gemeinsame Erzählung durchbricht sie.
nd, 8.11.2024: Tarek Shukrallah: »Wir dachten, wir wären die Ersten«
Tarek Shukrallah (Uni Giessen)
Es gibt einen rechten Backlash, einen anti-ökologischen Backlash. Es gibt eine autoritäre Stabilisierung der imperialen Lebensweise. … Die autoritäre Rechte ist gut in sozialen Medien und sie machen die Migration zur Mutter aller Probleme. Solange der grüne Umbau der Wirtschaft sozial ungerecht bleibt, wird das Aufwind bekommen. Grüne, aber sozial ungerechte Wirtschaft liefert das Einfalltor für die Rechten.
Wiener Zeitung, 1.11.2024: Die Klimabewegung und der Aufstieg der Rechten
Ulrich Brand (Uni Wien)
Bei Pegida konnte man ein klassisch kleinbürgerliches Millieu beobachten, das von der sächsischen Union enttäuscht war, weil diese der teilweise erzkonservativen Rhetorik keine Taten folgen ließ. Pegida war ein Vehikel dieser Entfremdung, von der die extreme Rechte profitieren konnte.
Jungle World, 31.10.2024: Ein letztes Mal durch Dresden spaziert
Piotr Kocyba (Uni Leipzig)
Es gibt einen Kern, der ist über einen langen Zeitraum konstant: Da ist eine Gruppe von Menschen die zusammen kommen und protestieren, es geht um eine öffentlichkeitswirksame Intervention und darum, die Mächtigen herauszufordern oder zu piesacken. Ich brauche etwas, womit ich stören kann, um auch eine Verhandlungsmasse zu haben. Wie das im Einzelfall umgesetzt wird ist abhängig von der aktuellen Zeit und das verändert sich stetig.
SR Kultur Fragen an den Autor, 27.10.2024: Tareq Sydiq über den Druck der Straße
Tareq Sydiq (Uni Marburg)
Der große Unterschied [zu Journalist*innen] ist, dass sich Medienaktivist*innen als parteiisch verstehen und sehr bewusst eine Seite abbilden wollen. […] Das gilt seit 10 bis 15 Jahren verstärkt auch für die neue soziale Bewegung von rechts, wo sich auch eine Infrastruktur von Youtubern und Livestreamern gebildet hat.
Digga Fake, 24.10.2024: Protestcamp „Tümpeltown“: Blick hinter die Kulissen der Demo-Berichterstattung
Simon Teune (FU Berlin)
Damals, 2019, war noch alles anders. Die Leute gingen aus Hoffnung für eine bessere Zukunft auf die Straße. Heute überwiegt ein anderes Gefühl, weiß Daniel aus ihren Daten: „Es ist eine moralische Verpflichtung und die Angst bei gleichzeitiger Hoffnungslosigkeit. Das zeigt, dass der freiwillige Aspekt abnimmt. Man fühlt sich verpflichtet, aber geht nicht hin, weil man unbedingt denkt, etwas verändern zu können.“
Falter.natur, 18.10.2024: Die Zukunft der Fridays for Future. Wie sich die Klimabewegung an die bittere Realität anpasst
Antje Daniel (Uni Wien)
In Demokratien gibt es immer auch antidemokratische Proteste, die sind aber nicht systemgefährdend. Wenn eine antidemokratische Kraft sich parlamentarisch oder medial organisiert, ist das demokratiegefährdender als ein Strassenprotest. Und für diese anderen Aktivitäten haben wir durchaus auch Möglichkeiten, dagegen vorzugehen. Wir können Vereine verbieten. Wir können rechtlich gegen Demokratiefeinde vorgehen. Solange sie nicht in Hetzjagden oder Ähnliches umschlagen, müssen Proteste, die sich an geltendes Recht halten, akzeptiert und ausgehalten werden.
Blick.ch, 14.10.2024: „Für eine Revolution braucht es Frauen“
Tareq Sydiq (Uni Marburg)
Es gibt [in Europa] Unterschiede, wie verschiedene soziale und kulturelle Gruppen protestieren, auch abhängig von den historischen Traditionen und den Zielen, die diese Gruppen erreichen wollen. Es gibt natürlich auch national verschiedene Traditionen.
WDR5 Denk ich an Europa, 12.10.2024: Lisa Bogerts: „Aufstehen gegen die Festung Europa“
Lisa Bogerts
Grimm ist sich nicht so sicher, ob die Radikalisierung wirklich zunimmt. „Die Proteste [zum Gaza-Krieg] werden konfrontativer. Das hat einerseits mit den Demonstrierenden zu tun, aber auch mit der härteren Linie der Polizei“, meint er. Beide Seiten seien nicht darauf aus, zu deeskalieren. „Und wenn alle Seiten denken, gleich knallt’s, dann knallt’s“. Dadurch sei die Radikalität sichtbarer geworden, aber da gewesen sei sie schon lange.
rbb24, 10.10.2024: Nahost-Demos in Berlin. Wie die pro-palästinensischen Proteste im Netz inszeniert werden
Jannis Grimm (FU Berlin)
Wo – analytisch wie moralisch – Widersprüchlichkeit und Verworrenheit, ja eine Verflechtung tragischer Genealogien das Bild prägt, wird Eindeutigkeit hergestellt. Diese bietet eine manchen willkommene Gelegenheit, das Problem des Antisemitismus nach ‚außen‘ zu verlagern, und sei es in ein Außen im Innern.
Rolling Stone, 7.10.2024: Der 7. Oktober: Terror und die Folgen
Peter Ullrich (TU Berlin)