Die Normalisierung extrem rechter Ideologie ist eine leise, schleichende Unterwanderung. Die Leute, die davon betroffen sind, spüren diese sehr wohl – durch Anfeindungen, durch rassistische Übergriffe, durch Diskriminierung. Auch Menschen, die sich proaktiv demokratisch engagieren, erleben diese Bedrohungen. Aber das merkt nicht jeder in der Gesellschaft. Das Treffen in Potsdam hat einer breiten Gesellschaft diese Gefahr vor Augen geführt.
Spiegel Online, 20.1.2024: „Die Rechten werden strategisch überlegen, wie sie zurückschlagen“
Sabrina Zajak (DeZIM)
Eine wichtige Frage ist, wie man dort etwas tut, wo die AfD am stärksten und die demokratische Zivilgesellschaft besonders schwach und teilweise bedroht ist. Über die Stärke der AfD wird eben nicht in Leipzig oder Köln entschieden, sondern in den kleinstädtischen und ländlichen Regionen Ostdeutschlands. Da braucht es mittelfristig Initiativen, Spenden und Bestärkungen von Vereinen, Kirchen und Kultureinrichtungen.
Stern.de, 19.1.2024: Was bewirken Demos gegen die AfD?
Alexander Leistner (Uni Leipzig)
Für die einen sind die Demonstrationen wie ein Weckruf, um aus einer Art Schockstarre aufzuwachen. Für andere wirkt es wie ein Aufbruch, auf den man gewartet hat, weil viele schon lang Engagierte vielleicht auch ein Gefühl der Resignation hatten in den letzten Monaten.
dpa, 19.1.2024: Protestforscher: Anhaltende Dynamik bei den Protesten gegen rechts
Alexander Leistner (Uni Leipzig)
Es gibt einen großen Bedarf, diese Haltung sichtbar zu machen. Die Meldungen sind ja stark dominiert gewesen von einem Rechtsruck, von rechtsextremen Deutungsmustern. Und die Proteste zeigen jetzt, es gibt sehr viele Leute, die das anders sehen, die diese Entwicklung nicht haben wollen, die am Erhalt unserer Demokratie ein Interesse haben.
Zeit Online – Was jetzt?, 18.1.2024: Was bringen die Demos gegen den Rechtsruck?
Simon Teune (FU Berlin)
Protest ist besonders dann erfolgreich, wenn es eine große öffentliche Aufmerksamkeit gab. Dafür braucht man auch die mediale Aufmerksamkeit. Und die erhält man nicht durch rein routinierte Aktionsrepertoires.
SWR2, 18.1.2024: Wird Protest in Deutschland zunehmend radikal?
Priska Daphi (Uni Bielefeld)
„Diese rechten Treffen finden sicher öfter statt und haben bisher weniger Aufmerksamkeit erregt“, erklärt Rucht. „Aber der Anlass hat eine Besorgnis befeuert, die bereits in den letzten Jahren gewachsen ist. Viele Leute standen der politischen Entwicklung hilflos gegenüber – das überträgt sich jetzt auf die Straße.“
„Oft braucht es einen Anlass, damit Leute ihr Bedürfnis nach Widerspruch, das sie schon länger in sich tragen, wirklich zum Ausdruck bringen“, erklärt Teune. „Es braucht erst eine Gelegenheit und auch das Gefühl, mit dem Widerspruch einen Unterschied machen zu können – und das kommt bei den aktuellen Protesten gerade zusammen.“
Redaktionsnetzwerk Deutschland, 17.1.2024: Neue Mobilisierung gegen Rechts: Was können die Proteste bewirken?
Dieter Rucht (WZB) und Simon Teune (FU Berlin)
„Aus der Protestforschung wissen wir, dass das am Anfang eine kluge Linie ist, um breit zu mobilisieren“, sagt Anderl. „Aber wenn es später keine Richtung bekommt und man nur sagt:,Alles ist scheiße’, kann jeder seine Themen hineinprojizieren.“ Langfristig, so der Protestforscher, könnte sich das rächen.
die tageszeitung, 16.1.2024: Scharf auf Billig-Solidarität
Felix Anderl (Uni Marburg)
Rund um ‚Ende Gelände‘ habe sich eine sehr breite Allianz zusammengetan und gezeigt, dass sie entschlossen ist, über Unterschiede hinweg gemeinsam zu mobilisieren. Es gebe mittlerweile einen großen Erfahrungsschatz in den verschiedenen Initiativen, dass das auch wieder gelingen kann. Dafür brauche es nur noch einen passenden Auslöser.
Tagesspiegel, 15.1.2024: Wo steht die Klimaschutzbewegung heute?
Felix Anderl (Uni Marburg)
Das konkrete Thema ist für Rechtsextreme erstmal zweitrangig. Es geht darum, dass bestimmte Themen als rechts wahrgenommen werden. [Dann] hat man einen Raumgewinn und es ist schwieriger, demokratische Positionen dagegen zu setzen.
ZDF heute, 15.1.2024: Rechtsextremismus-Vorwürfe: Werden die Bauern diskreditiert?
Maik Fielitz (IDZ Jena)
Es gibt eine enorme Unzufriedenheit in der Bauernschaft. Bauern sind hochgradig abhängig von Subventionen und da muss man sich nicht wundern, dass sie allergisch reagieren, wenn man diese Subventionen antastet.
Deutschlandfunk, 14.1.2024: Ist der Bauernprotest in dieser Form legitim?
Felix Anderl (Uni Marburg)