Grimm glaubt nicht, dass die Letzte Generation in der Lage ist, diesen Rollenwandel zu vollziehen und meint, die neue Strategie hänge mit internen Diskussionen zusammen. „Teile der Führungsriege sind ausgetreten, die die Feuermelder-Funktion weiterführen wollten.“ Stattdessen dominiere nun der Teil, der die Bewegung zur Massenbewegung entwickeln wolle.
Berliner Morgenpost, 3.3.2024: Klimabewegung im Umbruch – die Pläne der Letzten Generation
Jannis Grimm (FU Berlin)
Bereits nach den Protesten 2017/2018 wurde die Aufstandsbekämpfung priorisiert, indem in die Polizei investiert wurde. Statt durch Wahlen ein Ventil zu schaffen, durch das Unzufriedenheit artikuliert werden kann, setzt das Regime auf Repression. Es hat vom Versuch Abschied genommen, Massenlegitimation herzustellen und ist von vornherein auf gesellschaftliche Widerstände eingestellt.
die tageszeitung, 1.3.2024: Konfliktforscher zu den Wahlen im Iran: „Die Desillusionierung ist groß“
Tareq Sydiq (Uni Marburg)
Bei „Fridays For Future“ sei die Zahl der Aktiven in den vergangenen Jahren gesunken, durch die Kooperation mit ver.di könne man jetzt Kräfte bündeln. Außerdem könne die Klimabewegung durch die Allianz mit den Beschäftigen im Verkehrssektor dem Eindruck entgegenwirken, dass Klimaschutz etwas Elitäres sei, so Teune.
Tagesschau.de, 1.3.2024: Warum Klimaschützer und Gewerkschaft zusammen streiken
Simon Teune (FU Berlin)
Es gibt eine inhaltliche Überschneidung, weil beide Akteure einen besser aufgestellten öffentlichen Nahverkehr wollen. Es ist aber auch eine strategische Ergänzung, weil kein politischer Streik erlaubt ist, gleichzeitig sieht Verdi die Notwendigkeit von einem systemischen Wandel. Die Fridays for Future waren in einer strategischen Sackgasse, weil ihre Klimastreiks nicht ernstgenommen worden sind und mit der Streikmacht von Verdi gibt es da jetzt eine ganz neue Power.
NDR Info, 1.3.2024: Protestforscher: „Gemeinsames Interesse für gute Klimapolitik“
Simon Teune (FU Berlin)
Der Protestforscher Dieter Rucht von der Freien Universität Berlin glaubt: „Fridays for Future hat im Vergleich zur Letzten Generation allemal an medialer Sichtbarkeit verloren.“ Doch „beide Gruppen, obgleich unterschiedlich vorgehend, scheinen ihr Potential weitgehend ausgereizt zu haben.“
DW.com, 1.3.2024: Fridays for Future mit neuer Strategie in Deutschland
Dieter Rucht (WZB)
Wer für Klimagerechtigkeit werbe, müsse auch glaubwürdig sein. Wie auch die Grünen hätten Fridays for Future in der Hinsicht ein Problem. Das akademische Milieu, das die Klimabewegung größtenteils repräsentiere, sei auch eine Schwäche. Denn der Bewegung fehle der Zugang zu anderen sozialen Gruppen. „Ich glaube, sie sind gut beraten, sich Allianzpartner hinzuzuholen“, sagt Anderl.
die tageszeitung, 29.2.2024: Fahren und gefahren werden
Felix Anderl (Uni Marburg)
Auch die Beteiligung an der Organisation der großen Demonstrationen gegen rechts Anfang des Jahres sei ein Teil dieser Strategie. Teune sagt, es sei klar geworden, dass „eine autoritäre, möglicherweise sogar faschistische Politik das Ende einer wirksamen Klimapolitik wäre“.
Für Protestforscher Dieter Rucht ist das „im Prinzip“ eine erfolgversprechende Strategie. „Die Bewegung gewinnt an Breite“, sagt er dazu. „Damit entsteht aber auch die Gefahr, dass die Bewegung an Profil verliert und es zu internen Konflikten kommt“.
Table Climate, 29.2.2024: Neue Ideen und Allianzen – die Klimabewegung sortiert sich neu
Dieter Rucht (WZB) und Simon Teune (FU Berlin)
Es sind wichtige Signale. Einmal an diejenigen, die nach den Plänen der AfD außer Landes geschafft werden sollen. Die Proteste zeigen ihnen: Ihr seid nicht allein, wir wollen das nicht zulassen. Zudem ist es ein wichtiger Akt der Selbstvergewisserung demokratisch gesinnter Menschen.
Rheinische Post, 23.2.2024: „Es geht um eine Kampagne gegen die AfD“
Fabian Virchow (HS Düsseldorf)
Es gibt Menschen, die sagen: „Höcke ist ein Nazi“. Aber die Mehrheit scheut so eine konkrete Aussage, weil man auch Angst hat vor Strafverfolgung. Da ist das Spiel mit Satire, Humor und Ironie ein Weg, ganz klar seine Haltung auszudrücken, ohne sich angreifbar zu machen.
DLF Nova, 22.2.2024: Protestforscher: „Humor ist wichtiger als Wut“
Jannis Grimm (FU Berlin)
Ärger kann durchaus positiv sein, konstruktiv. Ärger bringt uns dazu, selbst aktiv zu werden, wenn Hindernisse den Weg versperren. So muss man das vielleicht sehen zurzeit. Wären da nicht, wie Wienkoop sagt, diese spezielle deutsche Angst vor Konflikten, dieses Beharren auf Konsens, die Unfähigkeit, andere Meinungen auszuhalten. Was sie persönlich am meisten ärgert? „Wenn Menschen nicht bereit sind, Empathie zu zeigen.“
Berliner Zeitung, 21.2.2024: Sind linke Wähler unglücklicher als rechte?
Nina Wienkoop