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Bewegungsforschung und Internationale Beziehungen

Seit 2018 schreiben Autor*innen des ipb in einer eigenen Rubrik des Forschungsjournals Soziale Bewegungen: “ipb beobachtet”. Die Rubrik schafft einen Ort für pointierte aktuelle Beobachtungen und Beiträge zu laufenden Forschungsdebatten und gibt dabei Einblick in die vielfältige Forschung unter dem Dach des ipb.

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Der folgende Text von Felix Anderl erschien unter dem Titel “Kontestation, Politisierung, Herrschaft: Bewegungsforschung und Internationale Beziehungen” im Forschungsjournal Soziale Bewegungen, Jg. 34, Heft 1.2021. Felix Anderl ist Mitglied des Instituts für Protest- und  Bewegungsforschung (ipb). Kontakt: anderl@hsfk.de oder über Twitter


Internationale Politik wurde in den letzten Dekaden wesentlich von disruptiven, nicht-staatlichen Akteur*innen geprägt. Doch die Sub-Disziplin Internationale Beziehungen (IB), deren Theorien historisch gesehen von Staatsinteressen bestimmt war, tut sich mit der Konzeptionalisierung dieser informellen kollektiven Subjekte schwer. Forscher*innen haben einen enormen Wissenskorpus über suprastaatliches Regieren erarbeitet, aber ihnen fehlt die Expertise, um Proteste gegen jenes Regieren und ihre politischen Bedeutungen sinnvoll zu erfassen. Die Soziale Bewegungsforschung interessiert sich dagegen qua Amt für derlei Akteur*innen, aber fokussiert nach wie vor zumeist auf nationalstaatliche Entwicklungen und Ländervergleiche – obwohl die Bewegungen, um die es geht, häufig transnational agieren. Im Gegensatz zur IB besteht in der Bewegungsforschung eine Fülle an Erkenntnissen über jene Proteste, gleichzeitig aber mangelt es an genügend Zugriff auf und Wissen über Institutionen und ihre Regeln, um begründete Aussagen über die Relevanz und politischen Effekte transnationaler Protestbewegungen treffen zu können (Anderl et al. 2019: 2). Dass die beiden Disziplinen zusammenarbeiten sollten, ergibt sich aus diesen Beobachtungen beinahe von selbst.

In der Tat haben sich einige Forscher*innen aus beiden Feldern in den letzten Jahren zögerlich aufeinander zubewegt. Dieser Beitrag liefert eine kurze Bestandsaufnahme dieses Unterfangens. Als expliziter Befürworter und aktiver Teilnehmer dieser Zusammenführung, der als Politikwissenschaftler mit Schwerpunkt IB ausgebildet wurde, konzentriere ich mich auf die bisherigen Anstrengungen der IB, Motive der Bewegungsforschung auf internationale Politik anzuwenden. Anhand der Konzepte Kontestation, Politisierung und des Konzeptpaars Herrschaft und Widerstand zeige ich, wie diese eine jeweils eigene Forschungsagenda und Schwerpunktsetzung inspiriert haben und den IB so eine produktive Wendung geben konnten. Auf Basis des in der Bewegungsforschung immer stärker etablierten Grundsatzes, dass Protest und Widerstand in ihrer Dynamik mit staatlichen und soziokulturellen Institutionen betrachtet werden sollten, argumentiere ich, dass der Forschungsstrang um Herrschaft und Widerstand am ehesten in der Lage ist, die konflikthafte Interaktion von institutionalisierten und nicht-institutionalisierten Akteur*innen in der Weltpolitik zu fassen. Allerdings hebe ich selbstkritisch hervor, dass alle drei Forschungsstränge bisher eher statisch geblieben sind und es noch an Entschlossenheit mangelt, dieses interaktionsorientierte Programm in Gänze umzusetzen. Zudem bleibt häufig die Frage offen, welchen gesellschaftspolitischen Mehrwert die neuen Erkenntnisse haben. Diese Leerstelle – und das nicht eingelöste Potenzial einer gegenseitigen Befruchtung von IB und Bewegungsforschung – könnte darin begründet sein, dass beide Forschungsfelder einen gewissen Hang zum Formalismus haben, sich die verschiedenen transnationalen Bewegungen (und ihre Gegner*innen) aber nicht mit schablonenartigen Konzepten analysieren lassen. Das Politische der Politisierung müsste stärker betont werden.

Kontestation

Die klarste Überschneidung eines Motivs der Bewegungsforschung und der IB zeigt sich im Konzept der Kontestation, das sich aus dem contentious politics Paradigma ableiten lässt.[1] Für contestation gibt es im Deutschen kein geläufiges Wort, deshalb wird es zuweilen mit Umstrittenheit übersetzt, was allerdings eher den Effekt oder aber die Bedingung für Kontestation bezeichnet. In den IB kann die Hinwendung zur Kontestation nur als Glücksfall bezeichnet werden. Insbesondere dem prominenten konstruktivistischen Forschungsstrang mit ausgeprägtem Interesse an Normen in der internationalen Politik hat es gutgetan, sich deren Umstrittenheit zuzuwenden. Zuvor hatten diese Ansätze häufig die Diffusion von Normen untersucht, also eine beinahe als automatisch verstandene Ausbreitung von Werten und Regeln über Grenzen hinweg. Diese Vorstellung speiste sich insbesondere aus der universalistisch aufgeladenen Menschenrechtsdebatte, in der ein ausgeprägter Fortschrittsglaube die virulenten Akteurs- und Machtkonstellationen, Praktiken und Konflikte hinter einem harmonischen (teils auch moralistischen) Schleier verdeckte (Engelkamp et al. 2012; Hanrieder 2008; Inayatullah/Blaney 2018). Auch hier zeigt sich wieder eine Parallele zur Sozialen Bewegungsforschung, wo das Konzept der Diffusion eine ähnlich prominente – und ähnlich depolitisierende – Rolle spielt. Weder Normen noch Repertoires diffundieren an sich; sie werden getragen von Akteur*innen mit Interessen in sozialen, affektiven und diskursiven Kontexten und prallen auf andere Normen und Repertoires, die wiederum materiell, habituell und diskursiv eingebettet sind. Dass dabei Streit entsteht, ist nicht verwunderlich, also fängt hier die eigentliche Forschung erst an. Besonders interessant sind demnach die Arbeiten, die nicht nur feststellen, dass etwas (eine Norm, eine Institution) umstritten ist, sondern fragen, welche Akteur*innen mit welchen Mitteln, zu welchen Zwecken und mit welchen Effekten Kontestation betreiben.

In den IB wurde in den letzten zwanzig, besonders aber in den letzten zehn Jahren eine Flut von Arbeiten zum Thema (oder zumindest unter dem Titel) der Kontestation veröffentlicht. Im deutschsprachigen Raum sind die Arbeiten von Antje Wiener und Nicole Deitelhoff als wegweisend hervorzuheben. Wiener (2004; 2008) hat bereits früh den technokratischen Fokus auf Compliance angeprangert und gezeigt, dass die Einhaltung internationalen Rechts und seiner Normen stets umstritten ist, auch in der vermeintlich straff supranational organisierten EU und ihrer Mitgliedsstaaten. Daraus erarbeitete sie ein Forschungsprogramm zur Kontestation als Norm-generierender sozialer Praxis (Wiener 2014). Diese praxistheoretische Arbeit zeigt den analytischen Nutzen des Konzepts und die unterschiedlichen Bedeutungen von Kontestation sowohl als soziale Praxis des reaktiven Einspruchs gegen Normen (Prinzipien, Regeln oder Werte) durch Ablehnung oder Verweigerung ihrer Umsetzung, als auch als proaktiven Modus der Kritik durch Beteiligung an einem Diskurs (Wiener 2007).

Der Fokus auf Kontestation ist wichtig, weil vorher die Ausbreitung spezifischer Normen als wünschenswert erachtet wurde und dem IB-Mainstream deshalb ein impliziter normativer Bias bezüglich der Expansion westlicher Normen und internationalen Rechts (häufig fielen diese beiden in eins) innewohnte. Deshalb war die Disziplin jahrzehntelang blind für Ausbeutung, Imperialismus und (ökonomische) Hierarchie im internationalen System. Sie betrieb Wissenschaft wie in einem Labor, in dem die „Diffusion“ internationaler Normen untersucht wurde, als seien die Empfänger*innen jener Normen Kinder, denen diese beigebracht werden müssten (z.B. Finnemore 1993; siehe hierzu Epstein 2012). Dieses Denken in unilinearen Diffusionen in einem klar definierten Vor und Nach in Veränderungsprozessen ist viel zu schablonenartig, gerade weil die Kontexte in welche die Normen gebracht werden selbst bereits politische Felder mit umstrittenen Raum- und Erinnerungsdebatten sind (Buckley-Zistel 2020). Deshalb fordert Wiener (2010) richtigerweise, dass Kontestation „all the way“ untersucht werden sollte: Normen sind niemals als stabile Objekte, sondern immer als umstrittene Projekte zu verstehen (hierzu Niemann und Schillinger 2016). Kontestation als soziale Praxis kann hier jedoch durchaus implizit habermasianisch gelesen werden. In Wieners Theorie (2014) geht es um die normative Kraft der Kontestation, jedoch zeigt sich in späteren Werken, dass sie durchaus an die inklusive Kraft des Streits (manche würden es auch Deliberation nennen) glaubt: „All stakeholders ought to be able to enjoy equal access to norm contestation“ (Wiener 2018: 54). Dieses Inklusionsprinzip wird bei Wiener allerdings agonistisch gelesen (Wiener 2018: ix). So sollen die Bedingungen geschaffen werden unter denen robust gestritten werden kann. Aufbauend darauf fragt sie programmatisch: Wessen Kontestations-Praktiken zählen (Wiener 2018)?

Bei Nicole Deitelhoff (2009; 2012), der zweiten prominenten Vertreterin des Kontestationsparadigmas in den IB, ist der Habermasianismus ganz explizit: Bessere Normen gilt es im Streit zu entwickeln und hierfür wiederum gilt es die Bedingungen zu schaffen. Dafür kritisierte sie früh den seltsamen Stabilitätsfetisch der IB, dessen konstruktivistische Wende die Fiktion stabiler Staatsinteressen durch vermeintlich stabile Normen ersetzt hatte (Deitelhoff 2006: 20). Aus dieser Kritik heraus hat sich für die internationale Politik ein spannendes konzeptionelles Werkzeugset entwickelt, das verschiedene suprastaatliche und transnationale Settings unter dem Blickwinkel des Streits betrachtet. Zimmermann, Deitelhoff und Lesch (2017) etwa argumentieren, dass Praktiken der Kontestation als konstitutiv für normatives Handeln verstanden werden können: Akteur*innen werden also im Prozess der Kontestation konstituiert und tragen diese nicht nur in die Deliberationsarena – eine Einsicht, die der praxeologischen Perspektive der Bewegungsforschung auf die Formierung kollektiver Subjekte ähnelt.

So produktiv diese Arbeiten sind, so zeigt sich auch ein Problem in der Kontestationsforschung. Mit dem Begriff kann so ziemlich alles gemeint sein, was irgendwie widerständig ist: Von der kritischen Nachfrage in einem Meeting bis hin zur Straßenschlacht. Kontestation als Konzept läuft deshalb Gefahr, ein leerer Slogan zu werden (Anderl et al. 2019a). Auf derlei Kritik haben sowohl Wiener als auch Deitelhoff und Zimmermann in einschlägigen Artikeln reagiert und verschiedene Typen der Kontestation erarbeitet. So stellen Deitelhoff und Zimmermann (2020) zwei Idealtypen vor: Kontestation von Normengültigkeit und Kontestation von Normanwendung. Sie argumentieren, dass eine weit verbreitete Kontestation der Gültigkeit einer Norm wahrscheinlich zu einem Verlust der Robustheit der Norm führt. Kontestation der Normanwendung hingegen kann sie unter bestimmten Umständen sogar stärken. Das ist eine wichtige Unterscheidung, die allerdings ihre Schwäche in Bezug auf den Inhalt der Kontestation hat. Wenn beispielsweise rechte und linke Bewegungen gleichermaßen gegen einen internationalen Vertrag mobilisieren und jeweils die Gültigkeit der darin sedimentierten Normen anzweifeln (Rone 2018), führt die Unterscheidung zwischen Normengültigkeit und Normanwendung eventuell zu einer besseren Vorhersagekraft bezüglich der Robustheit der Normen, jedoch hilft sie nicht dabei weiter, die politischen Hintergründe und die vielschichtigen Konsequenzen der Kontestation einschätzen zu können. Eine noch stärkere Verzahnung der Normen- mit der Bewegungsforschung könnte hier Abhilfe schaffen.

Politisierung

Der Begriff der Politisierung in der internationalen Politik ist im deutschsprachigen Raum eng mit den Arbeiten von Matthias Ecker-Erhardt und Michael Zürn verknüpft. Sie fokussieren insbesondere auf die Infragestellung und diskursive Anfechtung (oder auch: Kontestation, Zürn 2018) internationaler Organisationen. Ecker-Erhardt und Zürn (2013: 338) zufolge wird ein Thema, eine Entscheidung oder einer Institution politisiert, wenn sie aus dem technisch-administrativen Bereich „in die politische Sphäre gebracht, d.h. entweder in das politische Teilsystem (definiert durch die eigene Funktionslogik) oder in den politischen Raum (definiert durch Debatten über die angemessene Funktionslogik für eine gegebene Problemlage) transportiert werden.“ Dieser Prozess kann den Autoren zufolge zwei Gründe haben: Das Legitimationsdefizit einer existierenden internationalen Organisation, oder ein Regelungsdefizit in einem Politikfeld aufgrund fehlender oder zu schwacher internationaler Organisationen.

Der Charme der Politisierungsforschung liegt nun darin, dass eine Zu- oder Abnahme der Politisierung über Zeit festgestellt werden kann (Zürn et al. 2013). Hierbei lässt sich über die Indikatoren trefflich streiten. Im Werk der Autoren ist die Politisierung insbesondere mit der Salienz eines Themas verbunden: Wenn also viel über eine internationale Organisation geschrieben wird, dann ist sie wahrscheinlich politisierter, als wenn nicht über sie berichtet würde. Damit lässt sich mit quantitativen Medienanalysen der Grad der Politisierung über Zeit bestimmen – ein Verfahren, das der Protest-Event-Analyse in der Bewegungsforschung nahekommt; ein ähnlich effizienter Zugang, dem auf ähnliche Weise Formalismus vorgeworfen werden könnte. Jedoch lassen sich diese Methoden offenkundig mit anderen kombinieren, wie Ecker-Erhardt und Zürn (2013) es in der Einleitung zu ihrem Band auch explizit anlegen. Diese Option wurde bisher allerdings erstaunlich wenig erprobt (aber siehe z.B. Hutter et al. 2016; Rucht 2013; Vestena 2019). Dabei schreit diese Einsicht geradezu danach, die Politisierungsforschung aus den IB mit der Bewegungsforschung zu verbinden, also auf Basis der Feststellung einer zunehmend politisierten internationalen Organisation deren Politisierung als Praxis zu untersuchen, beispielsweise mit ethnographischen Methoden. So kann eine Analyse des Ausmaßes der Politisierung mit einer Untersuchung ihrer inhaltlichen Stoßrichtung und den damit verbundenen Repertoires verknüpft werden.

Da die Politisierungsforschung in der Lage ist, Veränderungen über Zeit relativ verlässlich erkennen zu können, kann sie im Vergleich zur Kontestationsforschung auch begründeter zu gesellschaftspolitischen Themen Stellung nehmen. So machen Zürn et al. (2013) eine Kausalverbindung zwischen der zunehmenden Autorität internationaler Organisationen und deren Politisierung aus. Dieser Zusammenhang macht deutlich, dass es nicht darum geht, dass die betreffenden Organisationen vorher weniger politisch waren, sondern dass mehr über sie debattiert wird. Hier zeigt sich eine weitere Gemeinsamkeit (und Schwäche) der Politisierungs- und der Bewegungsforschung: sie können zwar empirisch belegen, dass etwas umstrittener wird, aber kaum begründet Stellung dazu nehmen, welche   Argumente im Streit sinnvoll sind und welche nicht. Dennoch haben Ecker-Erharts und Zürns  Forschungen in interessanten Zeitdiagnosen resultiert. So konstatieren sie etwa einen generell veränderten Diskurs über internationale Angelegenheiten: „Die instrumentellen Fragen der Problemlösung und der Effektivität sind längst von prozeduralen Fragen wie Legitimität und normativen Aspekten, wie Fairness und Gerechtigkeit durchdrungen. Internationale Institutionen können den Weg zurück zu einem funktionalistischen Grundverständnis des permissiven Konsensus kaum gehen, ohne Schaden zu nehmen“ (2013: 259).

Um Kontestation, Politisierung und Bewegungsforschung zusammenzudenken, ließe sich festhalten, dass sich in den letzten Dekaden eine Zunahme an Umstrittenheit internationaler Organisationen erkennen lässt, ablesbar etwa an der steigenden Anzahl an Demonstrationen, aber auch an einer erhöhten Salienz dieser Themen in den Medien. Jedoch stellt sich hier die Frage der Differenzierung. Wer mobilisiert/politisiert wann in welcher Form zu welchem Zweck? So argumentiert etwa Daphi (2020) dafür, zwischen interner und externer Politisierung zu unterscheiden. Dieser Vorschlag liefert einen hervorragenden Brückenschlag, um die verschiedenen Möglichkeiten der Politisierung zu unterscheiden, wobei die „externe“ entsprechend mit Ansätzen der Bewegungsforschung, die „interne“ eher mit jenen aus der Organisationssoziologie angegangen werden könnte. Ich würde dem hinzufügen, dass auch zwischen der Politisierung „von unten“ und „von oben“ unterschieden werden müsste. Etwa politisiert derzeit die transnationale Kleinbäuer*innenbewegung Themen rund um die Nahrungsmittelproduktion (Brunner et al. 2019: 19). Aber sie tun dies, weil vor Jahrzehnten die westlichen Regierungen und die Weltwirtschaftsorganisationen das Thema im Kontext des Ost-West-Konfliktes „von oben“ politisiert haben, um mit der Expansion eines spezifischen Agrarsystems gegen den Kommunismus vorzugehen (Perkins 1997). Diese Institutionen transferierten also das Thema Ernährung aus dem administrativ-technischen in den politischen Raum, ohne dass viele Zeitungen darüber berichteten. Hier zeigt sich ein Schwachpunkt der Politisierungsforschung, welche mediale Salienz als die Grundbedingung für Politisierung versteht und damit jene Politisierungsprojekte von oben häufig übersieht.

Der Mangel an medialer Salienz trotz Politisierung könnte eigentlich ein guter Indikator für die Stabilität politischer Herrschaft sein. Dafür müsste aber das Verständnis von Politisierung politisiert werden. So haben kritische Theorien seit jeher argumentiert, dass das Ausbleiben medialer Kritik nicht unbedingt ein Effekt geringerer Umstrittenheit sein muss, sondern dass derlei Prozesse gerade ein Erstarken der Herrschaft und deren Machtmittel wie etwa Repression anzeigen können.[2] Aus dieser Perspektive heraus würde ich kritisch anmerken, dass – im Kontrast zur Begrüßung des Streites als politischem Mittel in der Kontestationsforschung – sich an einigen Stellen der Politisierungsliteratur ein Stabilitäts-Bias erkennen lässt. Dieser vermittelt implizit, dass Politisierung, ­verstanden als kontroverse Diskussion herrschender institutioneller Politik, etwas Problematisches ist (De Wilde/Zürn 2014). Um Politisierungsstrategien von oben und von unten als Repertoires in einer dynamischen, politischen Interaktion konfliktiver Ordnungsbildung zu verstehen, müsste sich die Definition von der Salienz ab – und dem politischen Inhalt zuwenden, ein Vorhaben, das durch die stärkere Verquickung mit der Bewegungsforschung angegangen werden könnte. Diese Verschiebung würde zwar die analytische Eleganz des Ansatzes schmälern, doch Politisierung könnte dadurch einen noch stärkeren Beitrag zum Verständnis einer immer bereits politisierten Welt liefern, in der herrschende Institutionen und ihre Gegner*innen in einem dynamischen Interaktionsprozess Strukturen politisieren und de-politisieren.

Herrschaft und Widerstand

Ausgehend von einem ähnlichen Verständnis vertikal stratifizierter Politisierungsdynamiken haben etwa Daase und Deitelhoff (2015: 300) formuliert, dass das internationale System von institutionalisierten Über- und Unterordnungsverhältnissen geprägt ist, welche sie als Herrschaft definieren. Der Reiz ihres Ansatzes besteht besonders darin, dass die Autor*innen einen analytischen Zusammenhang zwischen Herrschaft und Widerstand formulieren, der potenziell in der Lage ist, die oben genanntem Leerstellen in einem interaktionistischen Programm zu füllen, nämlich die Rekonstruktion von Herrschaftsverhältnissen aus der Analyse des Widerstandes (Daase/Deitelhoff 2019).[3] Die methodischen Überschneidungen mit der Bewegungsforschung sind hier nicht zu übersehen und daher ergibt sich aus diesem programmatischen Vorstoß das größte Potenzial für die Zusammenarbeit von IB und Bewegungsforschung: Um die Herrschaft aus dem Widerstand zu rekonstruieren braucht die IB die Bewegungsforschung, denn diese liefert die notwendigen Erkenntnisse über Mobilisierungsdynamiken abseits der institutionalisierten Politik. Andersherum eröffnet dieser Vorstoß auch eine Möglichkeit für die Bewegungsforschung, ihre Ergebnisse in eine übergeordnete Sozialtheorie einzubetten und damit den eigenen empiristischen Touch hinter sich zu lassen (die Protestforschung also nicht als Selbstzweck zu sehen, sondern als Möglichkeit gesellschaftliche Tendenzen und Strukturen aufzudecken).

Am Beispiel der Proteste gegen Global Governance lässt sich dies gut zeigen. In Abgrenzung etwa zum Autoritätsbegriff, der bei Michael Zürn (2018; 2020) stark gemacht wird, sind internationale Organisationen in einer Theorie internationaler Herrschaft als Institutionalisierungen von Über- und Unterordnungsverhältnissen zu verstehen (Deitelhoff/Daase 2020; siehe auch Fehl/Freistein 2019). Übergeordnete Strukturen internationaler Herrschaft sind somit nicht sofort erkennbar, aber der Widerstand gegen ihre institutionalisierten Ausprägungen kann ein epistemischer Schlüssel sein, um sie zu rekonstruieren (Anderl 2018; Deitelhoff/Daase 2019). Wie genau diese Rekonstruktion funktionieren soll ist bisher aber nicht abschließend geklärt. Es wird deshalb die Zusammenarbeit verschiedener Ansätze brauchen. So hat etwa Kai Koddenbrock (2017) in seinem programmatischen Aufsatz „Mehr Kapitalismus wagen“ aufgezeigt, dass ausgerechnet im Frankfurter Herrschaftskonzept von Daase und Deitelhoff die monetären und generell die wirtschaftlichen Bedingungen und Effekte politischer Herrschaft unterentwickelt sind (siehe auch Atzmüller et al 2019; Brand/Wissen 2017). Klaus Schlichte (2015; 2017) hebt in seinem Weberianischen Forschungsprogramm die bürokratische Dimension internationalisierter Herrschaft hervor und plädiert für eine historische Soziologie der internationalen Beziehungen, in der die gesellschaftliche Durchdringung jener bürokratischen Strukturen rekonstruiert wird (Schlichte 2015a). So argumentieren Morcillo Laiz und Schlichte (2016: 170): “By resorting to Weber’s ideas on rationalization, domination [Herrschaft], and organizations [Verbände], our ability to penetrate into the reality of internationalized rule improves.”

Bewegungen mobilisieren in diesem Verständnis nicht nur gegen einzelne bürokratische Institutionen, sondern gegen eine Ordnung, die ihnen im Gestus der Rationalisierung vorschreibt, wie sie zu leben haben, und die dabei gleichzeitig die Bedingungen für ein gutes Leben systematisch unterläuft. Diese Formen der Rationalisierung sind so tief eingeschrieben in das Skript unserer Gesellschaft, dass sie oft nur über ihren Bruch erkennbar werden. Hier ist die Erfahrung der Bewegungsforschung mit interventionistischen, situationistischen und autonomen Gruppen und ihren Repertoires Gold wert.

Ein weiterer Aspekt der Interaktion zwischen Herrschaft und Widerstand ist der Streit um Land und Ressourcen. In einer globalisierten Ökonomie ist auch hier eine transnationale Perspektive auf Beherrschung (etwa durch transnational operierendes Kapital, aber auch internationale Organisationen und Staatsregierungen) und die sozialen Bewegungen, die sich dagegen wehren, notwendig. Hier haben etwa Kristina Dietz und Bettina Engels wichtige Arbeiten vorgelegt, in denen sie den Versuch unternehmen, die materielle Komponente (etwa von Ressourcenabbau und Landnahme) mit einer Bewegungsperspektive und deren Widerstand gegen die Landnahme zu verbinden (Engels/Dietz 2017; Dietz/Engels 2018; siehe auch Brad et al. 2015). Die soziopolitischen Implikationen von Ressourcenkämpfen in ihrer Interaktion mit staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen zu betrachten, ist den Autorinnen hier besonders gut gelungen. In Verbindung mit einer Mehrebenen-Perspektive auf Regieren (siehe auch Engels 2015) scheint dieser Ansatz – multiskalare Herrschaft und Widerstand vom Konflikt her zu denken – vielversprechend. Auf ähnliche Weise hat Alex Veit (2011) Kontestation und Herrschaft produktiv zusammengebracht. Die „Buchstabensuppe“ (ibid: 38) internationaler Organisationen und Autoritäten, wie Veit sie treffend bezeichnet, formt im Ensemble eine Struktur direkter internationaler Herrschaft. Es ist wichtig zu erkennen, dass soziale Bewegungen oftmals nicht vornehmlich gegen eine dieser Institutionen mobilisieren, sondern jene nur als Kristallisationspunkt nutzen, an dem sich internationalisierte Herrschaft in ihrer materiellen Praxis aufzeigen lässt (Anderl/Wallmeier 2019: 197-198).

Diese Analysen beider „Seiten“ von Herrschaft und Widerstand sind wichtig, um einem Trade-Off zu begegnen, der den meisten Arbeiten zu Herrschaft und Widerstand innewohnt: Entweder, die Forscher*innen fokussieren stark auf die Bewegungen, vernachlässigen darüber aber, die Herrschaft selbst zu theoretisieren und differenzieren. Herrschaft verbleibt dann eine „dickflüssige Suppe“, in der scheinbar wahllos angeordnete Symbole und Institutionen schwimmen, ohne dass erklärt wird woraus der Topf besteht, wer sie kocht und vor Allem, wer sie isst. Oder aber jene Herrschaftsstrukturen werden ausgiebig theoretisiert, wobei aber das dynamische Moment aus dem Blick verloren geht und die Bewegungen nur noch als disruptives „Außen“ bezeichnet werden können. Deshalb wurde in der Bewegungsforschung zurecht dazu aufgerufen, stärker auf die Interaktion zu setzen anstatt eine der beiden „Seiten“ hierarchischer Konflikte allein zu analysieren (Alimi et al. 2012; Goodwin/Jasper 2004; Grimm et al. 2019; Steinhilper 2021). Erst in der Praxis der Auseinandersetzung von Herrschaft und Widerstand lässt sich die dadurch entstehende Konstitution einer hierarchischen Ordnung beobachten und verstehen.

Mit diesem interaktionistischen Prinzip versuchen einige Forscher*innen, Bewegungsforschung und IB nicht nur voneinander lernen zu lassen, sondern ihre verschiedenartigen Verschränkungen als Ausprägungen eines Phänomens zu verstehen. So kombinieren wir etwa die IB-Literatur zur Öffnung internationaler Organisationen für Zivilgesellschaft mit den Reaktionen darauf in verschiedenen Ländern und Bewegungstraditionen und zeigen, wie der Widerstand im Internationalen von nationalen und lokalen Faktoren vorstrukturiert ist (Anderl et al 2021; siehe auch Ecker-Erhardt 2017). Interaktion zwischen Institutionen und Bewegungen findet also synchron und/oder diachron auf verschiedenen Ebenen statt und ist dabei jeweils von ökonomischen, normativen und affektiven Strukturen geprägt. Ohne die daraus resultierenden Erfahrungswelten lassen sich bestimmte Realitätsperzeptionen und die darauf aufbauenden Entscheidungen nicht verstehen. Dieser transnationale und interaktionistische Blick auf Bewegungen hat zum Vorteil, dass Koalitionen (genauso wie ihr Ausbleiben) über Staatsgrenzen hinweg erkannt und erklärt werden können (Daphi et al. 2019). Die Analyse dieser Herrschaftsstrukturen kann also für die Mobilisierungsforschung nutzbar gemacht werden und umgekehrt.

Jedoch bleibt nach wie vor die Frage im Raum, wer denn nun wen wie beherrscht, also wie die bekämpften Institutionen sich in eine Herrschaftsordnung ein- und jene damit fortschreiben und wie deren Bekämpfung Herrschaft unterminiert oder reifiziert. Mit Philip Wallmeier habe ich den Vorschlag unterbreitet, Institutionen als „Scharnierkonzept“ (2019) zu verstehen, die eine funktionale Rolle im Verhältnis Herrschaft und Widerstand einnehmen und über deren Praxis es verständlich wird, wie die spezifische Form neoliberaler Herrschaft Bewegungen einhegt. Zwar „herrschen“ jene Institutionen nicht, aber sie nehmen einen wesentlichen Platz in einer Herrschaftsordnung ein. Um diese erkennen (und damit auch kritisieren) zu können, fehlt den IB letztlich noch eine Loslösung von vorgegebenen Konzepten wie der „liberalen Ordnung“ und ihrer „Opportunitäten“. Es erfordert Mut, Kreativität und historische Informiertheit über Europa hinaus, um jene beschrittenen Pfade zu verlassen. Jedoch tun viele Bewegungen genau das in ihrer Praxis. Es ist die Stärke der Bewegungsforschung, in diesem Kontext eine emische Perspektive zu erzeugen. Diese mit der Fähigkeit der IB, über transhistorische und transnationale Ordnungen systematisch nachzudenken, in Verbindung zu bringen, ist und bleibt das größte Versprechen dieser disziplinären Zusammenführung.

Ausblick: Vom Formalismus zur Gesellschaftspolitik

Dass dieses Versprechen bisher noch nicht ausreichend eingelöst wurde, sehe ich dementsprechend vor Allem im Formalismus begründet, der die IB seit Langem prägt; eine Disziplin, die ihre Praxis an Konzepten ausrichtet, welche häufig technisch-administrativen Charakter haben und dabei unpolitisch wirken, allerdings gegebene Werte und Institutionen stets aufs Neue reifizieren. Insbesondere in der Entwicklung von Forschungsfragen heißt „theoriegeleitet“ zu oft institutionalistisch und fern der Lebenswelt (Menzel 2014; Scholte 2020). Das müsste so nicht sein. Die IB kann hier vom sich herausbildenden Interaktions-Paradigma in der Bewegungsforschung lernen, da jenes zwangsläufig dort ansetzen muss, wo Denkmuster gesprengt werden, wo es knallt und hin- und hergeht und wo gegebene Strukturen angegriffen werden. Und noch mehr: um dieses Paradigma wirklich umzusetzen, brauchen sich IB und Bewegungsforschung unbedingt gegenseitig. Jedoch ist jener Hang zum Formalismus auch in der Bewegungsforschung und in ihren Methoden (etwa dem teils bürokratischen Zugriff auf Proteste – als ließe sich deren Bedeutung zählen) virulent. Die politische und soziale Signifikanz von Protest wird in der Forschung zu wenig mitgedacht. Dort wo die Bewegungsforschung gesellschaftspolitisch Stellung bezieht, ist dies dementsprechend häufig nicht ausreichend verknüpft mit der eigentlichen Forschung (etwa della Porta 2016). Es besteht also ein Sprung zwischen Forschung (über die Bewegung) und der Zeitdiagnose (über die Politik der Gesellschaft).

Ähnlich sieht es in den IB aus: Was bedeutet es nun, dass wir internationalisierte Formen der Herrschaft sehen, oder eine zunehmende Umstrittenheit von Normen, oder die Politisierung internationaler Organisationen? Die verschiedenen transnationalen Bewegungen (und ihre Gegner*innen) lassen sich nicht mit schablonenartigen Konzepten analysieren. Das Politische der Politisierung müsste demnach stärker betont werden, um zu verstehen wie Herrschaft die Gesellschaft über Staatsgrenzen hinweg durchdringt und welche Potenziale für Widerstand und deren Erforschung sich hier ergeben. Ein normatives Verständnis gegebener Institutionen und deren Kodifizierung in akademischen Konzepten (Deitelhoff 2020) führt hier häufig zu deren Reifizierung, anstatt die materiellen Verwerfungen zu erkennen, die durch ihre Kontestation aufgezeigt werden. Die sogenannte „liberale Ordnung“ vor deren Kontestation die IB steht wie die Maus vor der Schlange, wäre ein idealer Anfangspunkt, um sich eines leeren Signifikanten zu entledigen, der die eigene Forschung einzäunt. Wo wenn nicht in der Praxis sozialer Bewegungen ließen sich die Mittel für eine derartige Emanzipation finden?

Literatur

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[1] Der Platz reicht hier nicht für genealogische Debatten, es geht mir um die inhaltliche Überschneidung, weniger darum wer was von wem entlehnt hat. Für einen Klassiker der Kontestation in den IB siehe O‘Brien et al (2000).

[2] Bei Ecker-Erhardt und Zürn (2013: 20): strategische Depolitisierung.

[3] In der politischen Theorie entwickelt sich derzeit ein ähnlich gelagertes Forschungsprogramm (Volk 2019; Niesen 2019).

 

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