Willkommen oder beschimpft (2014)
Zusammenfassung
In vielen Städten und Gemeinden, in denen Einrichtungen für Asylbewerber/innen vorhanden oder geplant sind, regt sich Widerstand. Dies konnte jüngst zum Beispiel in Berlin-Hellersdorf und im sächsischen Schneeberg beobachtet werden. Dabei werden oft Vorurteile, Falschinformationen und gewaltförmige Aggressionen sichtbar, teilweise geschürt von rechtsradikalen und ausländerfeindlichen Gruppierungen. Manchmal sind die Widerstände derart stark, dass kommunale Behörden den Rückzug antreten und Lösungen an anderen Standorten suchen. Aber es gibt auch Standorte, an denen die Unterbringung von Asylbewerber/innen weithin akzeptiert wird. Hier verläuft die Debatte um derartige Einrichtungen relativ ruhig und unter weitgehender Abwesenheit von ausländerfeindlichen Akten und Parolen. In anderen Fällen finden Proteste gegen rechtsradikale Gruppen statt und es kommen Zuspruch sowie konkrete Unterstützungsangebote für Asylbewerber/innen aus der örtlichen Bevölkerung.
Um die Frage zu beantworten, wie die unterschiedlichen Reaktionen auf Einrichtungen zustande kommen, untersucht die geplante Studie verschiedene Faktoren, die Akzeptanz bzw. Ablehnung beeinflussen. Während sich tief sitzende Vorurteile und Feindbildkonstruktionen nicht kurzfristig abbauen lassen, können doch die Bedingungen der konkreten Ortswahl und politischen Um- und Durchsetzung von Einrichtungen für Asylbewerber/innen in unterschiedlicher Weise gestaltet werden und somit auch auf unterschiedliche Resonanz stoßen. Die geplante Studie berücksichtigt zum einen verschiedene Kontextbedingungen wie die Art der Unterbringung und die sozio-ökonomische Situation des Standortes. Zum anderen wird die Rolle des Engagements linker und rechter sozialer Bewegungen vor Ort untersucht.
Die Bedeutung dieser Faktoren soll in einem Vergleich verschiedener Standorte erforscht werden. So werden bundesweit Einrichtungen für Asylbewerberinnen mit hoher und niedriger Akzeptanz und, wo zutreffend, mit verschiedenen Konfliktverläufen verglichen. Hierzu greift die geplante Studie sowohl auf eine Analyse lokaler Medienberichte zurück als auch auf Interviews mit Expert/innen und Gruppendiskussion mit Anwohner/innen, Pressevertreter/innen, politischen Initiativen und Lokalpolitikerin/innen.