Zivilgesellschaft in der Corona-Krise
Zusammenfassung
Die Corona-Pandemie hat unser Zusammenleben auf den Kopf gestellt: Der Alltag ist geprägt von Maßnahmen zur Eindämmung, darunter Kontaktverbote und Maskenpflicht, geschlossene Geschäfte und Bildungsstätten. Diese beruhen auf dem Gedanken der Solidarität: Wir schützen uns gegenseitig vor Ansteckung und unser Gesundheitssystem vor Überlastung. Doch Solidarität lässt sich nur begrenzt politisch vorgeben, sie wird von den Bürger*innen gelebt. Wie bei früheren Krisen spielt dabei die Zivilgesellschaft eine zentrale Rolle: Sie vernetzt Bürger*innen, stärkt solidarisches Verhalten, unterstützt Hilfsbedürftige bei der Bewältigung, sie artikuliert auch Kritik und macht auf Missstände aufmerksam. Gleichzeitig bringen Einschränkungen der Bewegungs- und Versammlungsfreiheit das Vereins- und Verbandsleben zum Erliegen und Erschweren viele gewohnte Formen des zivilgesellschaftlichen Engagements.
Um die Situation der Zivilgesellschaft in der Corona-Krise systematisch zu erfassen, werden zivilgesellschaftliche Organisationen und informelle Initiativen zu ihren Erfahrungen befragt. In jedem Bundesland werden in der Landeshauptstadt, einer Großstadt, einer Kleinstadt und einer ländlichen Gemeinde Organisationen und Initiativen zufällig ausgewählt und kontaktiert. Die Befragung richtet sich vor allem auf die Auswirkungen der Krise auf die Ressourcen (ehrenamtliches Engagement, Finanzen, etc.) und Aktivitäten der befragten Organisationen, aber auch auf die Anpassungen und konkrete Beiträge im Umgang mit der Krise.
Projektzusammenhang
Die Befragung ist Teil des Projektes „Potenziale der Zivilgesellschaft: Solidarisches Verhalten bei der Krisenbewältigung“, geleitet von Prof. Dr. Jule Specht (HU Berlin), Prof. Dr. Swen Hutter und Prof. Dr. Christian von Scheve (beide FU Berlin). Neben der Organisationsbefragung werden im Rahmen des Projektes in fünf europäischen Ländern Bevölkerungsumfragen durchgeführt.
Publikationen
Hutter, Swen, Simon Teune, Priska Daphi, Ana-Maria Nikolas, Moritz Sommer, Sabrina Zajak, und Charlotte Rößler-Phororenko. 2021. Deutschlands Zivilgesellschaft in der Corona-Pandemie. Eine Befragung von Vereinen und Initiativen. ipb working paper 3/2021. Berlin: Institut für Protest- und Bewegungsforschung.
Hutter, Swen, Simon Teune, Priska Daphi, Ana-Maria Nikolas, Ines Schäfer, Moritz Sommer, Elias Steinhilper und Sabrina Zajak. 2021. „Die Zivilgesellschaft in der Krise. Einblicke aus einer Organisationsbefragung zu den Herausforderungen der COVID-19 Pandemie“. Forschungsjournal Soziale Bewegungen 34(2):281–92. doi: 10.1515/fjsb-2021-0024.
Einen Überblick der wichtigsten Befunde gibt es zudem auf unserem Blog zu lesen.