Großdemonstrationen in der Medienberichterstattung
Zusammenfassung
Soziale Bewegungen und andere Protestakteure nutzen Großdemonstrationen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, um die Unterstützung für ihre Forderungen zu untermauern und um den Handlungsdruck auf Entscheider_innen zu erhöhen. Um diese Wirkung entfalten zu können, sind die Protestierenden auf die Berichterstattung in kommerziellen und öffentlich-rechtlichen Medien angewiesen. Tatsächlich ist bei Großdemonstrationen die Wahrscheinlichkeit, in der Medienberichterstattung berücksichtigt zu werden, sehr hoch. Aber wie und in welchem Umfang über eine Demonstration berichtet wird, unterscheidet sich deutlich.
Das Projekt „Großdemonstrationen in der Medienberichterstattung“ zielt darauf ab, solche Unterschiede in der Berichterstattung zu sieben Großdemonstrationen systematisch zu erfassen. Die untersuchten Fälle sind die Demonstrationen gegen den Irakkrieg (15.2.2003), gegen Sozialkahlschlag (3.4.2004), gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm (2.6.2007), gegen Stuttgart 21 (1.10.2010), Fukushima mahnt (26.3.2011), Pegida (12.1.2015) und Stop TTIP|CETA! (10.10.2015)).
Wer kommt in Medienberichten zu Wort? Welche Deutungsmuster finden sich? Welche Rolle spielen die Zusammensetzung der Demonstration, ihr Thema und ihr Verlauf? Diese Fragen werden mit einer quantitativen Inhaltsanalyse beantwortet. Das Projekt erfasst dazu die Berichterstattung in Printmedien, TV und Radio und analysiert sie nach einem einheitlichen Schema.
Zugleich fragt das Projekt nach der Perspektive der Journalist_innen, die über Großdemonstrationen berichten. Wie verstehen sie ihre eigene Rolle in der Berichterstattung? Welchen Mustern folgt die Wahrnehmung von solchen Protestereignissen? Und welche Abläufe sind in der Nachrichtenproduktion über Großdemonstrationen rekonstruierbar? Interviews mit Journalist_innen, die für die zuvor untersuchten Medien arbeiten, sollen helfen, diese Fragen zu klären.