Projekt

Befragung Demonstrationen gegen den Irakkrieg

Projekttitel: Befragung der weltweiten Demonstrationen gegen den Irak-Krieg am 15. Februar 2003
Beteiligte Institutionen:

Internationale Kooperation mit Kolleg*innen aus Belgien, den Niederlanden, Großbritannien, Italien, Spanien, der Schweiz und den USA

Finanzierung: Eigenmittel des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung
Beteiligte Wissenschaftler*innen: Dieter Rucht
Methoden: Pen und Paper Befragung einer Zufallsauswahl unter den Teilnehmenden

Zusammenfassung

,No war‘. In vielen Sprachen formuliert, war dies der kleinste gemeinsame Nenner der Friedensdemonstrationen am 15. Februar 2003. Im Takt der Zeitverschiebung berichteten die Nachrichtensender über das sich nach Westen ausbreitende Lauffeuer von Demonstrationen. Es reichte von der Ostküste Australiens über Japan, Korea und Europa bis zur Westküste Nordamerikas – eine Globalisierung anderer Art. Je nach Quellen waren zwischen acht und vierzehn Millionen in zahlreichen Städten versammelt, um ihr Nein zu einem drohenden Krieg gegen den Irak zu bekunden. In Großbritannien, Italien und Spanien als den großen europäischen Ländern, deren Regierungen sich entgegen der überwiegenden Meinung ihrer Bevölkerung hinter die Bush-Regierung gestellt hatten, waren die mächtigsten Demonstrationen zu verzeichnen. Die Londoner Kundgebung gilt als die größte in der Geschichte des Landes. Berlin hatte in seiner bewegten Vergangenheit mehrfach größere Demonstrationen gesehen. Aber noch nie zuvor hatte in Deutschland ein auch nur annähernd so großer Friedensprotest wie am 15. Februar stattgefunden (500.000 Teilnehmer). Abgesehen von der Überraschung über die Größe des Protests wurde in den Medien vor allem seine gesellschaftliche Breite hervorgehoben. Trotz aller medialer Schlaglichter bleibt die Frage: Wer hat hier demonstriert und wo stehen diese Menschen politisch? Zusammen mit den Millionen von Demonstranten waren am 15. Februar in sieben europäischen Ländern und drei Städten der USA eine Reihe von Sozialwissenschaftlern und zahlreiche Helfer unterwegs, um einen weitgehend standardisierten zehnseitigen Fragebogen in der jeweiligen Landessprache auszugeben. In einigen Städten wurden zusätzlich Hunderte von direkten Interviews am Ort der Demonstration durchgeführt. Die Berliner Befragung wurde logistisch und finanziell von Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) unterstützt. Rund dreißig freiwillige Helfer verteilten an drei Versammlungsorten insgesamt 1430 zehnseitige Fragebögen mit der Bitte, diese zu Hause auszufüllen und im beigegebenen frankierten und adressierten Rückumschlag zurückzusenden.

Befragte Teilnehmer*innen

781 (Berlin) 5.772 (insgesamt)

Publikationen

Rucht, D. (2003). Die Friedensdemonstranten – wer sind sie, wofür stehen sie? Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen, 16, 10–13.
Walgrave, S., & Rucht, D. (Hg.). (2010). The World Says No to War: Demonstrations against the War on Iraq. University of Minnesota Press.