Der achte Christopher Street Day in Marburg am 5. Juli 2024 war Gegenstand einer systematischen Demonstrationsbeobachtung, die von einer Forschungsgruppe des Masterstudiengangs Friedens- und Konfliktforschung an der Philipps-Universität Marburg durchgeführt wurde. Im Mittelpunkt der Studie standen die politische Ausrichtung der Veranstaltung, die Zusammensetzung der Teilnehmenden sowie deren Einschätzungen zu Sichtbarkeit, Sicherheit und polizeilicher Präsenz.
Die Ergebnisse zeigen ein stark politisiertes Profil des Marburger CSD. Die Mehrheit der Befragten ordnete sich politisch links ein, war aktivistisch erfahren und identifizierte sich mit der queeren Community. Ein besonders hoher Anteil identifizierte sich als trans oder nichtbinär. Die Veranstaltung wurde überwiegend als sicher wahrgenommen, gleichzeitig äußerten viele Befragte ein ambivalentes bis ablehnendes Verhältnis zur Polizei. Der Marburger CSD war explizit partei- und unternehmensunabhängig organisiert und wurde von den Teilnehmenden vor allem als politisches Ereignis verstanden.
Die Studie verbindet quantitative Befragungsdaten mit qualitativen Interviews und ordnet die Ergebnisse in den gesellschaftlichen und medialen Kontext des Sommers 2024 ein. Sie leistet einen empirischen Beitrag zur Erforschung von CSDs außerhalb der Großstädte und erweitert damit die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit queeren Protestformen in Deutschland.
Das ipb working paper 1,2025 ist nun online abrufbar: Download
Anderl, Felix; Al Ghusain, Zaha; Büchter, Carolin; Bühler, Luisa; Braun, Judith Susanna; Calle, Kely Johanna; Diedrigkeit, Lara; Durrer, Barbara; Isa, Sophia; Laukötter, Jan; Oeynhausen, Jonas; Pinell, Jonathan; Otten, Maresa; Reisser, Laura. 2025. Kleine Stadt, großer Christopher Street Day. Sichtbar politisiert, polizeikritisch und trans*formativ – Demonstrationsbeobachtung des CSD Marburg vom 05.07.2024, ipbworkingpaperseries,1/2025. Berlin: ipb.
