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Die Wirkung der Klimabewegung auf tiefgreifende Dekarbonisierung

Seit 2018 schreiben Autor*innen des ipb in einer eigenen Rubrik des Forschungsjournals Soziale Bewegungen: “ipb beobachtet”. Die Rubrik schafft einen Ort für pointierte aktuelle Beobachtungen und Beiträge zu laufenden Forschungsdebatten und gibt dabei Einblick in die vielfältige Forschung unter dem Dach des ipb.

Zu den bisher erschienenen Beiträge, die alle auch auf unserem Blog zu lesen sind, geht es hier.

Der folgende Text von Jan Wilkens, Christopher N. Pavenstädt und Charlotte Huch erschien unter dem Titel “Erfolg neu denken: Zur Wirkung von Klimabewegungen auf tiefgreifende Dekarbonisierung” im Forschungsjournal Soziale Bewegungen, Jg. 38, Heft 2.

Der folgende Text ist im Rahmen der Forschung am Exzellenzcluster „Klima, Klimawandel und Gesellschaft (CLICCS)“ an der Universität Hamburg entstanden. Als zentrale Synthese der interdisplinären Klimaforschung veröffentlicht das Cluster den Hamburg Climate Futures Outlook, der bisher in drei Ausgaben erschienen ist. Mit dem Hamburg Climate Futures Outlook haben Forschende aus Natur- und Sozialwissenschaften erstmals systematisch bewertet, ob bestimmte Klimazukünfte plausibel sind. Ziel der über 70 beteiligten Forscher*innen ist es, die Plausibilität bestimmter, genau definierter Szenarien von Klimazukünften systematisch zu analysieren: Dies erfolgt auf Basis aktueller Erkenntnisse über soziale Treiber und physikalische Prozesse. Dabei wurden insbesondere die Plausibilität von Klimazukünften, die im Pariser Abkommen von 2015 vorgesehen sind, nämlich die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen und – wenn möglich, auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau, untersucht. In der letzten Ausgabe erfolgte eine globale Bewertung der Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Klimaanpassung, indem soziale Dynamiken der tiefgreifenden Dekarbonisierung und die physikalischen Dynamiken in der regionalen Klimavariabilität und Extremereignissen evaluiert wurden. Anhand von neun Fallstudien aus der ganzen Welt wurden dabei die Möglichkeiten und wichtigsten Hindernisse für eine nachhaltige Anpassung an den Klimawandel untersucht. Klimaaktivismus und soziale Moblisierung wurden in diesem Rahmen als ein wichtiger sozialer Treiber einer tiefgreifenden Dekarbonisierung untersucht und ist Grundlage für den vorliegenden Text.

1 Einleitung

Das „1,5 Grad Ziel am Leben zu halten“ gehört weiterhin zu den prominentesten diskursiven Bezügen zum Pariser Klimaabkommen von 2015. Angesichts der globalen politischen Dynamiken ist das Erreichen dieses Ziels gegenwärtig aufgrund der aktuellen politischen Rahmenbedingungen als unrealistisch einzustufen (Engels et al. 2023). Es sind zwar vermehrte Bemühungen in Richtung einer tiefgreifenden Dekarbonisierung zu beobachten, verstanden als eine tiefgreifende gesellschaftliche Transformation hin zu „netto-null CO2 Emissionen“1. Demgegenüber stehen allerdings soziale Treiber – wie etwa Konsumverhalten, Unternehmensstrategien und das Divestment aus fossilen Energien – die aktuell eine tiefgreifende Dekarbonisierung verhindern und die Klimakrise damit weiter befeuern (Engels et al. 2024). Vor diesem politischen Hintergrund sowie den immer deutlicher werdenden Folgen des Klimawandels ist das wissenschaftliche Interesse an der Wirkung von Klimagerechtigkeitsbewegungen auf Transformationsprozesse erneut gestiegen (Moor et al. 2021). Zahlreiche Studien stützen sich dabei auf zentrale Konzepte der Bewegungsforschung wie politische Gelegenheitsstrukturen, Ressourcenmobilisierung und kulturelle Ansätze (Buzogány/Scherhaufer 2023; Laux 2023). Klimabewegungen rücken zunehmend auch in den Fokus interdisziplinärer Nachhaltigkeitsforschung, weil sie als wichtige Normunternehmer für nachhaltige Politiken betrachtet werden (Winkelmann et al. 2022; Geels 2011). Vor diesem Hintergrund hat der Hamburg Climate Futures Outlook in seiner Analyse zur Plausiblität von Klimaszenarien, wie den Pariser Klimazielen, Klimabewegungen als wichtigen sozialen Treiber für eine tiefgreifende Dekarbonisierung konzeptionalisiert (Perino et al. 2021; Pavenstädt et al. 2023).

Einerseits scheint die zunehmende Sichtbarkeit von Klimaaktivismus auf eine Wirkung auf Gesellschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft hinzudeuten. Sowohl politische Akteure als auch Unternehmen sehen sich gezwungen, aufgrund eines durch Aktivismus geförderten gesellschaftlichen Bewussteins die Themen Klima und Nachhaltigkeit zu adressieren, wenngleich Unternehmensstrategien weiterhin die Dekarbonisierung verhindern (Johnson et al. 2024). Andererseits erschweren Phänomene wie die weltweite Kriminalisierung und juristische Verfolgung von Aktivismus sowie die sogenannte Polykrise, d. h. eine Reihe miteinander verwobener globaler Krisen, eine umfassende Bewertung der Wirkung von Klimabewegungen (Lawrence et al. 2024). Obwohl jüngere Bewegungen wie Fridays for Future, Letzte Generation oder Extinction Rebellion die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Klimakrise gelenkt haben, sind ihre spezifischen Wirkungen auf die Dekarbonisierung noch unzureichend erforscht (Fisher/Nasrin 2021). Seit dem Höhepunkt der Mobilisierungen in den Jahren 2018 und 2019 hat sich das Klimaaktivismus-Spektrum in ein komplexes Mosaik von Protestformen verwandelt, was kontroverse wissenschaftliche und öffentliche Debatten über die Wirkungen solcher Mobilisierungen hervorgebracht hat (Delina 2022; Gunderson/Charles 2023).

Klimaaktivist*innen agieren dabei in einem herausfordenden globalen Kontext: Es besteht ein dringender Handlungsbedarf, die Klimakrise nachhaltig zu adressieren und insbesondere die Verantwortlichen in die Pflicht zu nehmen, während zugleich eine maßgebliche Steuerungsinstanz im Bereich der Klimapolitik fehlt (Levin et al. 2012). Die sich daraus konstituierenden Ungleichheiten treten besonders im Globalen Süden zutage, wo jene Gemeinschaften überproportional unter den Folgen leiden, die am wenigsten für den Klimawandel verantwortlich und außerdem durch koloniale und rassistische Strukturen mehrfach betroffen sind (Sultana 2022b: 3). Zudem werden auch innerhalb der Länder, die dem Globalen Norden zugerechnet werden, ökonomische und soziale Ungleichheiten im Hinblick auf die Verantwortung für CO2-Emissionen immer sichtbarer (Chancel et al. 2023).

Angesichts multipler politischer Krisen, die den Klimawandel in den Hintergrund rücken lassen, wird den Klimabewegungen selbst nach der historischen Mobilisierungswelle oft eine Wirkungslosigkeit zugeschrieben. Dies verkennt jedoch die historische Bedeutung von transnationalen Umwelt- und Klimabewegungen für die Aufrechterhaltung von Druck zur Umsetzung von Klimapolitik in nationalen und internationalen Kontexten (Wapner 1995). Klimabewegungen müssen als sozialer Treiber für eine tiefe Dekarbonisierung verstanden werden, der eine Vielzahl unterschiedlicher Ressourcen bereitstellt und in Wechselwirkung mit anderen sozialen Treibern einer umfassenden Dekarbonisierung Wirksamkeit entfalten kann (Milkoreit 2023; Wiener et al. 2023). Letztendlich bedeutet dies, dass wir sowohl kurzfristige Erfolge als auch langfristige paradigmatische Verschiebungen systematisch in den Blick nehmen sollten, denn beide sind für das Erreichen tiefgreifender Dekarbonisierung notwendig. Für die Analyse der Wirkungen von Klimabewegungen bedeutet dies, Metriken kurzfristiger Erfolge systematisch in einen Kontext langfristiger kumulativer Dynamiken einzubetten und Wirkung an Veränderungen in der globalen Gelegenheitsstruktur zu messen.

Im Folgenden beleuchten wir etablierte Forschungsansätze der Bewegungsforschung hinsichtlich Wirkung und Erfolg von Bewegungen und erläutern unseren komplementären Vorschlag. Dabei führen wir zwei Konzepte ein, die für die Plausibilität von Klimazukünften wie der tiefgreifenden Dekarbonisierung besonders relevant sind: soziale Plausibilität und globale Gelegenheitsstrukturen (global opportunity structure, GOS) (Aykut et al. 2021; Wiener et al. 2023). Wir zeigen, dass diese Konzepte eine nuancierte Analyse der vielschichtigen Wirkungen von Klimabewegungen ermöglichen und enden mit einer Diskussion über mögliche Implikationen.

2 Analytische Ansätze zu Klimabewegungen und Mobilisierung

Aktuelle Analysen von Klimabewegungen, wie wir im Folgenen aufzeigen, stützen sich meist auf etablierte Theorien sozialer Bewegungen und dabei hauptsächlich auf strukturelle sowie kulturelle Ansätze (De Moor/Wahlström, 2022; Svensson/Wahlström, 2023; Buzogany/Scherhauer, 2023). Eine besondere Verengung auf die Frage der quantitativen Mobilisierung erfolgt dabei aber außerhalb der sozialwissenschaflichen Protestforschung und wird über die ökonomischen Ansätze in der Klimaforschung eingebracht (Jarke-Neuert et al. 2023). Postkoloniale Perspektiven kritisieren dagegen die Verwendung vorwiegend westlicher Theorien und Modelle, indem sie den inhärenten methodologischen Eurozentrismus hervorheben, der verschiedene politische, diskursive und institutionelle Dynamiken übersieht, die Mobilisierung und Protestformen beeinflussen (Grosse/Mark 2020; Mosuela 2024). Zudem wird die Bedeutung von präfigurativer Politik von gegen- oder subkulturellen Aktivitäten in Forschungsarbeiten betont (Yates 2015; 2021).

2.1 Strukturelle Ansätze

Die politische Prozesstheorie analysiert bekannterweise die Wirkungen sozialer Bewegungen auf Politik und Gesellschaft, indem sie sowohl stabile als auch dynamische Strukturen eines politischen Systems sowie kontextuelle Einflüsse wie die Machtverhältnisse, die Offenheit des politischen Prozesses und die Verfügbarkeit von politischen Akteuren berücksichtigt (Tarrow 2008; McAdam/Tarrow 2018). Bei der Untersuchung der Mobilisierungswelle in den Jahren 2018/19 im deutschen Kontext wird deutlich, dass die Klimabewegungen anfänglich nur minimaler Repression ausgesetzt waren. Vorhandene politische Eliten-Koalitionen um Klimapolitik erleichterten diese Wahrnehmung (Berker/Pollex 2021; Pollex/Berker, 2023), während Klimawissenschaftler*innen den Bewegungen Glaubwürdigkeit verliehen (Hagedorn et al. 2019; Rödder/Pavenstädt 2023; Soßdorf/Burgi 2022). Ebenso organisierten sich die Klimaaktivist*innen schnell in transnationalen Gruppen mit lokalen Ablegern (Gardner et al. 2022) und wurden von etablierten progressiven und Umweltorganisationen unterstützt (Laux 2023).

Dennoch sind strukturelle Ansätze umstritten, da Mobilisierungserfolge häufig mit greifbaren politischen Änderungen verwechselt werden (Meyer 2004). Die Wirkungen von Bewegungen können vielfältig sein, einschließlich der Schaffung alternativer Institutionen und sozialer Praktiken (Neville/Martin 2023). Daher müssen auch diskursive, rechtliche und technisch-ökonomische Gelegenheitsstrukturen auf nationaler bis globaler Ebene berücksichtigt werden, da individuelle Akteure allein keine signifikanten Veränderungen in der Klimapolitik erzielen können (Levin et al. 2012; Moor/Wahlström 2022). Somit hängt die Wirksamkeit sozialer Bewegungen auch von ihrer Interaktion mit anderen sozialen Treibern ab (McAdam/Tarrow 2018).

2.2 Kulturelle Ansätze

Kulturelle Ansätze betonen die Rolle von Framings, Narrativen und Identitäten für die Gestaltung und Wirksamkeit sozialer Bewegungen (Benford/Snow 2000; Melucci 1996; Goodwin 2004). Diese Analysen untersuchen, wie Klimabewegungen Bedeutungen rund um den Klimawandel konstruieren und kollektive Identitäten entwickeln. Trotz dieser Erkenntnisse ist das Verständnis dafür, unter welchen Bedingungen Bewegungsdiskurse die öffentliche Meinung und politische Entscheidungen beeinflussen, nach wie vor begrenzt. Relevant ist hier das Konzept der „diskursiven Gelegenheitsstrukturen“ (McCammon 2013), welches bislang jedoch nur teilweise in Analysen der neuen Klimabewegungen eingezogen worden ist.2 Der transnationale Klimaaktivismus hat den Klimawandel erfolgreich auf die politische Agenda gesetzt, indem er leicht zugängliche Narrative entwickelt, die sich auf nationale Politik und Gerechtigkeitsvorstellungen beziehen, u. a. durch Bezug auf kommende Generationen (Moor et al. 2021; Ballew et al. 2025). Im Gegenzug zu diesem früheren Narrativ haben Klimagerechtigkeitsnarrative in den folgenden Jahren in der Klimabewegung an Bedeutung gewonnen (Crawford et al. 2023). Diese Narrative verknüpfen verschiedene Krisen und verlagern damit die Definition des Problems auf Fragen der Ungleichheit und Machtdynamiken. Über Klimagerechtigkeitsnarrative betonen Klimabewegungen die Zusammenhänge zwischen sozial-ökonomischer Ungleichheit, Armut und Klimawandel, wie auch generell intersektionaler Perspektiven (Della Porta 2014; Sultana 2022a; Pavenstädt 2023).

Gleichsam existieren diskursive Dynamiken, die die Verbreitung von Bewegungsnarrativen behindern, wie Kooptation und Entpolitisierung (Lamb et al. 2020; Von Zabern/Tulloch, 2021). Dies zeigt sich exemplarisch in den Wechselwirkungen zwischen Klimabewegungen und Staaten auf Klimakonferenzen. Staaten reagierten zwar auf Forderungen nach verstärkten politischen Verpflichtungen, interpretierten diese aber auf Basis von weiterhin dominanten Perspektiven auf Klimaschutz wie etwa grünem Wachstum, Modernisierung und technologischem Solutionismus (Aykut et al. 2022; Rödder et al. 2024). Diese werden jedoch nicht zuletzt vom IPCC im Assessment Report 6 (WG III) als unzureichende Perspektiven für das Erreichen einer tiefgreifenden Dekarbonisierung angesehen (IPCC 2022a: 1701). Zugleich mag angesichts sinkender Mobilisierungszahlen der Eindruck entstehen, dass Klimagerechtigkeitsnarrative weniger effektiv sind, breit zu mobilisieren. So schreiben Haunss et al., dass sich bei der neuen Klimabewegungen um Fridays for Future zeigte, dass „gegenüber der alten Klimabewegung der geographische Fokus von den oft weit entfernten, schon jetzt vom Klimawandel betroffenen Regionen des Globalen Südens auf den eigenen Lebensraum [verschiebt], womit die unmittelbare Dringlichkeit des Handelns deutlich einfacher zu kommunizieren ist“ (2023: 52). Zugleich ergeben sich durch Klimagerechtigkeitsnarrative andere potenzielle Wirkungen auf Mobilisierung, Kommunikation, und sozialen Wandel, denen bei einem direkten Vergleich der Salienz der Narrative „Klimagerechtigkeit“ und „Klimaschutz“ bisher empirisch zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden ist. So stehen unverknüpfte Gerechtigkeitsvorstellungen effektiver Klimapolitik aktuell häufig im Wege, beispielsweise bei Fragen um Windkraft und Kohleausstieg (Kalt 2021; Zilles/Marg, 2022).

2.3 Alternative Perspektiven und präfigurative Politik

Ein zentraler Kritikpunkt, der die obigen Diskussionen umfasst, ist der anhaltende Eurozentrismus, der das vielfältige Spektrum von Klimaaktivismus, insbesondere außerhalb des Globalen Nordens, weitgehend übersieht (Sultana 2022b, 2023; Wilkens/Datchoua-Tirvaudey 2022; Mikulewicz et al. 2023). Er verengt den Bereich der Klimabewegungsforschung, indem er spezifische Verständnisse von Klimagerechtigkeit und Aktivismus hervorhebt – dies meint vor allem Massenmobilisierungen mit konkreten, an die Politik adressierten Forderungen oder „mehrheitsfähigen“ Narrativen. Dieser Fokus führt dazu, direkte Wege der Einflussnahme auf politische Entscheidungsträger oder die öffentliche Meinung in den Vordergrund zu stellen, während breitere gesellschaftliche Veränderungen vernachlässigt werden, die erst Strukturen für politische Wirkung schaffen können. So können Klimagerechtigkeitsnarrative Ausgangspunkt einer Annäherung zwischen Gewerkschaften und Klimabewegungen sein, wie sich in Deutschland bei Fridays for Future und Verdi zeigte (Lucht/ Liebig 2023). Alternative Formen des Klimagerechtigkeits-Aktivismus sind potenziell weniger einflussreich in Bezug auf globale und nationale Klimapolitik, können aber dennoch auf lokaler Ebene und in bottom-up-Dynamiken von indirekter Relevanz sein und sollten angesichts der Grenzen der globalen Klimagovernance-Mechanismen stärker in den Blick genommen werden.

Präfigurative Praktiken, also Praktiken innerhalb von sozialen Bewegungen oder politischen Kontexten, die bereits in der Gegenwart angestrebte soziale Beziehungen, Organisationsformen und Normen einer zukünftigen Gesellschaft im Lokalen vorwegnehmen, bieten einen wertvollen Rahmen für die Untersuchung dieser vielfältigen Phänomene (Maeckelbergh 2011; Yates 2015; Yates 2021; Yates/De Moor, 2022). Dennoch gibt es nur wenige Studien, die sich auf präfigurative Praktiken innerhalb von Klimabewegungen konzentrieren oder verschiedene Formen des Aktivismus für Klimagerechtigkeit außerhalb des Globalen Nordens untersuchen (Lajarthe/Laigle 2024; Moor et al. 2021; Ullström 2024; Clark/Goldblatt 2024). Unklar bleiben insbesondere die Wechselwirkungen und Diffusionsprozesse zwischen präfigurativer Politik und anderen sozialen Treibern. Eine Analyse dieser Wechselwirkungen wäre allerdings notwendig, um die Wirkungen präfigurativer Politik auf soziale Transformationsdynamiken zu bestimmen (Meissner 2021; Schiller-Merkens 2022).

Zugleich muss die Definition und Bewertung des Erfolgs von Klimabewegungen erweitert und diversifiziert werden. Die Klimabewegungsforschung sollte dabei über rein quantitative Dimensionen der Mobilisierung hinaus auch eher kurzfristige Perspektiven auf Erfolg hinterfragen, um das Verständnis der Wirkungen der Klimabewegung auch auf Lange Sicht zu vertiefen. Drei Konzepte leiten diesen Ansatz: Ressourcen, Prozesse der Verdichtung sowie globale Gelegenheitsstrukturen. Die Breite und Bedeutung der potenziellen Ressourcen, die soziale Bewegungen hervorbringen können, wird durch diese Konzepte unterstrichen. Dies entspricht einem kumulativen Verständnis von Transformationsdynamiken hin zu einer tiefgreifenden Dekarbonisierung. Im nachfolgenden Abschnitt werden erste Ideen für einen qualitativen, offenen Ansatz skizziert, der im Prinzip der tiefgreifenden Dekarbonisierng verankert ist.

3 Erfolgsdefinition im Kontext der tiefgreifenden Dekarbonisierung

Die vorhergehende Diskussion hat wichtige Dynamiken in Bezug auf die traditionell in der Bewegungsforschung behandelten Indikatoren aufgezeigt, insbesondere einschränkende als auch ermöglichende Bedingungen sowie die Fähigkeit von Protest und Mobilisierung, öffentliche Diskurse und Politik zu beeinflussen. Vor dem Hintergrund der komplexen sozialen und politischen Landschaft im Kontext des Klimawandels schlagen wir vor, tiefgreifende Dekarbonisierung als entscheidende Dimension in die Bewertung der Wirkungen von Klimagerechtigkeitsbewegungen zu integrieren. Wir argumentieren, dass Klimabewegungen und klimabezogener Protest auch als ein sozialer Treiber für eine tiefe Dekarbonisierung verstanden werden muss, der in Relation zu weiteren sozialen Treibern steht.

Diese Perspektive erlaubt es, auf die Mobilisierung von Ressourcen und der Prozesse der Verdichtung hinzuweisen, die durch eben jene Treiber stattfinden und sowohl den breiteren Klimaschutzdiskurs als auch Klimaschutzbemühungen beeinflussen. Im Gegensatz zur konventionellen Vorstellung von Dekarbonisierung als einer rein quantitativen Reduzierung von Treibhausgasemissionen, verweist das Konzept der tiefgreifenden Dekarbonisierung auf einen ganzheitlichen Übergang zu netto null CO2 Emissionen, was eine erhebliche Transformation in allen Bereichen des sozialen, politischen und ökonomischen Lebens umfasst (Deep Decarbonization Pathways Project 2015). Diese Transformation erfordert radikale soziale Veränderungen im Hinblick auf Normen, Regeln, Institutionen und Verhaltensweisen (Shove/Walker 2010; O’Brien 2018), um globale Klimaschutzziele wie die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 oder 2 °C bis 2050 zu erreichen (Held et al. 2021; Pagnone et al. 2023).

Um die Dynamik gesellschaftlicher Transformationen zu bewerten, hat die sozialwissenschaftliche Klimaforschung soziale Treiber identifiziert, wie Soziale Mobilisierung und Klimaproteste, die zur Schaffung und Verdichtung von Ressourcen für Klimaschutz beitragen (Wiener et al. 2023; Perino et al. 2021; Pavenstädt et al. 2023). Dies soll ermöglichen, einschränkende und ermöglichende Bedingungen für eine tiefe Dekarbonisierung bis 2050 zu analysieren (Stammer et al. 2021; Engels et al. 2023). Ressourcen umfassen sowohl formelle (z. B. Regelungen, Institutionen) als auch informelle Elemente (z. B. Wissen, Narrative), welche die gesellschaftliche Handlungsfähigkeit im globalen Bemühen um die Minderung des Klimawandels beeinflussen. Darüber hinaus stärken die Schaffung und Verdichtung dieser Ressourcen die globalen Handlungsspielräume für verschiedene soziale Treiber wie Rechtsstreitigkeiten, transnationale Initiativen, Medienengagement und das Divestment von fossilen Brennstoffen (Engels et al. 2023).

Das Konzept der globalen Gelegenheitsstruktur (global opportunity structure, GOS) für Klimaschutz umfasst mehrere miteinander verbundene Elemente: die kontextuellen Bedingungen, die die gesellschaftliche Handlungsfähigkeit in Bezug auf Klimafragen prägen, die Sichtbarkeit der für Klimaschutz verfügbaren Ressourcen auf globaler Ebene und die gemeinsamen Strategien, die von sozialen Akteuren angewendet werden (Kitschelt 1986). Durch die Erweiterung dieses Rahmens auf die globale Ebene werden die verschiedenen kontextuellen Faktoren untersucht, die auf die gesellschaftliche Handlungsfähigkeit in einer mehrdimensionalen Landschaft Einfluss nehmen (Vanhala 2022). Soziale Treiber schaffen kontinuierlich neue Ressourcen, die zukünftige Klimaschutzaktivitäten für andere Treiber erleichtern oder auch erschweren können (Paiement 2020; Aykut et al. 2022), durch welche sich der globale Handlungsspielraum dynamisch entwickelt. Beispielsweise erlangen lokale Initiativen globale Relevanz, wenn ihre Strategien und Ressourcen für Klimaschutzaktivisten weltweit sichtbar und zugänglich werden (Grosse/Mark 2020).

3.1 Was ist Wirkung? – Ressourcen & Verdichtung

Wir argumentieren daher, dass die Definition und Bewertung von Wirkung von Klimabewegungen eine breitere und differenziertere Perspektive erfordert. Durch die Aufnahme des Ansatzes der tiefgreifenden Dekarbonisierung sollte die Klimabewegungsforschung über quantitative Mobilisierungsmetriken und kurzfristige Indikatoren hinausgehen. Diese Verschiebung hebt die Bedeutung hervor, Klimaschutzressourcen und deren Verbindungen zu verschiedenen politischen Themen, Akteuren und Kämpfen zu berücksichtigen. Drei leitende Konzepte sind Ressourcen, Verdichtung und die GOS. Diese Konzepte umfassen eine breite Palette formeller und informeller Ressourcen, die soziale Bewegungen mobilisieren können und deren Relevanz über nationale Grenzen hinausgeht. Im Kontext von Klimabewegungen schließt das Konzept der Verdichtung nicht nur eine Zunahme von Protesten ein, sondern auch das Entstehen neuer Formen des Aktivismus, innovativer Narrative, gemeinschaftsbasierter Lebensalternativen, und stärker werdende Wechselbeziehungen zwischen verschiedenen Akteuren (z. B. zwischen wissenschaftlichen Akteuren und sozialen Bewegungen). Während die strukturellen Einschränkungen, unter denen die Aktionen von Bewegungen stattfinden, weiterhin anerkannt werden, bricht dieser Rahmen mit dem methodologischen Nationalismus und ermöglicht eine Analyse von Veränderungspfaden, die über traditionelle Ansätze hinausgeht. Die Produktion von Ressourcen und Verdichtungsdynamiken veranschaulichen Transformation durch kumulierte Veränderungen in der GOS.3 Das „Globale“ ist hier aber kein schlichter Ersatz für den methodologischen Nationalismus. Das Konzept der GOS verweist vielmehr auf die Möglichkeiten für den Klimaschutz durch neue Ressourcen, die oft in lokalen Kontexten entstehen. Ein prominentes Beispiel sind klimabezogene Klagen, welche in erfolgreichen Fällen Präzedenzfälle in der Rechtssprechung schaffen – Ressourcen, auf die sich wiederum andere Akteure in anderen Kontexten beziehen, über Klimaaktivist*innen, auch Politiker*innen sowie nationale und internationale Gerichte (Aykut et al. 2024).

3.2 Rückkehr zu lokalen Praktiken

Ressourcen umfassen zudem lokale und supralokale Erfahrungen, Praktiken und Perspektiven, die der globalen Verbreitung westlicher Klimabewegungen vorangehen (Sultana 2021). Der Rahmen der Klimagerechtigkeit fördert einen Übergang von einem starren Fokus auf großangelegte Proteste und ermöglicht damit ein erweitertes Aktionsrepertoire, insbesondere in Hinblick auf lokale und präfigurative Praktiken. Lokale kollektive Praktiken schaffen damit zunächst notwendige Unterstützungsstrukturen zur Minderung negativer Auswirkungen des Klimawandels (Abimbola et al. 2021; Wilkens/Datchoua-Tirvaudey 2022). Damit fokussieren sie die Verbesserung des gemeinschaftlichen Wohlbefindens durch gegenseitige Hilfe, Solidarität und Fürsorge. Trotz ihrer begrenzten Reichweite können solche Praktiken auf der Mikroebene starke soziale Strukturen schaffen, die für die Bewältigung der Folgen der Klimakrise von entscheidender Bedeutung sind. Kollektive Aktivitäten auf Nachbarschaftsebene können von Bewältigungsmechanismen zu Widerstandsformen übergehen und eine Gemeinschaft schaffen, die kollektive Handlungsfähigkeit fördert (Méndez 2020). Diese lokale Aktivität steht im Einklang mit der Theorie der radikalen Demokratie, die betont, wie konkrete kollektive Aktionen die „radikale Vorstellungskraft“ anregen können (Scurr/Bowden, 2021) – ein präfiguratives Verfahren, bei dem Gemeinschaften alternative Lebens- und Gemeinschaftsformen basierend auf Fürsorge und Solidarität entwerfen. Gemeinschaften beginnen, diese neu gedachten Normen auf überregionaler Ebene zu operationalisieren, was letztendlich die Skalierung innovativer Praktiken fördert (Sandberg 2020; Lorey 2019; Jasanoff 2015). Gleichzeitig stellt sich für die Klimabewegung die Herausforderung und der Anspruch, den politischen Druck auf Regierungen und Institutionen aufrecht zu erhalten. Bislang fehlt es allerdings an integrierten Forschungsansätzen, die systematisch betrachten, wie lokale Praktiken skalieren und in Wechselwirkungen mit anderen gesellschaftlichen Dynamiken treten können.

3.3 Für eine erweiterte Akteursperspektive

Die Anerkennung, dass relevantes Bewegungshandeln für Klimagerechtigkeit über traditionelle Bewegungsakteure wie etwa Bewegungsorganisationen und NGOs hinausgehen, ist von entscheidender Bedeutung. Andere soziale Treiber sind in Aktivitäten der Klimabewegung eingebunden und bilden Allianzen, die Wirkungen von Bewegungen verstärken können oder gar selbst aktivistisch auftreten können. Diese Interaktionen mit anderen sozialen Treiben haben Auswirkungen auf die dynamische Reproduktion und den Wandel der GOS, der die kontextuellen Faktoren umfasst, die Klimaschutzmaßnahmen ermöglichen oder einschränken könnten. Die Zapatista-Bewegung beispielsweise geht über eurozentrische Definitionen von Bewegungsakteuren und -handeln hinaus, bildet intersektionale Allianzen und organisiert alternative Institutionen und Unterstützungsnetzwerke (Andrews 2018; Stahler-Sholk 2019). Das Konzept der GOS betont, dass die Ressourcen sozialer Treiber an Materialität gewinnen, wenn sie von anderen Akteuren genutzt werden, was zu Veränderungen in der GOS beiträgt. Der Fokus auf die etablierten Verbindungen durch geteilte Ressourcen ermöglicht es, eine breitere Palette von Akteuren und deren Wechselwirkungen in den Fokus zu nehmen – was negative Effekte (in Hinblick auf tiefgreifende Dekarbonisierung) miteinschließt.

So verdeutlichte das Verhältnis zwischen Klimabewegung und Unternehmensvertreter*innen und Politiker*innen auf der COP26 die Problematik des Mainstream-Appeals der Narrative der Klimabewegungen, deren „this is an emergency“ als Ressource für politische Reden kooptiert und ihrer aktivistischen Bedeutung entzogen wurde (Aykut et al. 2022; Rödder et al. 2024). Diese dynamischen Aspekte zeigen, dass allgemeine Metriken wie die öffentliche Reichweite hinterfragt werden und um eine qualitative Perspektive erweitert werden sollten. Weitere Wechselwirkungen, die intensivere Untersuchung verdienen, sind die Verknüpfungen zwischen Bewegungen und der Wissenschaft (Soßdorf/Burgi 2022; Thierry 2023; Rödder/Pavenstädt 2023; Faehnrich et al. 2020). Die Bemühungen, Klimaschutzakteure zu unterstützen (Hagedorn et al. 2019) oder selbst aktivistisch tätig zu werden, kann zu Neudeutungen der Rolle der Wissenschaft beitragen und zu Veränderungen in Wissenspraktiken, wie z. B. im Hinblick auf Wissenschaftskommunikation (Dablander et al. 2024). Auch wenn diese Entwicklungen sehr unterschiedlich bewertet werden (Turnhout 2024; van Eck et al. 2024; Büntgen 2024), führen diese veränderten Praktiken, beispielsweise einer veränderten und stärker intervenierenden Wissenschaftskommunikation, zu neuen Ressourcen (Newell et al. 2021). Angesichts der Entwicklungen im Klimaaktivismus weg von Massenmobilisierungen und Klimaschutz-Narrativen könnten neue Aktionsrepertoires und Klimagerechtigkeitsnarrative neue Ressourcen bereitstellen, die an anderen Orten und in anderen Formen Wirkung entfalten und den benötigten transformativen Wandel voranbringen.

3.4 Fokus auf transformativen Wandel

Damit ist die grundlegende Frage angesprochen, welche analytische Rolle dem „transformativen Wandel“ in der sozialwissenschaftlichen Klimaforschung beikommt und welche normativen Aspekte mit dem Konzept verbunden sind. Im IPCC ist das Konzept definiert als: „A system wide change that requires more than technological change through consideration of social and economic factors that, with technology, can bring about rapid change at scale.“ (IPCC 2022b: 2925). Hier dient der Begriff zur Abgrenzung von inkrementellen Wandlungsprozessen (Geels/Kemp 2007), sowohl im Hinblick auf die Temporalität des Wandels als auch auf die strukturelle Tiefe von Wandlungsprozessen.

Während wir dafür plädieren, potenzielle paradigmatische Veränderungen im Zusammenhang mit Klimabewegungen intensiver zu erforschen, müssen wir anerkennen, dass das Konzept des transformativen Wandels komplex zu greifen ist. Während einige Forschungsansätze versuchen, sich solchen Wandlungsprozessen analytisch über das Konzept der sozialen Kipppunkte zu nähern, werden diese dafür kritisiert, auf feste Vorstellungen von Irreversibilität, Linearität und Monokausalität angewiesen zu sein (Milkoreit 2023). Wir betrachten soziale Prozesse als grundsätzlich offen, was wiederum bedeutet, dass der transformative Charakter von Wandel erst im Nachgang identifiziert wird, da keine Prozesslogik angenommen werden kann. Ein Wandel muss nicht zwingend das Ergebnis eines Handelnden sein, der für diesen genauen Systemwandel (oder auch nur für inkrementelle Veränderungen) mobilisiert, selbst wenn genau dies eine zentrale Forderung von Klimabewegung ist (Jasper 2014; Neville/Martin 2023). Vielmehr argumentieren wir, dass eine kumulative Perspektive, also eine Konzeption von Wandlungsprozessen als Zusammenspiel einer Vielzahl von Ressourcen und Treibern, einen realistischeren Ansatz zur Untersuchung dieser Wirkungen bietet. So können wir die Möglichkeit eines transformativen Wandels empirisch offen erfassen und zuordnen. Das Wechselspiel von sozialen Treibern und der GOS ist damit anschlussfähig an etablierte Theorien sozialen Wandels (Hall 1993; Finnemore/Sikkink 1998; Geels 2011; Feola 2015; Hajer/Versteeg 2005). Im Hinblick auf die Klimabewegungen erlaubt der Ansatz, die häufig kontrovers geführten Debatten um die Wirksamkeit verschiedener Protestpraktiken in ihren kumulativen (Wechsel-)wirkungen mit anderenen sozialen Treibern zu untersuchen (Rucht 2023; Hayes/MacGregor 2023; Moor/Marquardt 2023; Gulliver et al. 2023; Ozden/Glover 2022; Berglund/Bailey 2022).

Dieses theoretische Argument lässt sich anhand von Klimagerechtigkeit als diskursivem Konzept illustrieren. Klimagerechtigkeit hat bei den Klimabewegungen im Globalen Norden zuletzt wieder an Zugkraft gewonnen, und damit einhergehend neue Protestpraktiken und Akteursnetzwerke und Allianzen motiviert (Lucht/Liebig 2023; Marquardt 2020; Svensson/Wahlström 2023; Sorce/Dumitrica 2021; Pavenstädt 2024). Beispielsweise wurde versucht, lokale, nationale und internationale Akteur*innen in die Zusammenarbeit mit anti-rassistischen Organisationen einzubeziehen. Jedoch hat sich bislang keine großangelegte, organisierte Unterstützung materialisiert, die eine gemeinsame Mobilisierung und den Kampf gegen strukturelle Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten im Sinne der Intersektionalität ermöglichen würde (Sultana 2021; 2022a). Interne Streitigkeiten und Strukturen von Rassismus innerhalb von Bewegungsorganisationen haben sich negativ auf die Protestmobilisierung ausgewirkt, indem sie öffentliche Meinungsverschiedenheiten, Zerrüttung und letztlich die Fragmentierung der Bewegung förderten (Mullen/Widener 2022). Trotzdem haben diese Entwicklungen bei den Klimabewegungen im Globalen Norden zur Herausbildung neuer Allianzen und Räume beigetragen. Im Sinne des Konzepts der GOS haben sie Ressourcen für sich selbst und andere Akteure bereitgestellt. Ebenso kann argumentiert werden, dass die Bemühungen der Klimabewegungen, mehr Erfahrungen und Aktionen aus dem Globalen Süden in den Fokus zu rücken, erste Ergebnisse zeigen. Sowohl im öffentlichen Diskurs im Globalen Norden als auch innerhalb der Bewegungen werden zunehmend Narrative aus den am meisten betroffenen und benachteiligten Gemeinschaften integriert und verbreitet, was mehr Sichtbarkeit verleiht und somit potenziell zur Steigerung des Dringlichkeitsgefühls und politischen Drucks beiträgt (Ortiz 2022; Zamponi et al. 2022).

Fazit & Ausblick

Klimagerechtigkeit ist nach wie vor ein stark umkämpfter Begriff innerhalb westlicher Klimabewegungen und bleibt als Konzept bislang in Bezug auf politische Agenden, Zukunftsvisionen und Anforderungen vage. Dennoch zeigt sich ein Wandel im qualitativen Verständnis vieler Bewegungsakteure, indem der Klimawandel zunehmend als komplexer politischer Konflikt denn als einfaches Emissionsproblem verstanden wird. Dies macht Klimabewegungen zu Anbietern eines anderen Ressourcensatzes als zuvor. Diese Ressourcen müssen jedoch nicht weniger wirkungsvoll sein als diejenigen, die sie zuvor bereitgestellt haben.

Zusammengefasst schlägt der von uns skizzierte Forschungsansatz daher vor, transformative Wirkungen der Klimabewegung als Ergebnis anhaltender Anstrengungen vieler Akteure zu verstehen und die Beziehungen verschiedener sozialer Treiber und ihrer Ressourcen systematisch zu untersuchen. Grundsätzlich ist ein solcher Ansatz damit auf andere komplexe soziale Probleme wie etwa (Anti-)Rassismus übertragbar, wo beispielsweise die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Black Lives Matter, den Ressourcen der Bewegung und anderen sozialen Treibern neue Perspektiven auf deren Wirkung eröffnen können. Durch die (teilweise) Dezentralisierung der Bewegungsforschung weg von konventionell gefassten Bewegungsakteuren und einer erweiterten Perspektive auf Wirkungen von Bewegung im Kontext globaler Gelegenheitsstrukturen und sozialer Treiber eröffnen sich relevante Möglichkeiten für die Bewegungsforschung.


Hinweis

Universität Hamburg, Exzellenzcluster ‚Climate, Climatic Change, and Society‘ (CLICCS). Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder – EXC 2037 „CLICCS – Klima, Klimawandel und Gesellschaft“ – Projektnummer: 390683824, Beitrag zu dem Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) an der Universität Hamburg.


Über die Autor*innen

Dr. Jan Wilkens ist Politikwissenschaftler und Senior Researcher im Syntheseprojekt des Exzellenzclusters „Klima, Klimawandel und Gesellschaft (CLICCS)“ der Universität Hamburg.

Christopher N. Pavenstädt ist Soziologe und Doktorand im Fachbereich Sozialwissenschaften an der Universität Hamburg. Zudem ist er Teil des Exzellenzclusters „Klima, Klimawandel und Gesellschaft (CLICCS)“ an der Universität Hamburg.

Charlotte Huch ist Politikwissenschaftlerin, Doktorandin der Kriminologie und war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Exzellenzcluster „Klima, Klimawandel und Gesellschaft (CLICCS)“ der Universität Hamburg. Seit 2024 bringt sie ihre Expertise in Tätigkeiten der angewandten Sozialwissenschaften ein, u.a. als Koordinatorin im internationalen Projektmanagement und als Mitarbeiterin für Evaluationen sowie Studien in der internationalen Kooperation- und Entwicklungszusammenarbeit.

Literatur

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  1. Auf Herausforderungen und Problematiken dieses Ziels kann hier nicht vertieft eingegangen werden. Neben normativen Aspekten ist das Ziel selbst vage und Interpretationen variieren teils stark. ↩︎
  2. Einige der wenige Analysen von Klimabewegungen, die das Konzept nutzen, finden sich bei Uldam (2013), Paterson et al. (2023), und Schack/Wahlström (2024). ↩︎
  3. Kumulativ beschreibt hier den prozeduralen Charakter von sozialen Wandel, der im Kontrast zu hervorgebrachten Konzepten von linearen und mechanistischen „sozialen Kipppunkten“ steht (vgl. Winkelmann et al. 2022, Milkoreit 2023). Im Bezug auf die GOS reflektiert der Begriff, dass Wandlungsprozesse von komplexen und vielschichtigen Interaktionen mehrerer sozialer Treiber und der abhängig sind, die kumuliert zu Wandlungsprozessen führen können. ↩︎

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