Das ipb in den Medien

Natürlich gibt es Streit bei Fridays for Future um die Ausrichtung, die Ziele und die Aktionen, aber das sind keine unfruchtbaren Fraktionierungskämpfe. In sozialen Bewegungen gibt es immer Streit über Ziele und Aktionsformen, weil es sich dabei eben nicht um festgefügte Organisationen handelt. In manchen Städten gab es ja auch schon gemeinsame Aktionen der beiden Gruppen. Extinction Rebellion ist vielmehr ein Ausdruck der Diversifizierung der gesamten Klimabewegung.

Frankfurter Rundschau, 25.10.2019: Extinction Rebellion – etablierte Protestform des zivilen Ungehorsams

Sebastian Haunss in der FR

Uns begegnet in der Feldforschung immer der Verweis auf “Stuttgart 21”: Man möchte unbedingt vermeiden, dass sich die Fronten so verhärten. […] Man ist insofern ängstlicher, als man Planungssicherheit herstellen möchte. Keinesfalls möchte man riskieren, dass ein Projekt beklagt wird. Deswegen werden mögliche Bedenken sehr früh abgefragt und man versucht, sie aufzufangen. Das ist eine gewisse Form von Ängstlichkeit. Aber eine, die zu planungssichereren Projekten führt.

Rhein-Neckar-Zeitung, 26.10.2019: Stuttgart 21: Warum der Protest seit zehn Jahren Vorbildcharakter hat

Julia Zilles in der Rhein-Neckar-Zeitung

Einer der Slogans von Extinction Rebellion lautet: Hope dies, action begins. Die Aktivisten setzen also offenbar keine Hoffnung mehr in die Politik, sondern sagen sich: Wir müssen selbst handeln, bevor es zu spät ist. Das ist bei Fridays for Future immer noch anders. Greta Thunberg hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sie etwas damit bewirken kann, wenn sie zum Beispiel vor der UN spricht.
Süddeutsche Zeitung, 11.10.2019: “Aktivisten haben sich bei den Polizisten bedankt”

Julia Zilles in der Süddeutschen Zeitung

Wenn etwa protestierende Jugendliche illegale Gewalt durch die Polizei anzeigen und das Verfahren nicht nur eingestellt wird, sondern sie vielleicht sogar eine Gegenanzeige wegen Widerstandshandlung erhalten, erschüttert das nicht nur das Vertrauen in die Polizei, sondern auch in den Rechtsstaat.

Abendzeitung, 24.10.2019: Polizeigewalt: “Der Polizei glaubt man eher als dem Bürger”

Roman Thurn in der Abendzeitung

Welche Richtung die Radikalisierung in der Klimabewegung nimmt, ist nicht ausgemacht. Der Weg in die Gewalt ist angesichts der geschilderten Selbstbeschränkung und angesichts der Abwesenheit einer Debatte dazu nicht die wahrscheinlichste Perspektive. Die größere Gefahr ist die radikalisierende Wirkung der Resignation. Wenn hunderttausende die Erfahrung machen, dass ihr Engagement ins Leere führt und die Klimakrise nicht adäquat angegangen wird, sind die Folgen für die demokratische Substanz, für das Vertrauen in das Funktionieren demokratischer Institutionen verheerend.

Tagesspiegel am Sonntag, 6.10.2019: Wir müssen über die Radikalisierung der Klimabewegung reden. Aber anders als bisher

Simon Teune im Tagesspiegel

Soziologen wie Piotr Kocyba erklären das Phänomen mit der Geschichte. “Linke Ideologie hat sich in den Jahren der kommunistischen Zeiten diskreditiert, und Demokratie hat noch keinen hohen Wert”, sagt der Wissenschaftler, der an der Technischen Universität in Chemnitz lehrt. Zu dem Hass auf die EU geselle sich das Unbehagen, dass es mit dem wirtschaftlichen Aufschwung nicht schnell genug geht. “Da kommt das Gefühl auf, wir müssen es denen mal zeigen, wie es richtig geht.”

Stern, 21.10.2019: Rechte Jugendliche in Polen – Jakubs Kreuzzug gegen Schwule und Lesben

Piotr Kocyba im Stern

Hier entscheidet die Polizei völlig alleine, was ist ein Widerstand. Die Polizei entscheidet völlig alleine, was ist ein Übergriff. Und sie kann damit auch beliebig, sozusagen selbstreferenziell, ihre eigenen Daten produzieren. Also man muss sie sehr kritisch hinterfragen und es ist sehr fragwürdig, aus diesen Zahlen eine Vermehrung der Übergriffe zu schlussfolgern.

Deutschlandfunk, 07.10.2019: Warum Deutschlands Polizei aufgerüstet wird

Clemens Arzt im DLF

In Deutschland ist die Protestbewegung der “Extinction Rebellion” ein Phänomen, das überhaupt erst durch “Fridays for Future” entstehen konnte. Man muss sich das so vorstellen: Es gibt unterschiedliche Akteure die präsent sind und wenn es einem Akteur gelingt, eine Mobilisierung anzuschieben, dann wirkt sich das auch auf andere Klimabewegungen aus. Die sind dadurch öfter bereit auf die Straße zu gehen, wobei die Aktionen der “Extinction Rebellion” im Vergleich zu vielen “Fridays for Future”-Protesten eher noch klein sind.

MDR, 08.10.2019: “Damit man etwas ändern kann, braucht Protest Aufmerksamkeit”

Sebastian Haunss im MDR

Dass die Proteste auch in Gewalt umschlagen könnten, glaubt Teune nicht. In der Klimabewegung sei ziviler Ungehorsam die „höchste Eskalationsstufe“, betont er. Die Protestler sähen es als „moralische Notwendigkeit“, gewisse Grenzen zu übertreten, würden sich aber ausdrücklich zur Gewaltfreiheit bekennen.

Deutschlandfunk Kultur, 07.10.2019: Ziviler Ungehorsam als Antwort auf politische Untätigkeit

Simon Teune in Deutschlandfunk Kultur

Es ist die große offene Frage, wohin sich diese Klimabewegung und die politische Polarisierung bewegt. Wir wissen, dass es eine starke, neue Konfliktlinie in westeuropäischen Gesellschaften gibt, die Fragen von Öffnung, Abgrenzung, Identität und unserem Verständnis darüber, wer wir sind und wer die anderen, in den Vordergrund stellt. Es ist noch nicht klar, ob sich der Klimakonflikt da einbettet.

Morgenpost, 13.10.2019: Forscher erklärt, wie Extinction Rebellion und Fridays for Future ticken

 

Swen Hutter in der Berliner Morgenpost