Call for Contributions zum Workshop des Arbeitskreises Soziale Bewegungen und Polizei des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung (ipb) am 21.02.2020 in Berlin
Police Materialities. Zu Interaktionsdynamiken zwischen der Polizei und ihren Objekten
Abstracts für Beiträge samt Titel zum Workshop (max. 250 Wörter) bitte bis zum 15.01.2020 per Mail an: stephanie.schmidt@uibk.ac.at und roman.thurn@soziologie.uni-muenchen.de
Objekte erhalten im Alltag der Polizei einen spezifischen Sinn: Die Bewaffnung des sogenannten polizeilichen Gegenübers beispielsweise – meistens mit einem Messer oder einen Stein – bildet einen zentralen Gegenstand unheilvoller Narrationen über den polizeilichen Alltag und rechtfertigt nicht zuletzt auch polizeiliche Maßnahmen. Dabei können Narrationen über die gefährlichen Objekte der anderen derart wirkmächtig sein, dass sie, wie bei den vermeintlich vorbereiteten Steinplatten beim G20-Gipfel in Hamburg 2017, eskalierende Situationsdynamiken begünstigen. Objekte und nicht zuletzt Waffen sind umgekehrt jedoch auch Einsatz- und Arbeitsmittel in der Polizei. Als Werkzeuge polizeilicher Arbeit dienen Wasserwerfer, Pfefferspray, Tonfa und co unter anderem dem policing von Demonstrations- und Protestereignissen und sind damit Teil von Interaktionsdynamiken zwischen Polizei und ihrem Gegenüber. Zwar ist die Bewaffnung der Polizist*innen als violence workers (Micol Seigel) zentral, zugleich jedoch kommt Objekten, wie Funkgeräten, Akten, Computern oder Uniformen eine grundlegende Bedeutung in der polizeilichen Arbeit zu. Neben ihren praktischen Funktionen, die den Arbeitsalltag strukturieren, sind ihnen auch kulturelle Bedeutungen eingeschrieben: Ausrüstungen verweisen auf die soziale Stellung (auch innerhalb der Organisation), durch Patches oder Sticker werden politische Positionierungen sichtbar oder affektionale Beziehungen zu den Objekten werden aufgebaut.Vor diesem Hintergrund wollen wir im Workshop Fragen über die Interaktionsdynamiken mit und ausgehend von Objekten im polizeilichen Arbeiten diskutieren.
Uns interessieren dabei im Wesentlichen drei Komplexe:
- Dingbedeutungen in der Interaktion: Welchen Sinn schreiben die an der Interaktion beteiligten einem materiellen Gegenstand zu? Wie haben sich Objekte polizeilichen Arbeitens hinsichtlich ihrer Ästhetik und Funktion entwickelt? Wie werden Objekte über ihre Funktionalität hinaus im Protestgeschehen genutzt
- Interaktionsdynamiken zwischen dem Einsatz von Arbeitsmittel der Polizei und dem Demonstrationsgeschehen: Welchen Einfluss hat der Einsatz verschiedener Objekte in der Arbeit der Polizei? Wie verändert sich hierdurch das Protestgeschehen (Stichwort: Videoüberwachung)?
- Narrationen über die „gefährlichen“ Objekte von Protestteilnehmer*innen und deren Rolle in der Interaktion: Wie werden die als gefährlich markierten Gegenstände, z.B. Fahnenstangen oder Pyrotechnik, von Protestteilnehmer*innen Gegenstand polizeilicher Maßnahmen. Und wie geht Protest damit um? (Stichwort: Klobürstenproteste von Hamburg 2014.
Relevant sind für uns auch Objekte und Arbeitsmittel, die nicht in erster Linie als Einsatzwaffen verwendet werden: Sperrgitter, Helme, Megafone, Handschellen, Videoüberwachung, Formulare etc. Ein Bezug zu Protest Policing ist wünschenswert, aber auch allgemeine (gern auch historische) Analysen zu Polizei und Objekten sind willkommen.
Link zum AK Soziale Bewegungen & Polizei: https://protestinstitut.eu/uber-das-institut/arbeitskreise/ak-soziale-bewegungen-und-polizei/
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