Letzter Ausweg: Protestcamp. Zur Selbstorganisation von Flüchtenden vor einer Notunterkunft
Mit der Zunahme der Asylantragszahlen in Deutschland seit 2008 haben auch die Proteste gegen die Unterbringungsbedingungen in Sammelunterkünften wieder zugenommen. Einer dieser Proteste ist Gegenstand dieses working paper. Vor einer Notunterkunft einer bundesdeutschen Großstadt haben Bewohner*innen ein Protestcamp aufgebaut, um auf die desolaten Unterbringungsbedingungen aufmerksam zu machen und um für deren Verbesserung einzutreten.
Mittels qualitativer Leitfadeninterviews, informellen Gesprächen, teilnehmender Beobachtungen und einer Medien- und Dokumentenanalyse haben wir ein differenziertes Bild des Protests und dessen Kontext erhalten.
Der Schwerpunkt unserer Analyse lag auf den Ausgangsbedingungen in der Unterkunft, der Formierung des Protestcamps und dessen Verlauf, den erhobenen Forderungen, relevanten Akteur*innen(konstellationen) und zentralen Erfolgen. Darauf aufbauend haben wir protest- und partizipationshemmende sowie -fördernde Faktoren identifiziert. Die Analyse des Protestcamps macht nicht nur sichtbar, wie schwierig es für Flüchtende ist, sich für eine Verbesserung ihrer Situation einzusetzen. Sie gibt darüber hin-aus auch Einblicke in die Unterbringungsbedingungen von Flüchtenden.